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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Teller und hob eine Augenbraue. »Der Verurteilte hat gut gegessen. «

    »In einer halben Stunde werde ich wahrscheinlich wieder alles erbrechen«, erwiderte Arkady. »Aber der Körper will, was der Körper will.«
    »Ohne Zweifel«, stimmte Arkasha zu. »Und da wir gerade vom Körper reden: Für welche Sünden bist du hergeschickt worden?«
    Arkady schluckte. »Äh … Ich beschäftige mich mit Ameisen. «
    »Nun, das ist wirklich ein schweres Vergehen. Aber ich nehme an, wir können dir verzeihen.«
    Die Schüchterne Bella kicherte wieder.
    »Was ist mit dir?«, fragte Arkasha sie. »Mit welchem verfressenen, runzligen und aufdringlichen alten Sack aus dem Verwaltungsausschuss wolltest du nicht schlafen, dass dir die zweifelhafte Ehre dieses Einsatzes zuteil geworden ist?«
    »Mich hat gar keiner gefragt. Sie haben mich nur ideologisch in die Mangel genommen, um nicht zugeben zu müssen, dass sie weniger über Terraforming wissen als ein niedriges B-Klasse-Konstrukt. Wobei mir einfällt, dass ich nie mit einem A geschlafen habe.« Sie warf auf eine reizende Weise den Kopf zurück – eine Gebärde, die eine sichtbare Wirkung auf ihre Schwester hatte. »Was meinst du, sollte ich das als Beleidigung werten?«
    »Nun«, erklärte Arkasha großmütig. »Ich stehe jederzeit zur Verfügung, falls du deine Erfahrungen erweitern möchtest.«
    Darauf lachten alle dieses nervöse, überdrehte, verlegene Lachen, das sie immer anschlugen, wenn jemand das ultimative Tabu ansprach.
     
    »Du solltest aufpassen, was du sagst«, sagte Arkady zu Arkasha, als sie schließlich in der relativen Privatsphäre ihrer Kabine allein waren.
    Es klang nicht so, wie er es gemeint hatte, wurde ihm klar. Er hatte beabsichtigt, es … nun, wie sollte es klingen? Was zum Teufel hatte er sich eigentlich gedacht?

    Er räusperte sich nervös. »Die obere oder die untere Koje?«
    »Ich würde lieber oben schlafen, wenn’s dir recht ist.«
    »In Ordnung.«
    Aber keiner von beiden machte Anstalten, sich in seine Koje zu legen. Statt dessen schien Arkasha seinen neuen Duopartner sorgfältig zu begutachten; und Arkady nahm die Gelegenheit wahr, noch einmal den Mann zu betrachten, der in den nächsten zwei Jahren, ob im Guten oder Schlechten, der wichtigste Mensch in seinem Leben sein würde.
    Er sah ihn mit den geübten Augen eines Sprösslings derselben Brutstation. Er ging über Dinge hinweg, die einem Fremden als Erstes aufgefallen wären: die eleganten Proportionen der Hüfte und der Schultern; das verfeinerte Gesicht eines Intellektuellen, das so viel über den einzigartigen Charakter und die Talente ihrer Abstammungslinie ausdrückte; die glatten Linien der Wangen- und Kieferknochen und der Schläfen; der leichte, an Amors Bogen erinnernde Schwung der Oberlippe, auf den sich die Designer als perfekten Kompromiss zwischen Schönheit und Männlichkeit geeinigt hatten.
    Statt dessen sah er die kleinen Details, die Geschwister aus derselben Brutstation früh zu beachten lernten. Unter anderem, dass sein Duopartner fünf Kilo weniger als der Durchschnitt ihres Jahrgangs auf den Rippen hatte; ein sicheres Zeichen für eine nervöse Veranlagung; dass er die Angewohnheit hatte, auf den Zehenspitzen zu balancieren, als erwarte er unentwegt das Unerwartete und habe aus Erfahrung gelernt, dass das Unerwartete meist unangenehm war; dass sein schmales Gesicht Intelligenz und Charakter ausstrahlte, aber auch eine verletzte Zurückhaltung, die für Arkadys persönliches Leben im Laufe der nächsten zwei Jahre nichts Gutes erwarten ließ.
    Die sardonische Fassade war genau das, erkannte Arkady. Eine defensive Waffe, die scharf geschliffen war, um andere
zu verunsichern und auf Distanz zu halten. Allerdings hatte ein Syndikatskonstrukt ebenso wenig Gründe, die anderen Sprösslinge aus seiner Brutstation auf Distanz zu halten, wie ein menschliches Kind einen Grund hatte, seine eigenen Brüdern und Schwestern auf Distanz zu halten.
    Arkadys erster Eindruck des Mannes hatte ihn nicht getrogen; er war ungefähr so sicher und berechenbar wie eine noch nicht detonierte Bombe.
    Arkasha grinste plötzlich. »Du hast da ja ein paar ziemliche Haarwirbel. Ein klassischer Fuzzy-18-Defekt. Irgendein armer Hund am SplicingScope muss für den Murks ganz schönen Ärger bekommen haben.«
    »He, das hat mir noch nie jemand gesagt.«
    »Du hattest Angst um dein Leben, was?« Das Grinsen wurde breiter. »Kinder können richtige Monster sein.«
    »So schlimm war’s nicht«, log

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