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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Schuldzuweisungen, befürchtete Arkady mehr und mehr, dass die Begutachtung von Novalis sich zu der Art von spektakulärem Desaster entwickeln könnte, die später in Handbüchern für die Planung von Missionen verarbeitet wurden.
    Die BFS war Aurelias Baby – Aurelia, die Doktorin für Steine, nicht die Doktorin für Menschen. Beide Aurelias waren Arkadys beste Freundinnen geworden, noch bevor er sich die letzten Reste von Frostbrand abgeschrubbt hatte. Er hatte vorher schon mit anderen Aurelias gearbeitet, und die Aurelias auf der Novalis-Mission hatten die für ihre Abstammungslinie typischen Einstellungen und Charakterzüge. Selbst nach Syndikatstandards arbeiteten sie sehr hart. Sie verlangten Perfektion von sich und anderen. Sie waren taktlos, grob, aggressiv, ungeduldig und alles in allem unmöglich, wenn man ihnen in die Quere kam. Sie waren aber auch loyal, liebevoll und ungemein freundlich, wenn man das Glück hatte, sich ihre Freundschaft zu verdienen.
    Wie es an neuen Einsatzorten häufig vorkam, profitierten Arkady und die beiden jetzigen Aurelias von früheren freundschaftlichen Kontakten. Arkady war mit anderen Aurelias gut befreundet gewesen, und er hoffte dem neuen A-12-Arbeitsduo
ebenso nahe zu kommen. Die beiden Aurelias hatten angenehme Erinnerungen an frühere Arkadys und konnten es nicht abwarten, sich mit ihren neuen A-11-Kollegen anzufreunden. Arkady ließ sich auf die neue Freundschaft so bereitwillig ein wie eine Ente, die in einen vertrauten Teich sprang – was eine gute Sache war, angesichts der ausgesprochen unangenehmen Natur einer Beziehung, die eigentlich eine viel engere Freundschaft hätte werden sollen: die mit Arkasha.
    Allerdings hatte er nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken. Alle waren so hektisch mit den Landevorbereitungen beschäftigt, bevor das Schiff in eine Umlaufbahn um Novalis eintrat, dass sie kaum Zeit zum Schlafen und Essen hatten, geschweige denn Zeit, um sich den Kopf über ihre sozialen Beziehungen zu zerbrechen.
    Die BFS war von entscheidender Bedeutung. Die Messung flüchtiger Substanzen würde ihnen verraten, ob der Planet geophysikalisch in der Lage war, pflanzliches und tierisches Leben zu beherbergen. Die A-Klasse-Konstrukte von Aziz würden sich mehr auf die BFS als auf jede andere Datensammlung stützen, wenn sie entschieden, ob sie grünes Licht für die Mission geben und das Team ins Landemodul schicken würden oder nicht.
    Der Haken an der Sache war Bella – oder, um es allgemeiner auszudrücken, die bloße Anwesenheit von Aziz- und Motai-Konstrukten bei einer angeblich rein wissenschaftlichen Mission.
    Die Novalis-Mission war eine einstufige, zeitlich eng begrenzte Expedition, schnell und billig, aber definitionsgemäß unterbesetzt. Jedes Mannschaftsmitglied musste in der Lage sein, bei missionskritischen Aufgaben außerhalb ihres eigenen Fachbereichs zu assistieren oder sie nötigenfalls zu übernehmen. Es war sogar eines der Hauptargumente für die Einbeziehung der A-Klasse-Konstrukte von Aziz und Motai gewesen, dass sie mit ihrer breit gefächerten Praxiserfahrung
die knappe Besetzung des Biowissenschaftler-Teams wettmachen konnten.
    Das hatte sich allerdings nicht ganz bewahrheitet.
    Die beiden As von Aziz hatten, bei allem guten Willen der Welt, nicht einmal die Ausbildung und die technischen Fähigkeiten, um als Laborassistenten auszuhelfen. Und die Bellas … nun ja, die Bellas erwiesen sich als kompliziert.
    Wie Arkady vorhergesehen hatte, konnte man sie trotz ihrer unheimlichen äußeren Ähnlichkeit leicht auseinanderhalten. Zwei Tage nach dem Erwachen aus dem Kälteschlaf hatte Arkady sie insgeheim die »Schüchterne Bella« und die »Herrische Bella« getauft. Die Schüchterne Bella sagte kaum etwas, außer wenn sie angesprochen wurde, und wenn sie mal den Mut aufbrachte, ein paar Worte zu äußern, musste man sich anstrengen, sie zu verstehen. Arkasha und der Lässige Ahmed behaupteten beide, dass sie einen sardonischen Humor hatte, aber sie waren die beiden einzigen Mannschaftsangehörigen außer ihrer Duopartnerin, in deren Gesellschaft sie sich wohl genug fühlte, um Scherze zu machen. Und wenn Arkady ehrlich war, hatte er seine Zweifel, ob sie sich in Gesellschaft ihrer Duopartnerin wohl fühlte.
    Nach Syndikatstandards grenzte Bellas Schüchternheit an eine soziale Abweichung. Arkady hatte sich gefragt, wie ein Genkonstrukt mit so offensichtlichen Mängeln die für ihre Strenge berühmten Ausleseverfahren des MotaiSyndikats

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