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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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ihn in den Schatten der Bäume. Zehn weitere Schritte, und das Rauschen des Windes klang gedämpft wie die Brandung an einem fernen Riff.
    Er fand Ahmeds Spuren zuerst. Bellas und Arkashas Spuren waren blasser, aber immer noch zu erkennen, wenn man
wusste, wonach man suchte. Als er sicher war, dass er sie richtig gedeutet hatte, folgte er ihnen, verwischte dabei seine eigenen Spuren und hoffte gegen alle Vernunft, dass das wenige, was er über die Jagd wusste, mehr war als das, was die taktischen Konstrukte wussten.

Prinzipien selbstorganisierender Systeme
    ► Ich bin bereit zu behaupten, dass es keine einzige dem Menschen zugeschriebene geistige Fähigkeit gibt, die in einem absoluten Sinne gut ist. Wenn eine bestimmte Fähigkeit gewöhnlich gut ist, dann ausschließlich deshalb, weil es unserer irdischen Umwelt so an Vielfalt mangelt, dass ihre übliche Form diese Fähigkeit im Allgemeinen als gut erscheinen lässt. Wenn man aber die Umwelt ändert, grundlegend andere Bedingungen herstellt, kann dieselbe Fähigkeit negative Folgen haben. Und damit ist auch die Gehirnfunktion, die ihr zugrunde liegt, »schlecht« zu nennen.
    W. Ross Ashby (1962)

    I hr habt also gemeutert«, sagte Li, als Gavi sie alle versammelt und Arkady gebeten hatte, seine Geschichte noch einmal von Anfang bis Ende zu erzählen.
    »Wir waren so unfähig, dass man es nicht einmal eine Meuterei nennen könnte. Gegen die taktischen Konstrukte hatten wir nie eine Chance. Es ist ein Wunder, dass wir da lebend rausgekommen sind.«
    »Ach was«, brummte Li. »Ich bezweifle, dass Wunder viel damit zu tun hatten.«
    Osnat starrte ihn mit angespanntem, aber schwer zu deutendem Blick an. Als Arkady es wagte, Gavi einen Blick zuzuwerfen, fuhr der gerade mit einem langen Finger die Holzmaserung des Tisches entlang, auf und ab, immer wieder. Die KI dagegen wirkte so abwesend, dass Arkady, hätte er es nicht besser gewusst, vermutet hätte, sie sei offline.
    Osnat war die Erste, die das Schweigen brach. »Was ist mit Bella passiert?«, fragte sie.
    Li bewegte sich ungeduldig. »Die wichtigere Frage ist, warum erzählt Arkady uns das? Was hat er davon?«
    »Er tut es für Arkasha«, sagte Gavi. »Ist das nicht klar genug?«
    »Für mich nicht. Es erklärt nicht, warum Arkady sich zu dieser Mission bereit erklärt hat, warum er fälschlicherweise behauptet hat, dass er nicht von Korchow geschickt wurde, und sich dann seine Lüge noch einmal anders überlegt hat. Woher wissen wir, ob er nicht weiterhin Korchows Befehlen folgt, so wie die beiden es auf Gilead geplant haben?«
    »All diese Dinge sind für uns nicht besonders wichtig«, betonte Gavi. »Wir müssen nur wissen, was jetzt als Nächstes
zu tun ist. Und es ist gut möglich, dass unser nächster Schritt davon unabhängig sein wird, ob ihr Arkady glaubt oder nicht. In diesem Fall nämlich …«
    »… können wir uns die Luft sparen, deswegen überhaupt zu streiten.«
    »So sieht es für mich aus.« Gavis dunkle Augen zuckten für einen Moment in Arkadys Richtung, sahen aber wieder weg, bevor sich ihre Blicke getroffen hatten. »Im Moment jedenfalls. Gibt’s übrigens noch jemanden, der ein Flussdiagramm nützlich fände?«
    Cohen sprang auf und griff sich einen der herumliegenden Stifte. »Ich bin Vanna.«
    »Was?«, fragten Gavi und Osnat wie aus einem Munde.
    »Ist nicht wichtig«, sagte er und ließ den Kopf hängen. »War ein ganz alter Witz.«
    Li, die bereits an ihrer zweiten Zigarette saugte, hob eine Augenbraue und blies einen wabernden Rauchkringel in die Luft.
    »Dritte Regel«, sagte Gavi. »Wenn du wissen willst, was eine bestimmte Information bedeutet, schau dir an, wo sie sich befunden hat. Ich wage mal einen Schuss ins Blaue, nur um meine Gedanken zu ordnen. Ihr könnt mir danach ja immer noch sagen, dass ich auf dem falschen Dampfer bin. Ich glaube, wir sind alle ungehobelt genug, dass wir nicht meinen, uns der Gruppenmeinung unterwerfen zu müssen, nur weil wir uns gegenseitig unsere Hausaufgaben zeigen.
    Also. Fangen wir mit Novalis an.« Er zeichnete oben auf der Seite einen Kreis, den er mit Novalis beschriftete. »Von Novalis aus geriet das Virus – von dem die meisten Mannschaftskameraden Arkadys annahmen, dass es eine von der UN entwickelte genetische Waffe sei – in Korchows Hände. Dann ging’s weiter zu GolaniTech. Aber richtig interessant wird es erst danach …«
    Schnell zeichnete er zwei Rechtecke mit der Beschriftung Korchow und GolaniTech , dann drei senkrechte

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