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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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der Mossad ihn für Gegenspionage anwarb. Anfangs nur im Bereich Computersicherheit, aber dabei blieb
er nicht lang. Didi Halevy holte ihn in die Spionageabwehr. Und dann … kam sein Aufstieg. Und nicht bloß, indem er sich an Didis Rockzipfel hängte. Niemand hat Gavi je vorgeworfen, dass er nicht gut in seinem Job wäre.«
    »Und wie ist es gekommen, dass Mosche ihn so hasst?«
    »Er wurde zum Verräter.«
    »Er sitzt also im … Gefängnis?«
    »Nein.« Es schien, als hätte sie am liebsten ausgespuckt. »Vielleicht hatte er ein Pferd – so nennt man es, wenn jemand einen Freund in hoher Stellung hat, der ihn beschützt. Oder vielleicht war es einfach zu peinlich für die Leute, die ihn befördert und ihm vertraut haben. Ich weiß nur, dass er noch lebt.«
    Arkady musste die bestürzenden Schlussfolgerungen aus dieser Aussage erst verdauen. »Heißt das, dass ihr immer noch Menschen hinrichtet? «
    »Natürlich nicht. Um Gottes willen, schließlich sind wir keine Amerikaner . Aber man kann jederzeit einen hübschen kleinen Verkehrsunfall arrangieren.«
     
    Sie setzten auf einer groben Landepiste auf, die man aus denselben verstreuten Eichen- und Wacholderbüschen herausgehauen hatte, die Arkady auf fast jedem der Terraform-Planeten, auf denen er in den letzten zehn Jahren gearbeitet hatte, vorgefunden hatte. Der Pilot flog schnell und niedrig herein und hob wieder ab, bevor sie sich auch nur vor dem Luftdruck der Rotoren zurückgezogen hatten.
    Osnat zog Arkady über das Rollfeld zu einem kleinen Halbkettenfahrzeug, dessen Lack vom Wind und Sand so abgeschmirgelt worden war, dass Arkady die Beschriftung nicht mehr lesen konnte.
    »Ich muss dich bitten, dich nach hinten zu setzen«, sagte sie. »Tut mir leid.«
    Der Fond des Halbkettenfahrzeugs war unbeleuchtet und roch streng nach Biodiesel und irgendeinem schmutzigen
Tier, das er erst nach und nach als Mensch identifizierte. Er stieg ein und fand eine Decke, auf die er sich setzen konnte.
    »Behalte bitte deine Maske an«, erklärte Osnat, »und vergiss nicht, dass dies auch deiner eigenen Sicherheit dient. Es gibt hier eine Menge Leute, die dich auf der Stelle umbringen würden, wenn sie wüssten, wer du bist. Und sie arbeiten nicht alle für die UN.« Dann zog sie scheppernd die Stahltür herunter und ließ Arkady im Dunkeln sitzen.
    Der Wagen hielt so oft an, dass Arkady irgendwann nicht mehr mitzählte, anfangs einige Male an Straßenkreuzungen, wie er vermutete, dann an zwei Grenzübergängen. Aber obwohl er hörte, dass die Grenzpolizei den Wagen gründlich überprüfte, öffnete niemand die Hintertür und bat um seine Papiere.
    Bei anderen Gelegenheiten bekam er nicht mit, warum angehalten wurde. Der Wagen wurde einfach an den Straßenrand gelenkt, unter den Reifen knirschte Kies, und dann wartete man. Manchmal stiegen Osnat und der Fahrer aus, manchmal nicht. Manchmal warteten sie eine Minute lang, manchmal schien es Stunden zu dauern. Einmal, sehr spät in der Nacht, hörte er Osnats Stimme:
    »Sieh dir das an! Erst einen Tag wieder da, und schon hat mich ein Moskito gestochen. Wie kann einen mitten in einer Scheißwüste mitten in einer Scheißeiszeit ein Moskito stechen? «
    Einer der Männer sagte etwas auf Hebräisch, das aber zu sehr mit Slangausdrücken durchsetzt war, als dass Arkady es verstehen konnte.
    »Nur wenn du besser bezahlst als die Armee«, sagte Osnat mit Nachdruck, und alle lachten.
    Schließlich nickte Arkady ein und schreckte wieder aus dem Schlaf, als stotternd der Motor erstarb. Er hörte Stimmen und Schritte. Dann wurde mit lautem Rasseln die Stahltür
hochgeschoben, und Arkady sah sich Osnat gegenüber, flankiert von zwei kräftig gebauten jungen Männern, die beide stupsnasige Karabiner in den breiten Bauernhänden hielten.
    »Raus«, sagte Osnat.
    Sie eilten über einen dunklen Parkplatz zu einem niedrigen Schuppen, der das einzige Gebäude war, das Arkady diesseits des gewellten Wüstenhorizonts sehen konnte. Trotz der sichtbaren Waffen hatte Arkady das Gefühl, dass die Disziplin hier nachließ. Was sollten auch große Drohgebärden, wenn er keine Chance hatte, allein die umliegende wasserlose Ödnis zu durchqueren?
    Der Schuppen stellte sich als Überdachung einer Treppenflucht heraus, die drei Stockwerke abwärts führte, ohne dass in irgendeiner Richtung eine Tür abging. Die Treppe endete vor einer stählernen Feuertür. Die Feuertür öffnete sich in einen engen Raum, in dem nichts stand außer einem verschlissenen

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