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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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»Der Rest von uns hat noch keinen vollständigen Satz mit ihm gewechselt, und du bist schon beim Spitznamen?«
    »Er ist nett …«
    »Du hältst jeden für nett«, sagte ihre Schwester und machte ein mürrisches Gesicht. Arkady begriff auf einmal, dass es gar nicht so schwer sein würde, die beiden auseinanderzuhalten.
    »Nun ja, er ist wirklich nett.« Die Schüchterne Bella – wie Arkady sie bereits im Geheimen nannte – wrang das Geschirrtuch mit blassen Händen aus und wandte sich zur Unterstützung an Arkady. »Stimmt doch, oder?«
    »Äh … Um ehrlich zu sein, ich habe ihn noch nie getroffen. «
    Sechs Paar erstaunter Augen starrten ihn an.
    »Scheiße«, sagte der Lässige Ahmed. »Und das bei einer Dreijahresmission? Alle Achtung.«
    »Nun, wir sollten uns schon vorher kennenlernen. Aber sein letzter Einsatz dauerte länger als erwartet. Und dann
hatte sich ein Flug von der Planetenoberfläche zur Orbitalstation verzögert. Und dann … tja …«
    »Klingt wie der Anfang eines schlechten Liebesromans«, spöttelte Aurelia, die Chirurgin.
    »Hört nicht auf sie!«, rief ihre Schwester. »So etwas wie einen schlechten Liebesroman gibt es gar nicht. Außerdem ist er süß, Arkady. Ein bisschen dünn, aber richtig, richtig süß.« Sie blinzelte verschwörerisch. »Ich weiß natürlich nicht, was Jungs süß finden.«
    »Ach, lasst ihn doch, ihr zwei, er wird ja schon puterrot!« Der Lässige Ahmed gab Arkady einen beruhigenden Klapps auf die Schulter. Es war ein Gefühl, als habe ihn ein Frachtschlepper gerammt. »Das sind nur dumme Frauen, Arkady. Arkasha ist in jeder Hinsicht, auf die es ankommt, ein harter Arbeiter und ein guter Protobürger. Es wird schon klappen mit ihm. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Was wird schon klappen?«, fragte eine Stimme, die Arkady wie seine eigene Haut kannte.
    Arkasha – obwohl es Wochen dauern sollte, bevor Arkady ihn wirklich so zu nennen begann – war in der Tür stehen geblieben, um sich einen Überblick zu verschaffen, bevor er den Raum betrat. Arkady hatte es genauso gemacht, aber während er zögernd auf der Schwelle verharrt war, lächelte und abwartete, ob jemand sein Lächeln erwiderte, lehnte sich sein Bruder gegen den Türrahmen und betrachtete seine Mannschaftskameraden mit der kühlen Teilnahmslosigkeit eines Designers, der Prä-Evaluierte auf ihre Konformität mit den genetischen Normen hin begutachtete.
    »Äh, nichts«, sagte Ahmed verlegen. »Das Curry ist übrigens fantastisch. Wir haben uns nur gerade gefragt, ob du dir den Küchendienst gern mit Bella hier teilen würdest.«
    »Vielleicht. Der Pulli steht dir gut, Arkady.«
    Syndikatskinder lernten sehr früh, in gesitteter Gesellschaft die Worte mein oder meine zu vermeiden. Unser galt als sozial akzeptabel, solang es sich nicht auf eine Gruppe bezog,
die kleiner als die gesamte Abstammungslinie war. Aber das Possessivpronomen im Singular war indiskutabel. Allerdings gab es eine Möglichkeit, der oder das zu sagen, wenn es eigentlich mein heißen sollte. Und genauso hatte Arkasha es gerade gesagt.
    Arkady spürte, wie ihm das Gesicht rot anlief. »Oh. Ach ja. Er ist sehr warm. Danke.«
    »Zu warm für mich.« Arkasha warf ihm einen abschätzenden Blick zu, kniff die Augen zusammen und neigte den Kopf zur Seite. »Und du füllst ihn in den Schultern besser aus. Du solltest ihn behalten.«
    Bevor Arkady ihm danken konnte, schwang Arkasha seine hagere Figur auf die Bank neben dem Lässigen Ahmed und fing an, darum zu feilschen, welche Routinearbeiten ihm und Bella als Gegenleistung fürs Kochen erspart bleiben würden. Er schlug einen listigen, selbstironischen Ton an, der Bella bald zum Lachen und Erröten brachte, worauf Ahmed drohte, dass er selbst kochen würde, wenn das einem solche Vorteile verschaffte.
    In der Zwischenzeit nutzte Arkady die vorübergehende Ablenkung, um heimlich seinen neuen Duopartner zu betrachten.
    Er sah eine leichtere, schlankere, verfeinerte Version seiner selbst. Vielleicht etwas zu verfeinert, aber abgesehen von solchen Feinheiten entsprach er der genetischen Norm so perfekt, wie Arkady es noch bei keinem anderen A-11 gesehen hatte. Und natürlich hatte er das klassisch glatte, dunkle Rostow-Haar statt der chaotischen Haarwirbel, die Arkady bei jedem Zyklusanbruch im Spiegel begrüßten. Arkasha sah sehr gut aus. Aber er hatte auch etwas … Beunruhigendes.
    Arkasha blickte auf und sah, dass Arkady ihn beobachtete. Dann warf er einen Blick auf Arkadys vollgeladenen

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