Lichtjagd
Labor und mich vergewissern, dass alles in einem Stück an Bord angekommen ist und …«
»Entspann dich«. sagte Arkasha mit demselben spöttischen kleinen Lächeln auf den Lippen. »So primitiv sind meine Perversionen nicht.«
Später sollte Arkady den Keim von Arkashas Krankheit in diesen Worten entdecken. Er würde sie analysieren, durcheinanderwerfen, umdrehen wie die Karten eines Wahrsagers, nach dem ersten falschen Schritt auf dem langen Abgleiten ins Exil suchen.
Aber in diesem Moment sah er nur das Gesicht, das seines und doch nicht seines war; die Augen, die seine und doch nicht seine waren; und die Seele hinter den Augen, so komplex, unergründlich und wunderbar wie ein lebendiger Planet.
Ein politisch nützliches Werkzeug
► Obwohl es mehrere Jahrzehnte dauern kann, bis sich der Prozess der Umwandlung entfaltet, wird die Kunst der Kriegführung … sich erheblich von der heutigen unterscheiden … Die Unterscheidung zwischen militärischen und kommerziellen Weltraumeinrichtungen – Kombattanten und Nichtkombattanten – wird verwischen … fortgeschrittene Formen biologischer Kriegführung, die spezifische Genotypen »anvisieren« können, werden die biologische Kriegführung aus dem Reich des Terrors in ein politisch nützliches Werkzeug verwandeln.
Der Wiederaufbau der amerikanischen Verteidigung:
Strategie, Kräfte und Ressourcen für ein neues Jahrhundert.
Ein Bericht des Projekts für ein Neues Amerikanisches
Jahrhundert (September 2000)
H interher wusste Arkady über die Durchquerung der Blockade nur noch eines mit Sicherheit, nämlich dass er die meiste Zeit von Drogen halb bewusstlos gewesen war.
Er erinnerte sich an das Schiff; an die ausgedehnte, surreale Klaustrophobie der Sprungträume; an ein Zwischenspiel aus strahlendem, gebrochenem Sonnenlicht, das sich in die verspiegelten Schluchten der Wolkenkratzer im Ring verirrte; an die strengen Augen und sonnenverbrannten Gesichter der Wachleute am El-Al-Flugsteig. Dann wachte er auf, als die Mitreisenden ringsum gerade im Chor »Heveinu Schalom Aleichem« anstimmten und der Shuttle über unglaublich blaues Wasser auf die weißen Dächer und glitzernden Solarsegel von Tel Aviv zuschoss.
Der Internationale Flughafen Ben Gurion war ein architektonisches Wunderwerk, aber er war ein Jahrhundert vor der Evakuierung und der künstlichen Eiszeit gebaut worden. Nachdem sie aufgesetzt hatten, schmerzten Arkadys Hände binnen fünf Minuten vor Kälte.
Osnat kämpfte sich durch das Gedränge und zog Arkady hinter sich her. Leute rempelten und schubsten ihn im Vorbeigehen. Es waren so viele Gesichter, jedes bestürzend anders als alle anderen und alle verhärtet vom bitteren Kampf jedes gegen jeden, der für Menschen das normale Leben zu sein schien.
»Wer ist das?«, fragte Arkady und deutete auf ein riesiges, grießiges Bild, das den Großteil der Wand über der Anzeigetafel für An- und Abflüge einnahm.
»Theodor Herzl. Und streck nicht den Finger aus. Die Leute sind hier sehr schreckhaft.«
Zwei junge weibliche Soldaten schritten vorbei, die ihre Automatikwaffen schon halb gehoben hatten. Ein Mann mit flammend roten Haaren drängelte sich zwischen ihm und Osnat hindurch und stolperte praktisch über ihn. Während Arkady noch um sein Gleichgewicht rang, stieß eine Gruppe lärmender Frauen mit ihm zusammen, einige mit schreienden Kindern im Schlepptau. Sie hatten alle die gleichen blonden Locken und sommersprossige Haut, und ihre Gesichter hatten eine leichte, aber beruhigende Ähnlichkeit. Nicht die klare, saubere Melodie eines einzelnen Gensets, aber zumindest etwas, das dem harmonischen Akkord einer zusammengesetzten Syndikatsabstammungslinie nahe kam. Die Gruppe schloss sich um Arkady und zog ihn mit sich. Als Osnat kehrtmachte, um ihn zu retten, warf er einen Blick über die Schulter und staunte mit offenem Mund über seinen ersten Anblick einer »Familie«.
Und dann kamen die Spots.
Es gab in der Menge keine offensichtlich verkabelten Leute – Keramstahl-Fasern waren auf der Erde illegal, weil sie in Mikrogravitation gefertigt werden mussten –, aber der Flughafen selbst hing immer noch am Grid, und die Luft über ihren Köpfen knisterte und glitzerte vor Spinvideo-Reklame.
JUDEN IM NORAM-SEKTOR JETZT FÜR FRIEDEN hieß es auf einem Spruchband, das erschreckend plötzlich unmittelbar über Arkadys Kopf auftauchte. Ein zweiter Spot versetzte ihn in einen sonnigen Hain mit frostresistenten Orangen, bevölkert von
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