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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Mehrarbeit besser war, als die sozialen Zahnräder ins Stocken kommen zu lassen, gehörte zu den vielen Übereinstimmungen, die Arkady und die großen A-Klasse-Konstrukte von Aziz im Laufe der Diskussion bereits bemerkt hatten.
    »Ich habe keinen Bedarf, dass du mir über die Schulter schaust und nach Fehlern suchst«, schnauzte Bella Arkady an. Sie warf einen giftigen Blick zu Arkashas Ende des Tisches. »Und glaube bloß nicht, dass ich nicht weiß, wer dich auf die Idee gebracht hat!«
    »Niemand hat mich auf irgendeine Idee gebracht«, sagte Arkady und fragte sich, was Arkasha gesagt haben könnte,
um eine derartige Feindseligkeit zu provozieren. »Ich habe nur gesagt, dass ich ein bisschen Zeit habe und die Zahlen noch einmal durchgehen könnte, wenn du zu beschäftigt bist und … und Hilfe brauchst.« Arkady gab sich alle Mühe, dass das Angebot entgegenkommend und nicht bedrohlich klang. Im Geheimen aber kamen ihm konterrevolutionäre Gedanken und er fragte sich, ob nicht einige der alten repressiven politischen Systeme der Menschen Möglichkeiten gefunden hatten, um dafür zu sorgen, dass bescheidene, fleißig arbeitende Personen nicht den Kürzeren zogen … und nicht die Rüpel, Primadonnen und Manipulatoren wie der Schaum auf der Milch oben schwammen.
    Bellas Schwester beugte sich hinüber, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Was immer es war, es gefiel Bella nicht besonders.
    »Warum tust du mir das an?«, schrie sie. »Warum wendest du dich gegen mich?«
    »Tu ich doch nicht. Ich habe nur …«
    »Das ist nicht fair! Warum fragte sich niemand, ob vielleicht Aurelias Analysen und nicht meine Messungen falsch sind? Warum glaubt ihr alle ihr so bereitwillig und wendet euch gegen mich? Weil sie ein A-Klasse-Konstrukt ist und ich nur ein B, deshalb!«
    »Weil sie etwas von ihrem Job versteht und du nicht, du Idiotin«, brummte Aurelias Schwester – zum Glück so leise, dass nur Arkady es hören konnte.
    »Sie hat nicht ganz unrecht«, sagte der Korrekte Ahmed. »Warum ziehen wir nicht die Möglichkeit in Betracht, dass die Zahlen stimmen und die, äh … wie hast du es eben genannt, Arkady? … die Bodenwahrheit anders ist, als wir sie erwartet haben?«
    »Weil …«, sagte Aurelia und blieb hilflos stecken.
    Arkady und alle anderen wissenschaftlichen A-Klasse-Konstrukte, die am Tisch saßen, wussten genau, wofür dieses »Weil …« stand. Weil die Zahlen, die Bella ermittelt hatten,
schlichtweg unmöglich waren. Weil wir nicht diese weite Strecke zurückgelegt haben, um jemandem Nachhilfeunterricht in Ökophysik zu erteilen. Weil wir alle zu viel zu tun hatten, um unsere gemeinsame Zeit verschwenden und Bella erklären zu können, warum sie, ein bisschen Verstand vorausgesetzt, wissen müsste, dass ihre Zahlen falsch waren.
    Aber natürlich wussten die Ahmeds noch weniger über Terraforming als Bella. Sie wussten nur, dass ein Rudel temperamentvoller Techniker und Wissenschaftler sich hier gegenseitig an die Gurgel ging. Und in Ermangelung technischer Kenntnisse konnten sie nur auf das zurückgreifen, was sie von ihren Mannschaftsgefährten wussten. Der Korrekte Ahmed war auf Bellas Seite, weil sie ihm schmeichelte, sich seinem Urteil anschloss und die einzige Mannschaftsangehörige war, der keinen »Mangel an Motivation« zeigte, indem sie sich gegen seinen geliebten Bord-Dienstplan sträubte. Der Lässige Ahmed folgte seiner gewohnten Philosophie – in den meisten Auseinandersetzungen fair, in diesem Fall aber verheerend – und versuchte die Streithähne so weit zu bringen, dass sie ihre Differenzen beilegten und einen Kompromiss fanden.
    »Ich bin einverstanden«, sagte der Lässige Ahmed. »Es gibt doch nun wirklich keinen Grund, alle Möglichkeiten durchzugehen, oder?«
    Die wissenschaftlichen As nahmen dies mit fassungslosem Schweigen auf. Eine der Aurelias keuchte. Arkasha zappelte herum.
    »Das Problem ist«, gab einer der Banerjees vorsichtig zu bedenken, »wenn diese Zahlen stimmen, würde das bedeuten, dass wir auf einen Planeten schauen, der bereits in weiten Teilen seiner Oberfläche den biogeologischen Höhepunkt erreicht hat.«
    Die beiden Ahmeds schienen nichts zu begreifen. Wussten sie wirklich so wenig darüber, was das Erkundungs- und Terraforming-Team
nach der Landung auf dem Planeten zu tun hatte? Wenn ja, würden sie nach der Landung reiner Ballast sein. Vor allem dann, falls sie sich in Entscheidungen der Erkundungsmannschaft einmischten, die sie nicht verstanden. Arkady erkannte,

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