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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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hielt die Arme steif vom Körper weg, die Hände nach oben gedreht und die Finger gespreizt, damit jeder sie sehen konnte. Nach einigem Nachdenken kam Arkady zu dem Schluss, dass es eine gute Idee wäre, es genauso zu machen.
    Die Stimme, die aus dem Schatten gesprochen hatte, war fast mit Sicherheit Catherine Lis Stimme gewesen, aber keiner der sechs kräftigen jungen Körper, die aus den umliegenden Häusern hervorkamen, war ihrer.
    Es waren Soldaten, aber selbst nach israelischen Maßstäben hatten sie etwas verwirrend Tristes und Abgerissenes an sich. Ihre Uniformen sahen auf den ersten Blick so aus, als seien sie zerrissen und wieder grob geflickt worden. Es dauerte einige Minuten der Verwirrung, bis Arkady dahinter kam, dass die »Flicken« aus Klebeband bestanden, mit dem sie alle Rangabzeichen ihrer Einheit überklebt hatten.
    »He, Leute«, sagte einer aus der Geheimtruppe, als er Osnat erblickte. »Es ist Hoffman! Wir haben einen Tiger erbeutet. Komm her, Kätzchen, kooooomm!«
    »Werd endlich erwachsen«, knurrte Osnat.
    Ein zweiter Soldat kam herüber, um Arkady zu filzen. Als die Hände des Jungen unter seine Arme und über seinen Brustkorb strichen, sah Arkady an der Brusttasche seiner Uniform etwas Silbernes aufblitzen. Er sah genauer hin und entdeckte einen kleinen Anstecker, der einen stark gekrümmten Säbel darstellte, welcher aus einem Paar ausgebreiteter Adlerschwingen hervorwuchs.
    »Du hast vergessen, deinen Anstecker abzukleben«, sagte er.
    »Wer bist du, einer von der IAS-Qualitätskontrolle? Ich habe keine Klebeband mehr, Mann.«

    »Es ist sowieso egal. Ich weiß nicht, was das Abzeichen bedeutet.« Was nicht ganz stimmte: die ausgebreiteten Schwingen der Fallschirmjäger verrieten Arkady, dass er es mit Kommandosoldaten aus einer von Israels legendären Sayerets oder Sonderkommandos zu tun hatte. Aber er hatte nicht die geringste Ahnung, aus welcher Einheit.
    »Es bedeutet ›Ich liebe Mama‹«, witzelte der Soldat. »Und jetzt dreh dich um und spreiz die Beine, Schlemihl.«
    Arkady drehte sich gehorsam um – und endlich sah er Li.
    Selbst wenn sie nur auf der Straße stand und nichts tat, hatte sie etwas an sich, das die Israelis wie Spielzeugsoldaten erscheinen ließ. Sie war ähnlich wie Osnat gekleidet: in eine unauffällige, graubraune Standarduniform, die so aussah, als sei sie in einem der Resteläden der Armee gekauft worden, die Arkady in der letzten Woche während seiner kleinen Botengänge für Korchow gesehen hatte. Aber irgendwie hingen die Kleinigkeiten, die nicht dazu passten, mit ihrer kleinen, gedrungenen Gestalt in einer Aufmachung zusammen, die alles andere als willkürlich wirkte.
    Ihr kurzes Haar hatte sie unter die Schutzbrille eines Scharfschützen zurückgestrichen, die heruntergezogen ihr ganzes Gesicht bedeckt hätte. Das elastische Band, das die Brille an ihrem Kopf hielt, war früher einmal mit einer weißen Beschriftung versehen gewesen, vielleicht ein Herstellerlogo; es war mit einem Filzschreiber überkritzelt worden, sodass auf dem schwarzen Material nur noch ein rotbrauner Fleck zu sehen war. Ihre Hosen waren verdreckt und an den Knien ausgebeult, und um einen Knöchel flatterte ein Knieschützer. Eine keramische Weste umschloss ihren ohnehin stämmigen Körper. Abgesehen von der Handfeuerwaffe, die sie immer noch um den Schenkel geschnallt trug – wie bei ihrer ersten Begegnung am Flughafen –, konnte er zwei Erweiterungen ihrer Bewaffnung feststellen; ein langes, schwarzes, gefährlich geschmeidiges Scharfschützengewehr und eine brutale, abgesägte Angriffswaffe mit einer Taschenlampe,
die mit Klebeband unter dem Abzugsbügel befestigt war.
    Eine andere Person – fast jede andere Person – hätte in dieser Aufmachung lächerlich ausgesehen. Li nicht. Und als Arkady sich nach dem Grund fragte, kam er zu keiner klaren Antwort. Lag es an der abgenutzten, stark beanspruchten Qualität ihrer Kleidung und Waffen? Lag es an dem Eindruck, dass jeder Riemen, jede Schnalle und jedes Stück Klebeband mit der kühlen Präzision von Händen befestigt worden war, die so oft getötet hatten, dass es zu einer Sache des Handwerks geworden war, die kein Nachdenken mehr erforderte? Oder lag es an ihrem doggenartig kantigen Kiefer oder dem Schimmer trotzigen Vergnügens in ihren dunklen Augen?
    »Er ist sauber«, rief der Soldat über Arkadys Schulter, als er mit der Durchsuchung fertig war.
    »Dann bring ihn rein.«
    Arkady sah sich nach Cohen um, aber die KI war

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