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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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irgendwo schmollen? Damit sollte er sich besser beeilen und rechtzeitig packen. Wir haben keine Zeit für Wutanfälle.«
    »Weißt du, wo dein Bruder ist?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Be…«
    »Wie bitte?«
    »Äh … nichts. Ist nicht wichtig. Äh, wenn ich Arkasha sehe, werde ich ihm Bescheid sagen, dass er packen soll.«
    Er verließ die Brücke und wartete, bis sich die Tür vollständig hinter ihm geschlossen hatte, dann entließ er den zitternden Atem, den er zurückgehalten hatte.
    Drei Leute fehlten, nicht bloß einer. Der Lässige Ahmed und die Schüchterne Bella, die ziemlich sicher sein konnten, dass sie auf einer Euthanasiestation landen würden, wenn sie je nach Hause zurückkehrten und die Wahrheit herauskam. Und Arkasha, der gesagt hatte, dass er lieber sterben würde, als noch einmal eine Renormierung durchzumachen … und dann in einem Versuch, die Mission zusammenzuhalten, für Ahmed den Kopf hingehalten hatte.

    Arkady eilte ins Labor zurück, zwang sich dabei, zu gehen und nicht zu laufen, und setzte einen Gesichtsausdruck auf, von dem er hoffte, dass er die in ihm aufsteigende Panik nicht erkennen ließ.
    Arkashas Arbeitsplatz war so tadellos sauber wie immer. Jedes Notizbuch und jeder Stift waren an ihrem Platz. Nur ein unmerklicher Durchhänger in dem sorgfältig eingeräumten Bücherregal deutete darauf hin, dass mehrere Notizbücher eilig entfernt worden waren. Als er wieder in ihrem gemeinsamen Quartier war, stellte Arkady fest, dass ein ganzer Satz von Arkashas Kleidung fehlte – er hatte aber nirgendwo eine Nachricht hinterlassen. Arkady wünschte sich, er könne auch Ahmeds und Bellas persönliche Habe untersuchen, aber natürlich war das unmöglich.
    Sie müssen eine Nachricht hinterlassen haben, sagte er sich. Sie wären nicht gegangen, ohne ihm eine Chance zu geben, sich ihnen anzuschließen. Es sei denn, sie hatten gedacht, sie könnten ihm nicht trauen. Oder Arkasha hatte darauf bestanden, ihn aus der Sache herauszuhalten. Und natürlich hatte Arkasha wirklich darauf bestanden. Arkasha, der Zurückhaltende. Arkasha, der Vorsichtige. Arkasha, der es nie riskieren würde, Arkady in Gefahr zu bringen – und der es nie verstehen würde, dass Arkady für eine Nachricht von ihm gern einen Aufenthalt auf einer Euthanasiestation riskiert hätte.
    Er ging ins Labor und zwang sich unter Aufbietung schierer Willenskraft, nicht zu laufen. Aber es stimmte wirklich. Sie hatten keine Nachricht hinterlassen. Sie waren verschwunden. Und er würde nie erfahren, welche Entscheidung er gefällt hätte, weil er nie vor dieser Entscheidung gestanden hatte.
    Dann warf er einen Blick auf seine Seite des Labors und sah etwas, das alle anderen Gedanken aus seinem Kopf vertrieb.
    Er hatte vergessen, die Arena einzupacken, in der er sein Experiment mit der Kreisbewegung durchgeführt hatte. Schlimmer
noch, er hatte vergessen, das Experiment abzubrechen. Es lief immer noch, auch wenn man das Wort »laufen« nur mit grausiger Ironie anwenden konnte. Die Speichenradform der kreisförmigen Kolonne war geblieben. Aber der leichtfüßige Schwarm von gestern war nur noch eine Spur aus verschrumpelten Kadavern.
    Arkady würde nie erklären können, was als Nächstes geschah, nicht einmal sich selbst. Er betrachtete das Massaker in der Arena. Er betrachtete seine Feldausrüstung, die verlassen in einer offenen Frachtkiste lag. Er öffnete seinen Rucksack und kramte durch den Inhalt, bis er sicher war, dass die Erste-Hilfe-Ausrüstung und die Notrationen an ihrem üblichen Platz waren. Er sagte sich, dass er einfach nur zur Luftschleuse spazieren würde, um zu sehen, ob er von dort etwas erkennen konnte. Es war nicht nötig, sich zu irgendetwas zu entschließen. Und was machte es schon, ob ihn jemand sah? Er hatte nichts zu verbergen. Aber er nahm mit einer gewissen distanzierten Belustigung zur Kenntnis, dass er die Feldausrüstung in einen sauberen Laborkittel rollte, bevor er in den Korridor trat.
    Natürlich konnte er von der Luftschleuse aus nichts sehen, nur die undurchdringliche Wand des großen Waldes. Die Luft war schwer vom dräuenden Sturm, und die Zikaden zirpten so wild, dass er sie sogar durch die versiegelte Hülle des Landemoduls hören konnte.
    Er zauderte wie ein Taucher über eiskaltem Wasser. Dann ging er durch die Luftschleuse, senkte den Kopf gegen den auffrischenden Wind und bahnte sich einen Weg durch den vom Wind gepeitschen Streifen Gras, der das Schiff vom Wald trennte. Zehn Schritte brachten

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