Lichtjagd
wir …«
»Sie muss nicht verloren gehen«, warf Arkasha ein. »Wir können von jetzt an täglich statt nur wöchentlich ein Nachrichtenpaket an die Relaisstation außerhalb dieses Systems schicken, damit nichts verloren geht. Unsere Daten, Fragen und Theorien werden alle Gilead erreichen.«
»Aber nicht schnell genug, um uns zu retten …«
»Seit wann geht es darum, ob wir gerettet werden? Wenn wir nach Hause fliegen, ohne unsere Arbeit gemacht zu haben, können wir uns genauso von dem Ding da draußen umbringen lassen.« Arkasha sah skeptisch in die Runde. »Was ist denn los mit euch? Wo ist euer Altruismus? Mein Gott, ihr benehmt euch wie Menschen! «
Und dann sagte Bella die schrecklichen Worte, die alles veränderten: »Du hast dir keine Sorgen gemacht, dich wie ein Mensch zu verhalten, als du meine Schwester geschwängert hast.«
Eine eisige Stille breitete sich aus. Arkasha erstarrte. Die anderen wichen vor ihm zurück und sahen in jede mögliche andere Richtung.
Im Nachhinein erschien es unglaublich, aber bis Bella ihren Vorwurf erhob, waren alle von der Tatsache überwältigt, dass Bella überhaupt schwanger war, und niemand hatte sich die Frage gestellt, wer dafür verantwortlich war. Und natürlich hätten alle Arkasha verdächtigt, lang bevor sich ihre Gedanken Ahmed zuwandten. Arkasha, der Nonkonformist. Arkasha, der Intellektuelle. Von da war es nur noch ein kurzer Schritt bis zu Arkasha, dem Abweichler.
Über den Tisch hinweg suchte Arkady den Blick des Lässigen Ahmed, doch der große Aziz-A sah gerade Arkasha an. Die beiden starrten sich für einen Moment an, der nur einen Atemzug gedauert hätte, wäre im Saal noch ein Atmen zu hören gewesen. Ahmed wirkte fassungslos. Arkasha machte ein Gesicht, als ob er kurz vor einem Entschluss stand, den er lieber nicht in die Tat umsetzen wollte.
Der Lässige Ahmed räusperte sich und wollte etwas sagen.
»Nicht nötig«, schnitt Arkasha ihm brutal das Wort ab. »Unseren Kollegen ist die Wahrheit gleichgültig. Sie brauchen nur einen Sündenbock. Wenn du für mich Partei ergreifst, werden sie sich gegen dich wenden. Ich habe es schon einmal erlebt.«
Arkasha stand auf und kramte seine Unterlagen zusammen. Niemand sagte etwas zu ihm. Niemand sah ihm in die Augen oder schaute auch nur in seine Richtung. Als er den Raum verließ, sah Arkady, dass die Herrische Bella und der Korrekte Ahmed einen Blick stiller Zufriedenheit wechselten.
Am Ende machte Arkashas Opfer keinen großen Unterschied. Der Lässige Ahmed tat sein Bestes, um die anderen von seiner Position zu überzeugen, aber am Ende kam die Mannschaft darin überein, dass man die taktischen Konstrukte aufwecken und die Zivilisten in den Orbit zurückschicken wollte. Die taktischen Konstrukte meldeten sich kurz nach Tagesanbruch und trafen am späten Nachmittag in ihrer Landezone ein. Das erste Landemodul hatte nur einen einzigen Trupp an Bord, der für die Kameraden die Lage sondieren sollte, aber in dem Moment, als sie das Basislager erreichten, war es keine Forschungsstation mehr, sondern nahm die unverkennbare Atmosphäre eines militärischen Vorpostens an.
Zu Arkadys banger Erleichterung nahmen die taktischen Konstrukte die Erkundungsmannschaft kaum zur Kenntnis. Sie gingen einfach davon aus, dass die Rostow-As, wie sehr sie sich auch der Entscheidung widersetzt hatten, sie aufzuwecken, sich jetzt einfach fügen und tun würden, was man ihnen sagte. Und sie hatten recht, dachte Arkady bitter … wenn auch nicht so bitter, um etwas dagegen zu unternehmen.
Er war sich nicht ganz sicher, wann ihm klar wurde, dass Arkasha etwas unternehmen würde.
Es war keine plötzliche, alles überstrahlende Enthüllung. Nur ein langsames Zutage-Treten des Gedankens, dass Arkasha sich seltsam aufführte … und dass all die kleinen Seltsamkeiten, wenn man sie im Zusammenhang betrachtete, ein beunruhigendes Muster ergaben. Aber am Nachmittag des zweiten Tages, an dem die taktischen Konstrukte auf dem Planeten waren, war aus der Ahnung eine Gewissheit geworden, und Arkady war insgeheim davon überzeugt, dass Arkasha nicht die Absicht hatte, Novalis zu verlassen.
Er suchte nach ihm. Er sah im Orbseidengarten nach, weil er vermutete, dass Arkasha sich um die arme Bella kümmern könnte, aber dort war niemand. Er ging auf die Brücke und traf nur den Korrekten Ahmed an, der jetzt, da ein Krieg bevorstand, sehr erregt und beschäftigt war.
»Hast du Arkasha gesehen?«, fragte Arkady.
»Warum? Ist er
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