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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Sie nicht sehen?«
    Osnat atmete einmal durch, um sich zu beruhigen, warf Arkady einen Blick zu – mit dem sie weniger um seine Hilfe als um seine Erlaubnis bat –, und schaltete die visuelle Verbindung ein.
    »Na so was«, sagte Li und blinzelte. »Wo seid ihr? Ich hole euch ab.«
    »Ich glaube nicht …«
    »Es ist mir egal, was du glaubst.« Sie sah zur Seite, den Blick auf etwas in mittlerer Entfernung gerichtet. »Gut, ich
hab euch. Zwei Häuser weiter ist eine Bar. Das Maracaibo. Es hat ein Hinterzimmer. Ich habe es gerade für eine private Party um sieben Uhr reserviert. Wir treffen uns da um zwanzig nach sieben.«
    »Und wenn wir nicht kommen?«
    »Dann könnt ihr euch euren Verfolgern vor die Füße werfen und um Gnade winseln. Glaubt ihr, es kümmert mich? Dieser scheiß Planet ist nicht meine Heimat.«
    »Ich will mit Cohen sprechen.«
    »Du sprichst gerade mit ihm.«
    Und das war’s. Sie hatte die Verbindung ohne ein »Auf Wiedersehen« oder »Wenn du erlaubst« abgebrochen.
    »Woher hat sie gewusst, wo wir sind?«, flüsterte Arkady, als der Schnee auf dem Bildschirm völliger Finsternis gewichen war.
    »Ich weiß es nicht.« Osnat biss sich auf die Lippe. »Das ist nicht mein Metier, Arkady.«
    »Sollen wir uns mit ihr treffen?«
    »Ich wüsste nicht, was wir sonst tun sollen. Aber wir können trotzdem Vorkehrungen treffen. Wir brauchen da nicht mit geschlossenen Augen und einem Schild mit der Aufschritt ›Tritt mich‹ auf dem Hintern reinmarschieren.«
     
    Als Li die Verbindung abgebrochen hatte, rechnete Arkady damit, dass Osnat Erkundigungen über die Bar anstellen würde, aber statt dessen führte sie ihn den Häuserblock entlang bis zu einem ruhigen Wohngebäude. Sie erreichten die Tür, als gerade ein mittelalter Mann auf die Straße trat. Osnat lächelte und entschuldigte sich, als sie ins Haus schlüpfte. Arkady blieb dicht hinter ihr, während sie die Treppe hinaufstieg und durch eine Feuertür ein mondbeschienenes Dach betrat, von wo aus man einen ungehinderten Blick auf den Eingang der Bar hatte. Dann wartete er fast vierzig Minuten, während Osnat über die umliegenden Hausdächer streifte und an Fenstern und Türen rüttelte.

    »Jerusalem ist in dieser Hinsicht wirklich erstaunlich«, sagte sie zu Arkady. »Man kann auf den Dächern durch die halbe Stadt spazieren, praktisch überall hinkommen. Ich wette, Li hat keine Ahnung davon. Jedenfalls wird es nicht ihr erster Gedanke sein.«
    Als sie die Erkundung der umliegenden Hausdächer beendet hatte, führte sie Arkady wieder auf die Straße und ins Maracaibo. Sie schritt, Arkady im Schlepptau, zur Theke und stellte sich auf die Zehenspitzen, um dem Barkeeper auf die Schulter zu tippen.
    Der Mann fuhr argwöhnisch herum. »Was wollen Sie?«, fragte er, als er sich davon überzeugt hatte, dass sie keinen Ärger machen würde.
    »Ich will, dass Sie mich ansehen.«
    »Tu ich gerade. Ich bin nicht allzu beeindruckt.«
    »Ist mir schnurz. Und jetzt schauen Sie meinen Freund an.«
    »Ich habe ihn angesehen, als Sie durch die Tür gekommen sind, Lady. Er passt hier nicht rein. Und Sie passen hier auch nicht rein, solang Sie in seiner Begleitung sind.«
    »Könnten Sie uns beschreiben, wenn jemand fragt?«
    »Kommt drauf an, wer fragt.«
    »Das habe ich gehofft. Hat dieses Lokal eine Hintertür?«
    »An den Toiletten vorbei. Die nur für zahlende Gäste da sind, sofern sie funktionieren.«
    »Was ist mit einem Hinterzimmer?«
    »Das ist reserviert.«
    »Weiß ich. Und ich bin bereit, das Doppelte von dem zu zahlen, was man Ihnen bezahlt hat. Dazu müssen Sie den Kerlen, die hier reinkommen und nach uns suchen werden, nur sagen, dass wir schon im Hinterzimmer sind.«
    »Und werden Sie auch da sein?«
    »Wie viel muss ich bezahlen, damit Ihnen das egal ist?«
    Zehn Minuten und siebzehnhundert Schekel später saßen sie wieder auf dem Dach auf der anderen Straßenseite.

    Arkady wollte Osnat gerade fragen, wie lang sie warten wollte, aber sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf.
    Er folgte ihrem Blick, schaute hinunter und sah zwei Männer, die sich aus den Schatten lösten.
    Er spürte, dass seine Hände in der feuchten Luft schwitzten. Sein linkes Fußgelenk war unter ihm unangenehm verdreht, aber er wagte es nicht sich zu bewegen, fürchtete ein verräterisches Rascheln von Stoff oder das Kratzen einer Sohle über den Beton. Ein dichter Nebel zog durch die Stadt, geschoben von einem steifen Westwind, sodass er an

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