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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Fruchtbarkeit ist also praktisch eine Nebenwirkung«, sagte Gavi, als er fertig war. »Aber während Ihnen in den Syndikaten damit etwas geboten wird, was Sie nicht wollen – oder was zumindest die meisten von Ihnen nicht wollen –, bietet es uns genau das, was jeder will. Wie gering Ihre Chancen sein mögen, die Infektion einzudämmen, unsere Chancen sind noch viel geringer.«
    »Was meinst du, wie lang es dauern wird, bis die Sache zu einem Krieg zwischen der Erde und dem Ring führt?«, fragte Osnat. »Zehn Jahre? Zwanzig?«
    »Eigentlich«, sagte Gavi, »dachte ich an Monate und nicht Jahre.«
    »Wir müssen Didi erreichen«, sagte Osnat. Sie schien Gavi zu beobachten, während sie sprach, als ob sie eine Antwort suchte, die ihm ins Gesicht geschrieben sein würde.
    »Das ist leichter gesagt als getan«, erwiderte Gavi. Er zögerte, als ob er in Gedanken mögliche Gegenargumente durchging, eins nach dem anderen, und sie alle verwarf.

    »Du hast mit Li gesprochen«, sagte er schließlich, »nicht mit Cohen. Hast du einen Grund zur Annahme, dass deine Nachricht Cohen wirklich erreicht hat?«
    »Eigentlich nicht, aber ich dachte, sie sind praktisch ein und dieselbe Person.«
    »Stimmt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es das bedeutet, was du glaubst. Ich glaube, unser nächster Schritt sollte darin bestehen, dass wir uns noch einmal an Cohen wenden. Und zwar direkt.«
    Osnat schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich will damit nicht andeuten, dass wir Cohen blind vertrauen können«, sagte Gavi. »Ich glaube aber, dass er die beste Quelle ist, wenn wir erfahren wollen, was im Amt wirklich vorgeht, ohne uns dabei zu sehr aus dem Fenster zu lehnen.«
    »Ich weiß nicht recht.« Osnat seufzte und wischte sich mit einer Hand übers Gesicht. »Ich bin so müde, ich schlafe gleich im Sitzen ein.«
    »Wir brauchen heute Abend noch keine Entscheidung zu fällen«, sagte Arkady. »Wir sollten eine Nacht darüber schlafen und abwarten, was wir morgen früh denken.«
     
    Aber am Morgen war Osnat zu krank, um zu reden, und Arkady und Gavi hatten so viel damit zu tun, sie am Leben zu erhalten, dass sie nicht mehr an das Gespräch dachten, das sie führen wollten.
    Ihr Fieber war schlimmer als alles, woran die Mitglieder der Erkundungsmannschaft gelitten hatten. Drei Tage lang mussten Gavi und Arkady sie rund um die Uhr pflegen; sie lösten sich regelmäßig ab und griffen auf Aspirin und kalte Umschläge zurück, als die neueren Mittel nicht mehr zu helfen schienen.
    »Ist das dieselbe Krankheit?«, fragte Gavi einmal. Er saß neben Osnat und tupfte ihr die Stirn mit einem kalten Tuch ab, während Arkady mit quälenden Schuldgefühlen zusah.

    »Woher soll ich das wissen?«, sagte Arkady verzweifelt. »Ich bin kein Arzt, und selbst die Ärzte in der Erkundungsmannschaft wussten nicht, womit sie es zu tun hatten. «
    »Ich erwarte keine Diagnose von Ihnen«, sagte Gavi kühl, »nur eine Meinung.«
    »Sie sind der Mensch!«, protestierte Arkady. »Nach allem, was ich weiß, könnte es eine gewöhnliche Grippe sein.«
    Gavi sah Arkady über Osnats regungslosen Körper hinweg eine ganze Zeit tief in die Augen.
    »Na gut. Ich glaube nicht, dass es dieselbe Krankheit ist. Aber … was wollen Sie von mir hören?«
    »Ich weiß es nicht. Gibt es noch etwas, das Sie mir sagen sollten?«
     
    »Kann ich Sie sprechen, Gavi?«
    »Natürlich, Arkady. Aber kommen Sie mit raus. Ich muss das Abendessen zubereiten.«
    Sie gingen durch das Besucherzentrum und betraten für ein paar Minuten die düstere Großküche, wo Gavi eine abgenutzte Metallschüssel und ein gefährlich wirkendes Messer heraussuchte. Als sie ins Freie traten, erlebte Arkady wieder diesen schockierenden Augenblick des Übergangs, an den er sich nie gewöhnen würde, ganz gleich, wie viele Abstecher auf Planeten er in seinem weiteren Leben auch unternahm. Gavi ging den Hügel hinunter auf das wie eine Barackenstadt wirkende Gewimmel der Hühnerställe zu. Als er unter die kleine Hühnerschar trat, bedeutete er Arkady, dass er draußen warten sollte. Er sprach freundlich auf die Vögel ein, und sie scharten sich um ihn und hofften auf Leckerbissen und Streicheleinheiten.
    Gavi nahm eine der Hennen in den Arm und murmelte leise etwas auf Hebräisch, aber so schnell, dass Arkady nichts verstehen konnte. Er schlenderte zu Arkady zurück und setzte sich. Die Henne in seinem Schoß gackerte ruhig vor sich
hin, die Augen weit aufgerissen. Gavi strich ihr die Federn glatt und

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