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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Häuserfassaden auseinander fächerte und in groben weißen Schwaden durch die schmalen Straßen trieb. Die beiden Männer standen unmittelbar unter ihnen, sahen über das feuchte Pflaster in die hell beleuchteten Fenster der Bar. Sie schienen sich zu unterhalten, aber sie standen zu weit unter dem Dach, sodass nicht einmal Osnat die hebräischen Wortfetzen verstehen konnte, die zu ihnen heraufdrangen.
    Einer der Männer ging ins Maracaibo, war mehrere Minuten lang verschwunden und trat wieder auf die Straße. Als er zu seinem Gefährten zurückkehrte, schloss sich Ihnen ein dritter Mann an.
    »Schalom.« Seine Stimme wurde von der feuchten Luft beunruhigend weit getragen. »Sind sie da?«
    »Im Hinterzimmer.«
    Arkady spürte, dass sich Osnats Körper neben ihm entspannte. »Alles in Ordnung«, flüsterte sie. »Ich kenne diese Typen. Sie kommen direkt von Didi. Wir sind in Sicherheit, Junge.«
    Sie stand auf und wollte Arkady hinter sich herziehen.
    Arkady spürte die Explosion gar nicht. Er sah den phosphorblauen Lichtblitz. Er hörte ein Geräusch, als ob tausend Blätter Papier auf einmal zerrissen. Einen atemlosen Moment lang herrschte auf der Straße unter ihm völlige Stille. Niemand war zu sehen außer ein paar Passanten, die es von den
Beinen gerissen hatte oder die entsetzt Schutz suchten. Dann wurde die Welt wieder laut, und das Gebäude spie einen blutigen, schreienden, weinenden Strom von Menschen auf die Straße, die plötzlich zu schmal schien, um sie alle aufzunehmen.
    Osnat zog ihn von der Dachkante zurück, und sie liefen über das mondbeschienene Gewirr der Hausdächer davon, in Richtung Grüne Grenze, der einzigen Zuflucht, die Ihnen blieb.

Die Arithmetik der Seele
    DOMIN: Roboter sind keine Menschen. Mechanisch sind sie perfekter als wir; sie haben eine hoch entwickelte Intelligenz, aber keine Seele.
    HELENA: Woher weißt du, dass sie keine Seele haben? DOMIN: Hast du je gesehen, wie ein Roboter von innen aussieht?
    HELENA: Nein.
    DOMIN: Sehr einfach, sehr ordentlich. Ein wirklich schönes Stück Arbeit. Das Produkt eines Ingenieurs ist tatsächlich technisch auf einem höheren Standard als ein Produkt der Natur.
    HELENA: Aber der Mensch wird doch als eine Schöpfung Gottes betrachtet.
    DOMIN: Um so schlimmer! Gott hat nicht die geringste Ahnung von moderner Technik!
    Karel Čapek (1923)
    E s war wieder Abend, als Arkady und Osnat das Eisentor von Yad Vashem erreichten.
    Arkady hatte ein erschöpftes Déjà-vu-Gefühl, als er Gavi den Hügel herunterkommen sah – wieder mit dem Hund, der ihm um die Beine strich, wieder mit der untergehenden Sonne im Rücken.
    »Wir brauchen Hilfe«, sagte Osnat, als Gavi schließlich vor ihnen stand. Sie hörte sich an, als ob die Anstrengung, ihn zu fragen, ihr den Magen umdrehte.
    »Sehr gern. Freut mich, wenn ihr meint, dass ihr mir vertrauen könnt.«
    Osnat starrte mit einem Ausdruck tiefen Widerwillens ins Leere. »Ich sollte vielleicht mit den Wimpern klappern und dir sagen, dass ich mich in Sachen Tel Aviv geirrt habe, und mich bemühen, die dumme Blondine im roten Ferrari zu spielen.«
    Ein Lächeln umspielte Gavis Lippen. »Das würdest du doch nie tun, Osnat.«
    »Sei dir mal nicht so sicher. Aber wie auch immer … die Wahrheit ist, dass wir nicht wissen, an wen wir uns sonst wenden sollen.«
     
    Gavi führte sie den Hügel hinauf, besorgte frische Kleidung, Bettwäsche und Handtücher und servierte ihnen Brot, Suppe und Hühnchen und zum Runterspülen kühles, frisches Brunnenwasser. Er hätte ein einsamer Hausbesitzer auf einem Kolonialplaneten sein können, der seltene Gäste bewirtete, die sich zu ihm verirrt hatten. Erst als sie mit dem Essen fertig waren, stellte er die wichtigen Fragen.

    »Na los, Arkady«, sagte Osnat. »Erzähl ihm, was du mir erzählt hast.«
    Arkady gehorchte.
    »Noch etwas Hühnchen?«, fragte Gavi, als sich Arkadys Erklärungen und Entschuldigungen schließlich erschöpften. »Es gibt noch etwas, wenn Sie wollen.« Und dann schlenderte er in die schattigen Tiefen der Küche, und für ein paar Minuten hörten Arkady und Osnat nichts als das Klappern von Töpfen und das Klirren von Besteck.
    Als Gavi zurückkam, hatte er die Stirn gerunzelt. »Können Sie mir noch einmal diese Sache mit der Turing-Suppe erklären? «
    Arkady versuchte Arkashas Ausführungen zu der Turing-Suppe, zu neutralen Netzwerken, Durchgangsmutationen und Suchmaschinen zu vermitteln, ohne sich dabei hoffnungslos zu verfransen.
    »Die

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