Lichtjahreweit
Haut, ehe die Klimaanlage wieder für freie Sicht sorgte.
»Schon gut! Schon gut!« murmelte Kiyunati. »Tut mir leid, Rolff, tut mir ehrlich leid! Ich wollte nicht, daß du …«
»Es tut dir leid?« fragte Rolff fassungslos. »Es tut dir also leid? Weißt du überhaupt, was du da sagst?
Seit Tagen schon läufst du ziellos mit dem Detektor in der Gegend herum, ohne System, ohne Plan, ohne Überzeugung, gelangweilt, angewidert, bequem, schwingst kluge Reden und versuchst uns weiszumachen, was wir tun müssen, um das Soltonium zu finden! Und wir? Und wir?
Gerssons Arme schmerzen von der Anstrengung, die es bedeutet, die Lasersäge zu halten und so zu benutzen, daß sie nicht ausgerechnet das zerschneidet, was wir so dringend suchen! Seine Augen brennen von der Helligkeit der Strahlenschneide, sind fast blindgeglüht.
Meine Hand – da, diese! – meine Hand ist lahm vom Hämmern, vom Wühlen im Staub, meine Ohren sind taub vom Schweiß, und mein Kopf schmerzt von deinem Gemurmel!
Aber es tut dir leid! Immerhin! Immerhin!«
»Hör auf damit, deine Wut an mir auszulassen!« verlangte Kiyunati schroff. »Denkst du, wir merken nicht, wie du Tag für Tag immer unzufriedener, bösartiger, streitlustiger wirst? Nun gut, ich verstehe es, bin dir dafür nicht gram. Mir gehen die ewigen Fehlschläge auch auf die Nerven! Du hast es ja gehört! Aber das ist noch lange kein Grund, hier herumzuschreien und mich oder Gersson zu beleidigen, als wären wir deine Sklaven oder würden dich hindern, endlich zu Geld zu kommen!«
»Seid doch endlich still!« bat Gersson. »Es hat keinen Zweck, uns zu streiten. So kommen wir nie zu einem Ergebnis. Außerdem, die Zeit läuft uns davon …«
»Er hat recht«, bekräftigte Kiyunati. »Sparen wir unsere Kräfte für lohnendere Dinge!«
Rolff schwieg und zerschmetterte mit dem Vibrohammer einen faustgroßen Erzbrocken.
»Ein schönes Grab«, sagte Kiyunati ironisch. »Und so gewaltig! So groß! So schwarz!« Der Glanz der Sonne spiegelte sich auf der Oberfläche seines Raumanzugs.
Gersson hielt sich etwas abseits und überprüfte die Winde des Allzweckfahrzeugs; eines plumpen, schweren Panzerwagens mit sechs Ballonreifen und einer geschlossenen Kabine, hinter der die leere, blankpolierte Ladefläche lag.
Rolff klinkte das Seil in die Gürtelhalterung seiner Montur ein und zog heftig an dem Kunststoffstrang. Befriedigt nickte er. Das Seil hielt.
Gersson blickte auf die Kontrolldioden an seinem aufgeblähten Ärmel. »Wir sollten uns beeilen«, drängte er ungeduldig. »Der Sauerstoffvorrat schmilzt rapide, und wenn die Geräte nicht durch das Soltonium dort unten im See gestört werden und man ihnen trauen kann, dann zieht ein heftiger Induktionssturm herauf.
Rolff, willst du nicht besser warten, bis …«
»Nein«, unterbrach Rolff knapp.
»Aber ich meine doch nur …«
»Ich habe Nein gesagt!« erinnerte Rolff heftig.
Kiyunati lachte ärgerlich. »Laß ihn in Ruhe, Gersson, verschwende nicht deine Kraft! Er ist verrückt, völlig verrückt, und wenn er unbedingt in sein Verderben rennen will, bitte, das ist seine Sache. Ich werde ihn nicht daran hindern.«
»Sehr weise von dir!« spottete Rolff. »Und im übrigen; wenn ihr genau das tut, was ich gesagt habe, dann braucht ihr euch auch keine Sorgen zu machen.
Ist bei dir alles bereit, Gersson?«
»Ja.« Gerssons Stimme klang dünn und verzerrt; eine Folge des nahen Staubsees mit seinem Soltoniumgehalt. Selbst hier am Ufer konnte Gersson die ruckartigen Stöße und das seltsame Zerren fühlen, mit dem die Schwerkraft an seiner Schutzpanzerung nagte, und dann und wann schien der Boden unter ihm wegzuspringen, zu rollen und zu beben – ein gespenstisches Ballett hochgewirbelter Erdkrumen.
Das Allzweckfahrzeug hatte massive Klammern ausgefahren, die sich tief in den Boden wühlten und verhinderten, daß der gepanzerte Wagen von den unvermittelt auftretenden Schwerkraftschocks umgeworfen oder davongetrieben wurde.
Ein neuer, diesmal stärkerer Stoß. Rolff stolperte, hielt sich mühsam am Seil fest.
Kiyunati musterte ihn besorgt. »Ich hoffe, du bist dir darüber im klaren, daß dort unten« – er deutete auf die mattschwarze Oberfläche des Staubsees – »noch ganz andere Verhältnisse herrschen.«
»Die Beschichtung des Raumanzugs wird das Ärgste von mir fernhalten«, versicherte Rolff überzeugt. »Hauptsache, ihr hievt mich nach spätestens einer halben Stunde wieder hoch.« Er straffte sich. »Fangen wir
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