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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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der beharrlichen Behauptung, dass sie schon zu viel am Hals hatte (was nicht stimmte; sie würde erst zum Einsatz kommen, wenn nach der Landung auf dem Planeten die Nahrungsrecyclingsysteme aufgebaut werden mussten), war sie Aurelia zugeteilt worden, um ihr bei der Ermittlung der alles entscheidenden BFS-Daten zu assistieren.
Die beiden hatten bereits eine herzliche Abneigung gegeneinander entwickelt – und wenn etwas schiefging, waren gewisse Dinge unvermeidlich.
    »Du kennst dich also in meinem Job besser aus als ich?«, fragte Aurelia kalt.
    »Meine Zahlen sind richtig«, beharrte Bella.
    Neben ihr meldete sich ihre Schwester. »Vielleicht …«
    »Nichts vielleicht! Wenn du mir helfen würdest, statt Zeit damit zu verschwenden, indem du in den Weltraum starrst, hätten wir diesen Ärger nicht!«
    Die Schüchterne Bella ließ unterwürfig den Kopf sinken, aber nach den dunklen Schatten unter ihren Augen zu urteilen, bezweifelte Arkady ernsthaft, dass sie es an Einsatz mangeln ließ. Im Gegenteil, seit sie aus den Kryotanks gestiegen waren, hatte sie sogar ein paar Kilo abgenommen, und man konnte sie und ihre Schwester, noch bevor sie den Mund aufmachten, beunruhigend leicht auseinanderhalten.
    Jemand stieß ihn mit dem Ellbogen an; die andere Aurelia. Sie machte sich Sorgen um ihre Schwester, und man konnte es ihrem gewöhnlich selbstsicheren Gesicht ansehen. »Was sagt Arkasha zu den Zahlen?«, fragte sie Arkady in einem nervösen Flüstern.
    Er warf einen verstohlenen Blick auf Arkasha, der am anderen Ende des Konferenztischs saß, die Schultern so weit weggedreht, dass er sich vom Rest der Gruppe isolierte. Er blätterte gerade durch ein Bündel dicht bedruckter Printouts.
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte Arkady bitter. »Seit wir aufgewacht sind, habe ich keine zwanzig Worte mit ihm gewechselt. Ich hätte ihn nicht seltener gesehen, wenn er sich in den Luftschleusen verkrochen hätte, um mir aus dem Weg zu gehen.«
    »Ich bin schon einige Zeit dabei«, sagte die Herrische Bella, als Arkady sich wieder der Gruppendiskussion zuwandte. Sie war zwei Jahre vor ihrer Duopartnerin und drei
Jahre vor den Ahmeds, Arkadys und Aurelias aus dem Tank gekommen. Arkady wäre es an ihrer Stelle peinlich gewesen, hinter seine Altersgruppe zurückgestellt zu werden, aber es überraschte nicht, dass sie die Altersdifferenz als einen Anlass betrachtete, um sich gegenüber dem Rest der Gruppe aufzuspielen. »Ich war bei der Kuretz-12-Erkundung dabei, als ihr noch auf das Ausleseverfahren zum neunzehnten Geburtstag gewartet habt. Und es hat noch nie jemand Probleme mit der Arbeit gehabt, die ich erledige …«
    »Ich, ich, ich, ich, ich!«, platzte Aurelia entnervt heraus. »Wenn du ein bisschen weniger an dich selbst als an die Arbeit denken würdest, die wir hier erledigen müssen …«
    »Wie kannst du mir vorwerfen, dass ich …«
    »Niemand wirft dir irgendetwas vor«, sagte der Lässige Ahmed in beruhigendem Ton.
    Aber Aurelia war nicht bereit, es dabei zu belassen. »Und wenn du halb so viel Energie in die Arbeit stecken würdest, wie du aufwendest, um böswilligen Klatsch zu verbreiten …«
    »Ich lasse nicht zu, dass diese Besprechung in persönliche Angriffe abgleitet«, sagte der Korrekte Ahmed, der sich nicht überraschend auf Bellas Seite schlug. »Wenn du nicht die Führungsqualitäten hast, um die Leute unter dir …«
    »Das ist humanistischer Blödsinn!«, platzte Aurelia heraus. »Ich brauche keine Führungsqualitäten! Ich bin kein Schäferhund, verdammt noch mal! Ich betrachte es nicht als meine Aufgabe, Leuten hinterherzulaufen, die keinen Tag ehrlicher Arbeit investieren wollen, wenn man ihnen nicht ständig auf die Nerven fällt!«
    »Hör mal zu«, begann Arkady, der von nächtlichen Trinkereien wusste, dass es nur noch abwärts gehen konnte, wenn Aurelia einmal mit ihren ideologischen Bedenken gegen kastenbasierte Abstammungslinien anfing. Dabei stimmte er Aurelia in beider Hinsicht zu. Seit dem ersten Abend, als sie
ihrer Schwester den Abwasch überlassen hatte, zeigte die Herrische Bella ein bemerkenswertes Talent, nirgendwo in Sicht zu sein, wenn es Arbeit zu erledigen gab. Und was den Kastenblödsinn anging … nun, man musste sich nur die gegenwärtige Situation anschauen.
    Aber seine Unterbrechung brachte nichts ein. Aurelia hatte sich in Rage geredet.
    »Und da wir schon von ständigem Generve reden«, fuhr sie fort. »Ich hab den sogenannten Bord-Dienstplan allmählich satt. Sind wir

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