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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Unterströmung in der Auseinandersetzung, begriff aber nicht, worum es überhaupt ging.
    »Du erwartest Erklärungen?«, fragte Gavi. »Hier ist eine. Meine Frau war Ärztin in einem Krankenhaus auf der palästinensischen Seite der Grünen Grenze. Wir lebten dort drüben, damit Joseph auf eine palästinensische Schule gehen konnte. Und schau mich nicht so an, kleines Fräulein Aschkenas. Du weißt nicht, wie es war, als arabisches Kind in israelische Schulen zu gehen, schon vor dem Krieg. Als die Grenzübertritte schwierig wurden, sagten wir uns immer wieder, dass es wieder besser werden würde. Aber es wurde nicht besser. Eines Tages ging ich zur Arbeit … und durfte nicht wieder zurück. Anfangs durfte ich noch mit ihnen
telefonieren. Dann wurde die Satellitenverbindung unterbrochen. Schließlich erhielt ich gar keine Nachrichten mehr von ihnen. Zuletzt hörte ich, dass Leilas Krankenhaus bombardiert worden war. Unbeabsichtigt natürlich. Es ist erstaunlich, wie oft Krankenhäuser den Bomben im Weg stehen. Man fand ihre Leiche in den Überresten der Kinderstation. Die Kinder waren sehr viel schwerer zu identifizieren. Aber einer der Überlebenden sagte, sie habe Joseph an diesem Morgen mit zur Arbeit genommen, weil sie glaubte, es sei sicherer als zu Hause.« Er stand auf und bewegte sich auf einmal so schwerfällig, wie Arkady es noch nie gesehen hatte. »Und deshalb habe ich meinen Sohn im Stich gelassen. Ich hoffe, dir hat unsere kleine Offenbarungsstunde so viel Spaß gemacht wie mir.«
    »Osnat …«, begann Arkady, als Gavi hinausgestapft war.
    »Ach, halt den Mund, Arkady! Was weißt denn du schon?«
     
    Es dauerte fast den ganzen Tag, bis Osnat und Gavi wieder miteinander zu reden begannen; und dann auch nur mit der atemlosen Vorsicht eines Entschärfungskommandos, das auf Zehenspitzen zwischen Blindgängern umherschlich.
    »Ich glaube, wir sollten zumindest einen Fühler ausstrecken«, sagte Gavi, hauptsächlich an Arkady gewandt. »Es gibt keinen Grund, warum ich nicht mal vorbeischauen und Cohen ein bisschen auf den Zahn fühlen sollte.«
    Osnat hob eine Augenbraue. »Du meinst, dass du mehr über ihn erfahren könntest als er über dich in den ersten fünf Sekunden?«
    Gavis Gesicht verzog sich zu einem drolligen Ausdruck. »Nun … ja, schon. Du kennst doch dieses alte Sprichwort über KIs. Sie sind nicht unbedingt klüger als wir …«
    »… aber sie können sehr viel schneller dumm sein. Aber das bedeutet nicht, dass du ihn anlügen und damit durchkommen kannst.«

    »Ich werde ihn nicht anlügen. Ich werde ihm nur, wie Cohen es ausdrücken würde, einen selektiven Querschnitt der verfügbaren Daten anbieten.«
    »Halten Sie das für ratsam?«, fragte Arkady, wobei er an Safiks Warnungen vor KIs dachte.
    Gavi sah ihn belustigt an. »Was soll er machen? Mir mein Geld fürs Mittagessen wegnehmen?«
     
     
     
    S ie hielten Li wach, bis sie so müde war wie noch nie zuvor, nicht einmal nach einem Kampfeinsatz. Erschöpfung vernebelte die Gedanken und verzerrte die Wahrnehmungen. Der Schlaf war ihr Feind. Der Schlaf war das Monster ihrer kindlichen Albträume, der sie durch eine verwüstete Landschaft jagte, während sie lief und immer weiter lief und nicht stehen bleiben konnte, obwohl sie wusste, dass sie früher oder später umfallen würde.
    Unterbrochen wurde der lange Kampf gegen die Erschöpfung, in den kurzen Ruhepausen zwischen diesen albtraumhaften Fluchten, von den Verhören.
    Sie hatte natürlich eine Kapuze über dem Kopf. Aber sie brauchte ihre Folterer nicht zu sehen, um sie zu erkennen. Ihre Verhörmethoden drangen bis ins Persönlichste und Intimste, und am Ende des zweiten Tages kannte sie die drei Männer besser, als ihre eigenen Frauen sie kannten.
    Es gab einen, der lachte, Scherze machte und offenbar Spaß an seiner Arbeit hatte. Es gab einen, der sie mit der unpersönlichen Grobheit eines Metzgers behandelte, der Fleisch zerteilte. Und es gab einen, der sich entschuldigte. Er war bei weitem der Schlimmste, weil er Li an etwas erinnerte, woran sie unter diesen Umständen auf keinen Fall erinnert werden wollte: dass sich auf der anderen Seite dieser grausamen Hände Menschen befanden.

    Sie wollten etwas ganz Einfaches von ihr: ihre Passwörter.
    Sie wollten die Schlüssel zu ihrem Festspeicher, ihre Verfahrens-Backups, ihre archivierten Spinvideos, ihr angesammeltes Wissen über frühere UNSR-Operationen.
    Aber sie konnte ihnen die Passwörter nicht nennen, weil sie sie selbst

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