Lichtjagd
Erwachsene oder Kinder in einer Brutstation? «
»Kollektive Arbeitslisten sind ineffektiv«, sagte der Korrekte Ahmed in seinem üblichen kategorischen Ton.
»Nicht so ineffizient, als wenn man Leuten vor den Kopf stößt, indem man sie wie Galerensklaven statt wie Protobürger behandelt.«
»Bord-Dienstpläne funktionieren«, beharrte Ahmed. »Das ist erwiesen.«
»Durch Studien des AzizSyndikats!«, sagte Aurelia verächtlich. »Studien, die an B- und C-Klasse-Syndikaten durchgeführt wurden. Für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir sind keine Bs und Cs. Und wenn deine sogenannten Führungsqualitäten sich darauf beschränken, Arbeitsdrohnen herumzuscheuchen, die soziogenetisch darauf programmiert wurden, deinen konterrevolutionären humanistischen Unfug zu schlucken …«
»Also wirklich«, sagte der Lässige Ahmed in seinem üblichen nüchternen Ton. »Warum konzentrieren wir uns nicht einfach auf das anstehende Problem? Wir können nicht alles heute klären. Und wenn wir der BFS-Situation nicht auf den Grund gehen, ist alles übrige einen Dreck wert.«
»Warum wiederholen wir nicht einfach die BFS-Messungen und gehen die Sache noch einmal von vorn an?«, fragte Arkasha. Es war seit Beginn der Besprechung das erste Mal, dass er den Mund aufmachte.
Während alle über seinen Vorschlag nachdachten, herrschte für einen Moment Schweigen. In den letzten Wochen, in denen sich seine Mannschaftskameraden, einer nach dem anderen und ohne es je zuzugeben, sein öffentliches Dossier heruntergeladen hatten, war Arkasha eine verschwommene, inoffizielle Autorität zugewachsen. Die lange Liste von Publikationen, Zitierungen und Entdeckungen, auf die das Dossier verwies, hatte auf subtile Weise nicht nur ihr Bild von Arkasha verschoben, sondern auch ihre Annahmen über die ganze Mission. In der anti-individualistischen Kultur der Syndikate war Arkasha am ehesten das, was man als einen akademischen Superstar bezeichnen konnte: einer der besten theoretischen Genetiker seiner Generation in einer Gesellschaft, in der die Genetik unbestritten an der Spitze der wissenschaftlichen Nahrungspyramide stand. Selbstverständlich wurden seine Artikel unter dem Namen seiner Abstammungslinie veröffentlicht. Aber man musste nur einen Blick auf die alles entscheidende erste Fußnote werfen, um zu verstehen, wie viele Artikel er geschrieben und welchen Einfluss er auf andere Genetiker ausgeübt hatte. Arkashas Teilnahme an der Mission gab zu erkennen, welche enorme Bedeutung der gemeinsame Verwaltungsausschuss der Entdeckung beimass, die man auf Novalis zu machen hoffte. Und ohne dass er etwas tun oder sagen musste, um diese Position einzufordern – tatsächlich sprach er mit kaum jemandem außer der armen kleinen Schüchternen Bella, die am allerwenigsten als Mittlerin sozialer Macht in Frage kam –, war Arkasha de facto der leitende Wissenschaftler der Erkundung geworden.
Die Herrische Bella dagegen war an Arkashas akademischen Qualifikationen auffällig uninteressiert. Sie und Arkasha starrten einander an, gefesselt von einer privaten Willensschlacht. »Wenn du etwas zu sagen hast«, erklärte sie, »warum hast du dann nicht den Mumm, es auch auszusprechen? Oder willst du lieber wieder in meinem Quartier
rumschleichen und deine widerlichen Anspielungen machen? «
»Es gibt keinen Grund, ihm an die Kehle zu springen!«, schnauzte Aurelia und unterbrach damit, was immer zwischen Arkasha und Bella vorgefallen war – und verhinderte zugleich, dass jemand erfuhr, was mit Arkashas »widerlichen Anspielungen« gemeint war. Arkady unterdrückte ein Seufzen. Er mochte die Aurelias im Allgemeinen sehr gern, und diese hier besonders – aber ihre »Hilfe« bei einer Besprechung war eine Belastung, die er seinem schlimmsten Feind nicht wünschte.
»Versuch nicht, mich einzuschüchtern!«, schrie Bella, die für einen Moment von Arkasha abgelenkt war.
»Sie einschüchtern?«, murmelte Aurelias Schwester in Arkadys Ohr. »Ich wünschte, wir könnten sie auspeitschen.«
»Kommt schon, Leute.« Wieder der Lässige Ahmed. »Konzentrieren wir uns auf Lösungen, nicht auf die Fehlersuche. «
Arkady holte tief Luft und hakte an dieser Stelle ein. »Vielleicht wäre es wirklich die beste Lösung, die Zahlen noch einmal zu überprüfen. Wenn Bella keine Zeit hat, führe ich die BFS noch einmal durch. Es ist wirklich kein Problem.«
Der Lässige Ahmed warf ihm einen vielsagend dankbaren Blick zu. Der Gedanke, dass ein bisschen
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