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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Sofa und einer zerbeulten Workstation. Auf dem Sofa saß, türkischen Kaffee nippend, die Füße in Sandalen auf einer Kiste mit Panzerfaustmunition, kein anderer als Mosche.
    Er grüßte Arkady, indem er sein Glas hob. »Gute Nachrichten. Die erste Auktionsrunde startet übermorgen im König-David-Hotel. «
    »Auktion?«, fragte Arkady verwirrt. »Was für eine Auktion? «
    »Ach, stimmt. Du hast ja alles verschlafen. Es hat sich herausgestellt … entschuldige.« Mosche kramte in seinen Taschen, holte ein ausgefranstes und zerknülltes Taschentuch hervor und schnäuzte sich lautstark die Nase. »Es hat sich herausgestellt, dass Israel an eurer genetischen Waffe überhaupt nicht interessiert ist. Meine Investoren haben beschlossen, dich wieder auf den Markt zu bringen und zu sehen, ob wir das Geld wieder reinholen können, das wir ausgegeben haben, um dich herzubringen.«

    »Aber ich habe mich auf Israels Seite geschlagen. Ich war nie bereit …«
    »Du hast recht. Das war nicht sehr nett von uns.« Mosche trug wie üblich Shorts und T-Shirt, aber inzwischen stampften die Wachleute die Treppe hoch und runter und holten den Nachschub aus dem Halbkettenfahrzeug, und ein kalter Wind pfiff den Treppenschacht herunter. Mosche zog einen Pulli zwischen den verschlissenen Sofakissen hervor und zog ihn sich über den Kopf, was seine nächsten Worte etwas dämpfte. »Willst du die ganze Sache abblasen und wieder nach Hause?«
    »Ich kann nicht zurück.« Arkady ließ es zu, dass die ganze Angst, Unsicherheit und Isolation der letzten Wochen in seiner Stimme mitschwang. »Dafür ist es zu spät. Sie werden mich umbringen. «
    Mosche rückte seine Brille zurecht und beugte sich vor, um Arkady eindringlich anzusehen. »Ich wüsste gern, ob du mehr Angst um deine Haut oder um deine Karriereaussichten hast. Es ist so, Arkady, dass wir dir helfen könnten … aber du hast uns noch keinen überzeugenden Grund genannt, es mit dir zu versuchen.«
    »Aber Arkashas Arbeit …«
    »Wach auf und hör, was die Stunde geschlagen hat. Deine sogenannte genetische Waffe ist nur was für die Galerie. Wenn jemand dafür bezahlen will, kassieren wir das Geld gern. Aber wenn wir uns für dich einsetzen sollen, solltest du etwas Besseres anzubieten haben als geklonte Insekten zum Vorzeigen.«
    »Was zum Beispiel?«
    Mosche sah ihm in die Augen. »Zum Beispiel Absalom.«
    »Und was bekomme ich, wenn ich Ihnen Absalom bringe?«
    »Politisches Asyl. Mit Garantie. Für dich und Arkasha. In Israel, nicht in einem konzerneigenen Schwarzen Loch, wo man euch die Fingernägel ausreißt, nur um sicherzugehen, dass ihr alles gesagt habt.«

    »Ich weiß nicht, ob …«
    »Es gibt nichts zu verhandeln, Arkady. Entweder du machst es oder du lässt es sein. Mehr habe ich dir nicht anzubieten. Also, tu dir selbst einen Gefallen und nimm dir Zeit, um darüber nachzudenken.«
    »Wie viel Zeit habe ich?«
    »Bis zur Auktion. Oh, und habe ich erwähnt, dass auch Korchow dort sein wird? Was ist los, Arkady? Du scheinst mir ein bisschen nervös. Keine große Lust, einen alten Freund wiederzusehen?«

NOVALIS
Bodenwahrheit
    ► Während sich die menschliche Spezies, als ein bewährter Mechanismus, zu einem sozialen Ganzen organisierte, ist die Motivation, die sie in Gang hält, nicht ebenso gründlich umorganisiert worden; sie bleibt in einem erheblichen Maße individualistischer Natur. Soziale Ziele werden durch Appelle an individuelle egostische Instinkte erreicht. Unser gegenwärtiges industrielles System basiert auf einem wechselseitig egoistischen Handel, in dem jede an der Transaktion beteiligte Partei den eigenen Vorteil sucht, unabhängig vom Nutzen oder Schaden für die Spezies als Ganzes. Das System funktioniert leidlich gut … zumindest scheint es jenen so, die an das System gewöhnt sind.
    Aber … die zukünftige Evolution unserer Rasse könnte in eine Richtung gehen, die am Ende den Konflikt zwischen Mensch und Mensch, zwischen dem Menschen und der Welt in ihrer Gesamtheit abschwächen wird.
    Alfred J. Lotka (1924)

    D as erste Anzeichen für Schwierigkeiten auf Novalis war die detaillierte Bestandsaufnahme Flüchtiger Substanzen. Theoretisch betrachtet waren die unstimmigen BFS-Zahlen ein rein wissenschaftliches Thema. Praktisch allerdings stellte sich heraus, dass es in der BFS-Krise weniger um wissenschaftliche als um kulturelle und soziale Fähigkeiten ging. Und angesichts der anschließenden Aufregung, all den Fragen, Streitigkeiten und

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