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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Feind machen.
    Aber Arkasha ließ nicht locker. Er würde versuchen, nett zu sein. Und er würde es auf eine Weise tun, die Bella nur noch tiefer demütigen würde.
    »Ich will niemandem einen Vorwurf machen«, sagte er und hielt den Blick seiner dunklen Augen fest auf den Tisch gerichtet. »Hier ist auf der Ebene des Verwaltungsausschusses
ein Fehler gemacht worden, nicht auf der individuellen Ebene. Ein großer Teil der wissenschaftlichen Grundausbildung dreht sich darum, dass man nicht in Panik geraten soll, wenn die Daten merkwürdig aussehen. Und in komplexen Systemen sehen die Daten häufig merkwürdig aus. Wenn man jemanden mit rein technischen Vorkenntnissen in eine solche Situation hineinwirft, ohne eine echte Aufsicht, ist Panik fast schon garantiert. Und jemand ohne solide Kenntnisse in Ökophysik könnte beim Anblick der relativ fortgeschrittenen Flora und Fauna, die das Landemodul auf Novalis gesammelt hat, leicht den falschen Schluss ziehen, dass die Messwerte eines ökopoietisch so weit fortgeschrittenen Planeten genauso aussehen könnten wie die Daten der Erde, als sie auf dem absteigenden Ast war.«
    Arkasha hatte bedächtig gesprochen, damit jeder am Tisch Zeit hatte zu verstehen, was er Bella vorwarf: Sie hatte einfach die Daten von der letzten BFS auf der Erde eingesetzt, als ihre eigenen Messungen nicht die erwarteten Ergebnisse brachten.
    Zwölf Augenpaare richteten sich verstohlen auf Bella, die auf ihre Hände starrte und schwer atmete.
    Arkashas Augen zuckten in Bellas Richtung, dann ließ er den Blick sinken. »Es ist keine Schande, wenn man nicht perfekt ist. Hauptsache, man ist ehrlich. Viele Menschenleben könnten von unserer Ehrlichkeit abhängen. Nicht zuletzt unsere eigenen. Wir müssen die BFS noch einmal durchführen. Niemand würde lästige Fragen stellen. Ich finde, so sollten wir es machen. Aber es wäre sehr hilfreich, wenn wir deine Notizen zu den ursprünglichen Messungen zur Verfügung hätten.«
    Einen ausgedehnten Moment lang sagte niemand etwas. Die beiden Banerjees starrten entschlossen zur nächsten Aussichtsluke hinaus. Der Korrekte Ahmed war wütend, während der Ausdruck im hübschen Gesicht seines Partners nicht zu deuten war. Arkady warf einen Seitenblick auf Aurelia
und bekam gerade noch mit, dass sie vielsagend zwischen ihm und Arkasha hin und her schaute und ihrer Schwester mit gehobener Augenbraue einen Blick zuwarf.
    »Bella?«, fragte der Lässige Ahmed. »Können wir deine Notizen sehen? Bitte.«
    »Ich habe sie dir gegeben!«, schnauzte sie. Und deutete auf den ordentlichen Stapel von Ausdrucken, den sie zu Beginn der Sitzung hatte herumgehen lassen.
    Aber das waren keine Notizen. Sogar die As von Azis wussten genug, um das zu verstehen.
    Ahmed und Arkasha sahen einander an und kamen offensichtlich zu einer Übereinkunft.
    »Gut«, sagte Ahmed. »Ich verstehe das Problem. Sofern es ein Problem gab, was ich gar nicht behaupten will. Und ich schlage vor, dass wir, äh, eine Entscheidung fällen, wie wir die BFS von jetzt an handhaben wollen.« Ahmed sah in die Runde, aber niemand stellte seine Analyse in Frage. »Hat jemand etwas zu sagen? Irgend jemand?«
    Alle Anwesenden wussten, was als Nächstes geschehen sollte. Sie hatten ihr halbes Leben um Konferenztische gesessen oder in den Brutstationen an Kinderdiskussionsrunden teilgenommen, um die langwierigen, vornehmen, zyklischen Prozeduren der Konsensfindung zu lernen. Sie alle wussten, dass die vorgegebenen Abläufe eine Reihe von versuchsweisen Zusammenfassungen verlangten; sorgfältig strukturierte und nur vage zielgerichtete Erklärungen, die mit zurückhaltenden Phrasen wie »Wenn ich recht verstehe, was bisher gesagt wurde …« oder »Ich nehme an, dass Bella gemeint hat …« oder »Wir sollten die Möglichkeit in Erwägung ziehen, ob nicht vielleicht …« begannen und es der Gruppe erlaubten, zu einer Entscheidung zu gelangen, ohne dass eine einzige Person dazu gedrängt wurde, sich offen zu seinen oder ihren Positionen und Loyalitäten zu bekennen.
    Aber Arkasha hatte mal wieder keine Lust, sich an die vorgegebenen Abläufe zu halten.

    »Ich würde sagen, wir landen erst einmal«, erklärte er, in einem Ton, als wollte er seinen Kollegen diesen Vorschlag vor die Füße werfen wie ein Duellant einem anderen den Fehdehandschuh. »Schluss jetzt mit den Sonden, Vorbeiflügen und Hochrechnungen. Wir brauchen eine ordentliche Dosis Bodenwahrheit. Und glaubt mir, ob Bellas BFS-Werte richtig oder falsch

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