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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Salter
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Albas, dessen war sie sich sicher, bestanden auf einer bestimmten Art von Leben und keiner anderen, und sie hatten es - zu ihrem Glück - zusammen gefunden. Auf der Portobello Road in London kaufte sie einen schönen heufarbenen Kristallflakon von Lalique. Sie schickte ihn Ciaire als Geschenk. Es war Sommer, die blauen Abgase der Autos tönten die luftlose Stadt. Sie aßen Gurkensandwiches zum Tee. Abends gingen sie in italienische Restaurants. Sie besuchten Chelsea und die Tate Gallery.

    In einem nach fünf Uhr ausgestorbenen Teil von New York saß Danny bei ihrem Gott. Die Straßen waren leer. Die schreckliche Traurigkeit von leeren Tagen hatte sich über alles gelegt, aber diese Trauer berührte die beiden nicht, sie war ihre Bühne. Sie saßen allein an einem Tisch, zeichneten auf einer Papierser-viette: Inschriften, Initialen, Namen. Er zeichnete ihren Mund. Sie zeichnete seinen. Er machte ein D, das nur aus Blättern und Ranken bestand, ein Dickicht, und sie zeichnete sich und ihn nackt hinein, Adam und Eva, ein sexuelles Paar.
    »Du schmeichelst mir, du hast ihn zu groß gemacht.«
    »Aber so fühlt er sich an«, murmelte sie.
    Sie gingen an geschlossenen Speichern und an armseligen Gestalten vorbei, die zusammengesackt in Türeingängen lagen, mit dreckigen Händen, verschmutzten Kleidern. Der Himmel war erschöpft, von der Hitze ausgeblutet. An seinem unteren Rand saßen Reihen von Möwen, die Dächer unter ihren Füßen weiß wie Kreide.
    Der Raum war immer kühl und dunkel. Es roch modrig, wie der Laderaum eines Schiffes. Er hatte einen Tisch gebaut, er hatte die Wand neben dem Bett angestrichen. Sie war ein junges Mädchen, überwältigt von der Liebe. Sie waren gleich alt, sie waren sich fast gleich. Man kann sich die Tiefe dieser Sommer-tage nicht vorstellen, die Stille. Sie kam fast täglich zu ihm. Er schenkte ihr den größten Genuß auf Erden.
    Am Abend gingen ihre Eltern in Marlow essen, einem Städtchen, das eine Stunde von London entfernt lag. Das Restaurant war voll. Die Hitze des Tages verebbte endlich. Sie hatten einen Ecktisch. Hinter den Fenstern lag die Themse, schmal an dieser Stelle und voller Vergnügungsboote. Sie lasen die lange Speisekarte. Die Kellnerin erschien. Viri sah zu ihr auf. Sie hatte ein frisches Gesicht, sogar mit Sommersprossen, und große blaue Augen. Sie schien ihn nicht zu bemerken, sie war ganz auf sich selbst konzentriert, mit leicht ungelenker Hand legte sie die Löffel sorgsam vor sie hin - jede ihrer Bewegungen war auswendig gelernt - und faltete die Servietten vor ihren Augen zu Kegeln.
    »Können wir bei Ihnen bestellen?« fragte Viri.
    Eine lange Pause, während sie mit ihrer Arbeit fortfuhr. Sie sah ihn geistesabwesend an. »Nein«, sagte sie.
    Sie verließ den Tisch, den Hauch eines Lächelns noch auf den Lippen. Sie hatte schöne Beine, sie trug einen kurzen Rock. In der Nähe des Saums hing ein Tupfer Schlagsahne.
    »Hast du das Mädchen gesehen?« fragte Nedra.
    »Ja. Das kann ja ein tolles Essen werden.«
    Am Ende stellte sich heraus, daß sie nur den Wein servierte und einschenkte. Der Oberkellner, ein Ausländer, auf dessen Kinn ein dunkler Schimmer lag, nahm die Bestellung auf. Alle Tische war besetzt. Es gab da schweigsame ältere Paare, Mädchen mit extravagant angemalten Augen. Die Pausen zwischen den einzelnen Gängen waren lang. Sie tranken den Weißwein.
    »Hast du dir die Leute hier angesehen?« sagte Viri. »Schau dich mal um. Ist das nicht unglaublich?«
    »Du meinst, wie häßlich sie sind?«
    »Aber wirklich jeder einzelne. Wenn ihre Nasen nicht zu lang sind, sind ihre Zähne schlecht. Wenn die Zähne in Ordnung sind, haben sie Schuppen auf dem Kragen. Kannst du glauben, daß sie aus demselben Holz sind wie die Albas? Ich meine, ein und dasselbe Volk?«
    »Ich war von Alba sehr beeindruckt«, sagte Nedra. »Hast du seine Hände gesehen? Er hat sehr kräftige Hände.«
    »Ist es nicht seltsam, daß man bei manchen Menschen sofort spürt, daß sie deine Freunde sind?«
    »Ja, sehr seltsam.«
    Die Kellnerin bediente langsam und immer ein wenig abwesend an anderen Tischen. Man konnte die Ränder ihrer Seidenstrümpfe sehen, wenn sie sich vorbeugte. Endlich brachte der Kellner den Fisch.
    »Weißt du, das war wirklich eine wunderschöne Reise«, sagte Nedra. »Es war genau so, wie ich es mir immer vorgestellt habe, ich habe jede einzelne Minute genossen. Sieh dir den Fluß an. Alles ist einfach perfekt. Und was wir gesehen haben, war nur ein

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