Lichtjahreweit
Worten (»Ruhm & Jubel in all the world, säckeweise Geld & einen Haufen scharfer Weiber mit Strapsen dran, yak, yak!«), erstand ich am folgenden Tag auf dem nächsten Schrottplatz eine Olympia-Reiseschreibmaschine, schloß mich in die Besenkammer ein und ward fürs erste nicht mehr gesehen.
Im Lauf der Zeit wurde aus der Olympia eine IBM, aus der Besenkammer ein Wohnzimmer, doch die zwei Dutzend Jutesäcke, die ich für den versprochenen Geldsegen gekauft hatte, stapeln sich noch immer leer unter meinem Schreibtisch. Gelegentlich steige ich in Ronalds Champignonkeller hinab, um ihn an seine Versprechen zu erinnern, doch seit er sich der Aufzucht von Mutantenhühnern widmet und im Auftrag der SF-Mafia den hoffnungsvollen Autorennachwuchs gleich in der Wiege erwürgt, findet er immer weniger Zeit für ein klärendes Wort.
Eines Tages jedoch drückte er mir – kaum daß er mich auf der Kellertreppe erspäht hatte – einen Stoß beschriebener Blätter in die Hand, kreischte: »Das macht uns reich!« und floh vor der Steuerfahndung in den nächsten Abwasserkanal. Bei der Durchsicht des Manuskripts – es war die Urversion von »Auf Achse« – fiel mir auf, daß es 1. unvollendet, 2. ein Krimi, und 3. ausgezeichnet war. Ich überarbeitete das Manuskript, schrieb es zu Ende, zeigte es Ronald nach seiner Rückkehr aus der Unterwelt, und tags drauf schickten wir es an den PLAYBOY und kauften uns ein weiteres Dutzend Geldsäcke.
Die PLAYBOY-Redakteure lehnten die Story ab – sie war ihnen zu gewagt, zu abseitig für ihre konservative Leserschaft. Wir faßten uns an den Kopf, machten aus der Crime-story eine SF-Story, klopften uns jubelnd auf die Schulter und suchten die Redaktionsstuben der SF- Verlage heim.
Mit dem gleichen Ergebnis wie beim PLAYBOY – zu gewagt, zu abseitig, unzumutbar für die SF-Leserschaft. Deprimiert hockten wir in Ronalds Kellerbüro auf den leeren Geldsäcken, wo wir wahrscheinlich heute noch sitzen würden, wäre Ronald nicht eines schönen Tages zu meinem persönlichen Lektor befördert worden. Es gelang mir, den frischgebackenen Redakteur zur Herausgabe dieser Kurzgeschichtensammlung zu überreden (es gibt halt kein besseres Argument als eine durchgeladene Pistole) – und damit hatte auch die Odyssee unserer zu gewagten, abseitigen und unzumutbaren Story über die Abenteuer des Mr. Thorn ein Ende.
Lesen Sie nun, was die Leser des PLAYBOY und die Leser der SF-Verlage nicht lesen durften, und entscheiden Sie selbst, ob Sie oder die Redakteure zu konservativ sind. Und lassen Sie uns Ihre Meinung wissen – damit wir entscheiden können, ob es sich lohnt, weitere Geldsäcke zu kaufen oder nicht …
Weißt du, Alter, die ganze Chose begann eigentlich so:
Nachdem ich die hinter mir liegenden beschissenen achtunddreißig Lebensjahre mal in aller Ruhe vor meinen inneren Glubschern hatte abflickern lassen, kochte mir das Kaffeewasser im Hintern.
Ich lieh mir von ’nem Pattex-Schnüffler ’ne verrostete Smith-Corona, tippte den Kack, den ich in meinen schnellen Jahren im East Village so runtergehaun hatte, sauber ab, und schickte das Script dem Playboy.
Der hatte ’n ziemlich irren Lektor in der Abteilung Wahnsinn & Absurdes sitzen, der antwortete mir nach vierzehn Tagen mit Sehr geehrter Mr. Thom, was Sie da alles aus Ihrem Leben aufgeschrieben haben, is ja ganz große Klasse, einfach kosmisch, und so weiter. Naja. Sie haben das Script also gekauft und rausgebracht, und ich hab’ 5000 Kröten damit gemacht, obwohl das, was auf dem Cover stand (Gesammelter Scheiß aus einem beschissenen Leben) die Literatenmafia mächtig auf die Palme brachte.
Easy, dachte ich, hab’ mir ’n frisches Unterhemd angezogen, die Kiemen mit Fusel geschmiert, Kataloge gewälzt, aufm Flughafen rumgelungert; Leute, die aus Old Heidelbörg rübergekommen waren, angeglotzt, und hier und da mal angeläutet, wie’s denn so aussieht vor der Tür. Die abgebrannten Typen mit’m Schlafsack unterm Arm und den rotgeränderten Augen, die aussahen, als könnten sie ein bis zwölf Kaffee gebrauchen, waren die einzigen, die mit mir gequatscht haben; klarer Fall bei ’nem vertrauenerweckenden Typ wie mir.
Jede Menge Wahnsinn in Europa, sagten sie, und halb Germoney wär entvölkert, seit die Anderen jedem Hirni mit Bausparvertrag ’n Raumschiff angedreht hätten. Klar, meinte einer, die Anderen ham ’ne Menge Kohle gemacht, und die Berliner Mauer und allen möglichen Schrott gekauft, wie überall; klar, Mann,
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