Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty

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seltsam ausdruckslos. Aber Arkady konnte durch das dünne Hemd die Wärme seiner Haut spüren und seine Schulterknochen unter ihrer viel zu dünnen Hülle aus Muskeln und Sehnen.
    »Ich wollte nur … «, begann Arkady, verstummte aber wieder, weil Arkasha im selben Moment zu sprechen begonnen hatte.
    »Was?«, fragten beide gleichzeitig – und lachten nervös.
    Arkasha hob eine Hand, beendete die Geste aber nicht und ließ sie wieder sinken. »Ich sollte mich wieder an die Arbeit machen«, sagte er.
    »Warum?«, fragte Arkady. Er schob die Hand bis in Arkashas Nacken hinauf, rechnete damit, dass Arkasha vor der Berührung zurückscheuen würde, konnte sich aber nicht beherrschen. »Warum wehrst du dich so dagegen, glücklich zu sein?«
    Arkasha blinzelte wie jemand, der aus einem verdunkelten Zimmer ins helle Sonnenlicht trat. »Ich habe mich oft selbst
in Schwierigkeiten gebracht«, sagte er. »Du würdest dir keinen Gefallen tun.«
    »Das ist mir gleich.«
    »Sollte es aber nicht«, sagte Arkasha. Aber er ließ es zu, dass Arkady ihn näher an sich heranzog.
    »Es ist mir gleich«, wiederholte Arkady.
    Halb davon überzeugt, dass er ihn wegschieben würde, schloss er Arkasha in die Arme und küsste ihn noch einmal … doch diesmal alles andere als züchtig.

    »Ich mag deine Haarwirbel«, sagte Arkasha. »Ich bin dem armen Hund endlos und unterwürfig dankbar, der dafür verantwortlich ist. Wenn er nicht bei der Arbeit eingenickt wäre, hättest du dich vielleicht zu einem ganz anderen Menschen entwickelt. Du hättest dich vielleicht nie in deine dummen kleinen Ameisen verliebt. Und ich hätte dich vielleicht nie kennengelernt, geschweige denn mich in dich verliebt.«
    Sie lagen in ihrer Kabine nebeneinander in der unteren Schlafkoje, tranken noch mehr vom widerlichen Wodka der Aurelias und gönnten sich eine kurze Auszeit vom Wahnsinn, der die übrige Mannschaft verzehrte.
    »Hat Aurelia dir schon Ergebnisse ihrer Analysen vorgelegt? «
    »Nicht das Thema wechseln. Ich habe noch niemals Haare gesehen, die so außer Kontrolle geraten sind. Kein Wunder, dass du so vom adaptiven Wert von Abweichungen besessen bist.«
    Arkady strich sich mit der Hand über die anstößigen Wirbel, was aber ohne Wirkung blieb. »Sie sind hässlich.«
    »Sie sind außergewöhnlich.«
    »Sie sind eine Abweichung.«
    »Sie sind ein Versehen. Irgendein armer Gendesigner war zu sehr beschäftigt mit den Produktionsquoten der nächsten Woche oder mit seinem Verdauungsproblem oder mit seiner unerwiderten Liebe für irgendeinen normgerechten, nachweisbar
A-äquivalenten Schwanz, hinter dem er im Moment her war. Er war mit den Gedanken nicht bei der Sache«, Arkashas freie Hand rutschte Arkadys Brust hinunter und strich über seinen Bauch, »und daher hat er sich unverzeihlicherweise nicht genügend auf die anstehende Arbeit konzentriert. Und so schlich sich ein Fehler ein in Gen D1746 an der 42. Position im achtzehnten Chromosom. Das ist die Genposition, die für dein wuscheliges Haar und das deiner Leidensgenossen verantwortlich ist. Unser armer Gendesigner übersah den Fehler. Er pflanzte sich fort. Das Kontrollteam, wahrscheinlich durch Arbeit, Lust oder Verdauung ebenso abgelenkt, hat den Fehler auch nicht bemerkt. Und so pflanzte er sich weiter fort. Was am Ende zu deinen spektakulären Haarwirbeln führte. Was wiederum dazu führte, dass ich mich in dich verliebte. Was wiederum dazu führen wird, dass … Hier, halt mal.«
    »Du bist betrunken.« Arkady nahm den Becher, den Arkasha ihm hinhielt, und bemerkte zu spät, dass es nirgendwo in der schmalen Schlafkoje eine Stelle gab, wo man ihn abstellen konnte – und dass Arkasha genau darauf spekuliert hatte.
    »Stimmt, stimmt genau«, sagte Arkasha, der eifrig mit der Kordel von Arkadys Hose beschäftigt war. »Außerdem bin ich ein Drückeberger, ein Simulant und ein unverbesserlicher Abweichler. Was mich alles nicht von der alles überragenden moralischen Bedeutung der Offenbarung ablenken wird, die ich dir zuteilwerden lassen will.«
    »Und die worin besteht?«
    »Dass ich dich liebe – habe ich eigentlich erwähnt, dass du meine Brillanz und Originalität überhaupt nicht zu schätzen weißt? –, und dass ich dich liebe, gerade weil deine Gendesigner diesen Fehler gemacht haben.«
    Arkady gab einen unfeinen Laut von sich. »Immerhin ist mein Haarwirbel auf, nicht in meinem Schädel.«
    »Genau.« Arkasha sagte es im selben Moment, als er Arkady endlich so weit gebracht hatte,