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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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es eines gibt, was die Leute in einer Krisensituation ganz gewiss nicht sind, dann vernünftig!«
    »… schau dir doch mal jemanden wie den Lässigen Ahmed an. Er hat bestimmt keine Vorurteile.«
    »Wie du selbst einmal zu mir gesagt hast, sind Liebe und Politik zwei ganz verschiedene Dinge.«
    »Du hast gewusst , was zwischen Bella und Ahmed lief?«
    »Natürlich. Es war doch offensichtlich. Denk doch nur mal, wie die beiden sich angesehen haben.«
    »Wenn es für dich so offensichtlich ist, wie kommt es, dass ihre Syndikatskollegen nicht gemerkt haben, was da läuft?«
»Wie kommst du darauf, dass sie es nicht gemerkt haben?«
    »Aber wie könnten sie so verrückt sein, dass sie die ganze Mission – oder zumindest die Hälfte – in die Hand eines Mannes legen, der schon durch eine Renormierung gegangen ist? Was ist los, Arkasha? Warum schaust du mich so an? Oh. Arkasha, nein, nicht du auch. Wie konnten sie das nur tun?«
    Arkasha hatte sich auf den Bauch gerollt. Arkady konnte sein Gesicht nicht sehen, nur das dunkle Haar, das sich wie ein Fächer auf dem Kissen ausbreitete. Er kraulte Arkashas Nacken, so wie er es bei einem verängstigten Hundewelpen getan hätte.
    »Wann ist es passiert?«
    »Vor fünf … nein, vor sechs Jahren.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Nichts.
    »Bitte.«
    »Das Schlimmste ist«, begann Arkasha mit einer Stimme, die weniger wegen des Kissens sondern wegen derselben tiefsitzenden Demütigung gedämpft klang, die Arkady schon in Ahmeds Stimme gehört hatte, »das Schlimmste ist, wie schrecklich nett alle dabei sind. Es sind nicht die Bellas dieser Welt, die in den Renormierungszentren arbeiten. Es sind engagierte, wohlmeinende, idealistische Profis. Sie wollen einem helfen. Sie wollen einen verbessern.« Er spuckte das letzte Wort aus wie etwas, das schlecht schmeckte.
    »Und haben sie es geschafft?«
    »Sie haben mir beigebracht, dass ich mein dummes Maul halten sollte. Ist das besser?«
    Arkady beugte sich hinunter, um sein Haar zu küssen.
    »Eine Schicht in einer Euthanasiestation macht einem so deutlich, wie ersetzbar man ist«, fuhr Arkasha fort. »Und die Sache ist die, dass ich mich gar nicht für ersetzbar gehalten habe. Schließlich war ich der Beste. Bei allem. Bedeutete das nicht, dass ich die Norm gesetzt habe? Und ich bin nicht
egoistisch oder eigensinnig. Wenn ich mich beschwerte, wollte ich, dass Dinge für alle besser werden, nicht nur für mich.«
    »Und was ist am Ende passiert?«
    »Nichts. Ich habe den Mund gehalten und wie ein Blöder gearbeitet und meinen ersten Artikel veröffentlicht, als ich noch im Renormierungszentrum saß. Und das war’s dann. Sie luden mich zur Bewertung vor, ich tat so, als sei ich geheilt, sie taten so, als glaubten sie mir, dass ich geheilt war, und ich packte meine Sachen, fuhr nach Hause und machte mich an die Arbeit. Denn es stellte sich heraus, dass meine Arbeit nicht ersetzbar war, selbst wenn ich es sein mochte.«
    »Aber es muss dich verändert haben.«
    »Ich habe danach sehr viel härter gearbeitet, so viel steht fest.«
    »Bleib ernst, Arkasha!«
    Arkasha rollte sich auf den Rücken und sah Arkady schließlich in die Augen. Er hatte einen konzentrierten, eindringlichen Gesichtsausdruck. »Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass du die erste Person bist, mit der ich seitdem geschlafen habe?«
    Er zog Arkady zu sich herunter und küsste seine Augen, seine Stirn, seinen Nasenrücken, seine Mundwinkel. Arkady wollte die Küsse erwidern, aber es gab immer noch eine Frage, die er stellen musste. »Warum haben sie dich dorthin geschickt?«
    »Das ist das Verrückteste von allem. Niemand hat es mir gesagt. Ich weiß es immer noch nicht. Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Er drückte Arkady fest an sich und vergrub sein Gesicht in seinem Haar, sodass seine letzten Worte fast bis zur Unhörbarkeit gedämpft wurden. »Ich weiß nur, wenn sie mich je zurückschicken, werde ich mich umbringen.«
     
    »Wir sollen die taktischen Konstrukte aufwecken?«, entfuhr es Arkasha nach kaum zwei Minuten der Besprechung, die
angesetzt wurde, nachdem sich Bellas »Zustand«, wie es alle nannten, herumgesprochen hatte. »Bist du verrückt?«
    »Schon bevor wir gelandet sind, hast du selbst gesagt, dass mit Novalis etwas überhaupt nicht stimmt«, konterte der Korrekte Ahmed. »Jetzt wissen wir was. Und wir wissen auch, was wir dagegen unternehmen können!«
    »Aber man kann die taktischen Konstrukte doch nicht auf Novalis frei

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