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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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mit Lendenschurz und Steinaxt in den gottverlassenen Sümpfen irgendeines Hinterwäldlerplaneten auf der Jagd nach wilden Kaninchen!
    Ein Witz! Eine Zote!«
    Kiyunati stand unten im Krater, wedelte mit dem Detektor und sah hinauf zu Rolff. »Du solltest ein wenig rücksichtsvoller sein«, riet er sanft. »Niemand zwingt dich, so wie Gersson zu denken. Du kannst machen, was du willst, aber verlange nicht von uns, so zu handeln wie du.«
    Rolff befingerte den Vibrohammer und blieb stumm.
    »Was macht es schon«, fragte Kiyunati, »wenn Gersson die zivilisierten Planeten satt hat? Selbst Glimmer ist nicht das Paradies. Und soviel Soltonium können wir gar nicht schürfen, daß wir in die Kreise hineinkommen, die dir wahrscheinlich gefallen.
    Selbst wenn jeder von uns fünf Millionen Werteinheiten herausbekommt und alle anderen Unkosten davon bereits abgezogen sind – was sind schon fünf Millionen für jene, die von Geburt an mit goldenen Löffeln gefüttert werden?«
    »Nicht viel«, gestand Rolff. »Aber du verstehst mich nicht, Kiyunati. Mag sein, daß diese fünf Millionen für andere nicht mehr wert sind als ein Haufen Dreck, aber es geht darum, was sie für mich bedeuten. Für mich!
    Und mit diesem Geld, Kiyunati, mit diesem Geld, Gersson, kann ich ein Haus mieten, ein kleines, in dem nur ich wohne, ob nun auf Glimmer oder Centauri oder Ross, und ich kann mir all das kaufen, was ich schon immer wollte: Frauen, wie man sie sonst nur auf Glanzpapier sieht; Mahlzeiten, die die Tischplatten verbiegen und an denen man stundenlang schlemmen kann; Urlaubsreisen, jeden Monat, nach Aldebaran oder Eridani; Fluggleiter und teure Kleidung, Traummaschinen und Jagdausflüge und was weiß ich; und noch etwas, Kiyunati, etwas, das noch viel wichtiger ist: Freiheit, das zu tun, was ich will.«
    »Und was willst du?« warf Gersson ein.
    Rolff erhob sich ächzend. »Du wirst schon sehen«, antwortete er. »Du wirst es noch rechtzeitig erfahren!«
    Nicht weit entfernt, im Süden, wo die sanft geneigte, kratergepunktete Geröllebene in einen Wald spitzer Felsnadeln überging, quollen aus unzähligen Spalten fette Fontänen grünlichen Gases und zerstäubten in der dünnen Tiefdruckatmosphäre Belsazars. Für einen kurzen, erschreckenden Moment wurde Rolff an Nebel erinnert, der über den Boden kroch und sich feuchtkalt auf die Haut legte.
    Er fröstelte.
     
    Belsazars Sonne – ein fader Klecks aus kaltem Feuer – arbeitete sich mühsam am Himmel hinauf und überschüttete die Kraterlandschaft und den unruhiger werdenden Staubsee mit einem ungewissen, diffusen Licht. Die Sonne war ein kraftloser weißer Zwerg, der seinen Brennstoffvorrat fast völlig verbraucht hatte und nun dem Schwerkraftkollaps entgegendämmerte; gleichgültig und abgeklärt, aber hin und wieder auch mit seiner mächtigen Gravitation nach Belsazar tastend, als wolle er den Planeten warnen und zur Flucht ermuntern.
    Rolff lauschte auf das emsige Summen des Kühlaggregats, vernahm die keuchenden Atemzüge Gerssons und Kiyunatis, die am gegenüberliegenden Kraterrand ein tiefes Loch gegraben hatten und eine Gesteinsprobe nach der anderen in den gefräßigen Analysator warfen.
    »Wieder nichts! Zur Hölle damit!« schimpfte Kiyunati. Seine Stimme klang rauh und kratzig, so, als habe er den Staub geschluckt, den Rolff mit jedem Schlag seines Vibrohammers von dem Erz absprengte. »Es ist zum Verzweifeln! Seit einer Woche nur taubes Gestein! Wie sollen wir jemals der Gesellschaft unsere Ausrüstung zurückzahlen? Wenn das so weitergeht, dann bekommen wir noch diesen Claim entzogen!«
    Rolff fühlte dumpfen Zorn in sich aufsteigen. »Und wenn schon!« schrie er. »Was bedeutet eine Woche, ein Monat, ein Jahr für die Möglichkeit, reich und frei zu werden? Was macht es schon, wenn wir schwitzen und schuften und uns krank und krumm arbeiten, aber dafür den Rest unseres Lebens genießen können?«
    Die Macht seiner Gefühle zwang ihn, sich zu erheben und erregt hin und her zu gehen. »Befiehlt dir jemand, hierzubleiben, Kiyunati? Hält dich jemand fest? Hast du keine andere Wahl?
    Verschwinde! Hau ab! Hau bloß ab! Steig doch ins nächste Schiff und fliege zurück zur Erde, wo du dich von mir aus im Beton von Nipponia festbeißen kannst! Aber sprich nicht weiter! Rede nicht mehr über Dinge, die du nicht verstehst!
    Geh mir aus den Augen! Du widerst mich an!«
    Rolff zitterte, und sekundenlang beschlug die Rundung seines Plastikhelms unter der Hitze seiner schwitzenden

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