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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Arkady.
    »Dann muss es in deiner Brutstation sanfter und freundlicher zugegangen sein als in meiner.«
    Arkady räusperte sich. »Kommst du aus der Brutstation 18?«, fragte er, um das Schweigen mit Smalltalk zu überdecken.
    »Stimmt.«
    »Ich hatte einmal einen Duopartner aus Nr. 7, bei meinem, äh … vorletzten Einsatz? Ein Glaziologe. Ein großer Kerl, mindestens siebzig Kilo schwer, spielte als Torwart für das Team von Nr. 7. Na, klingelt’s?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Die meisten Arkadys aus Nr. 7 sind größer als die Norm«, plapperte Arkady weiter. »Zumindest in unserem Jahrgang.«
    Das Grinsen verblasste zu einem sardonischen Feixen. »In unserem Jahrgang gab’s wohl eine Sonderbestellung für Große und Blöde.«
    »Und für gute Fußballer.« Er versuchte die schlanke, aber durchaus muskulöse Figur des Mannes vor ihm einzuschätzen. »Spielst du auch?«

    »Ich fürchte, dass ich vom Temperament her nicht für Mannschaftssportarten geeignet bin.«
    »Ich auch nicht, glaube ich. Die Kameradschaft gefällt mir schon. Aber ich fürchte, wenn’s wirklich drauf ankommt, krieche ich doch lieber unter vermoderten Holzscheiten herum und suche nach Ameisen.«
    Dies entlockte Arkasha ein breiteres Lächeln – aber kein entsprechendes Geständnis.
    »Ich habe deine Artikel über die Aenictus gracilis gelesen«, sagte Arkasha. Er fixierte Arkady mit einem starren Blick, als versuche er eine lebenswichtige geheime Botschaft zu senden oder zu entschlüsseln. »Es ist eine außerordentlich saubere Arbeit. Das Beste, was ich seit Jahren gesehen habe. Ich mochte besonders deinen Artikel über den adaptiven Nutzen von Abweichungen in einem kollektiven Entscheidungsprozess. Es war … sehr anregend.«
    Arkadys akademische Gutachterkommission hatte diesen Artikel auch sehr anregend gefunden. Und einige weniger lobenswerte Dinge, die Arkady einen freundlichen, aber dennoch höchst beunruhigenden Besuch von einem Renormierungsberater eingebracht hatten. Er hatte seine Abweichungsforschung danach nicht direkt abgebrochen – aber er hatte doch weniger verfängliche Worte benutzt, wenn er darüber schrieb. Ameisen hatten in der Syndikatsgesellschaft einen so überwältigenden symbolischen Wert, dass die Leute gern überzogene Vergleiche anstellten. Schleichende Metaphern konnten selbst die solideste wissenschaftliche Arbeit zu einem Politikum machen. Manchmal beneidete Arkady die menschlichen Entomologen vor der Evakuierung, die Pionierarbeiten über die Gesellschaften staatsbildender Insekten geleistet hatten. Sie hatten viel kühnere Schlussfolgerungen ziehen können als er – hauptsächlich weil die Moralisten ihres Zeitalters viel zu sehr damit beschäftigt waren, die Primatenforscher zu belagern.
    Im Moment sagte Arkasha etwas über multivalente Superstrukturen, was immer das sein mochte. »Du hast natürlich
darauf geachtet, es nicht zu zitieren, aber der Verweis auf Kennedy und Althusser war doch sicher implizit, nicht wahr?«
    »Es sind nur Ameisen«, sagte Arkady und griff damit auf die Formel zurück, die ihn bisher immer aus Ärger herausgehalten hatte.
    »Du schreibst nicht so über sie, als ob du glaubst, dass es nur Ameisen sind.«
    Sie starrten einander an. Arkasha schien in Arkadys Gesicht nach etwas zu suchen, das er nicht fand. Schließlich seufzte er und verlagerte das Gewicht ein wenig auf die Fersen. Als er sich abwandte, waren seine Schultern ein wenig traurig herunter gesackt. »Na gut«, murmelte er. »Es ist trotzdem eine gute Arbeit. Das ist das Wichtigste. Und in diesem Bereich werde ich dir sicher keinen Grund zur Klage geben.«
    »Hör zu«, stammelte Arkady. »Ich wollte dich vorhin nicht vor den Kopf stoßen. Was ich über Bella gesagt habe, du weißt schon, dass du aufpassen sollst, was du sagst … ich habe das ganz falsch ausgedrückt. Ich meinte nur, dass … nun, manchmal ist es besser, am Anfang einer Mission, wenn man noch nicht alle kennt, etwas vorsichtig zu sein. Es gibt Leute, die einen Scherz nicht von einer ernst gemeinten Äußerung unterscheiden können.«
    Arkasha zog die Schultern hoch und setzte wieder seine sardonische Maske auf. »Wie kommst du darauf, dass du mich beleidigt hast?«, fragte er. »Und wo wir schon dabei sind: Wie kommst du darauf, dass es ein Scherz war?«
    In diesem Moment geriet Arkady wirklich in Panik.
    »Äh … oben, hast du gesagt? Dann lass ich das Zeug einfach hier unten liegen, und … äh … ja … Ich muss jetzt wirklich runter ins

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