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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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sonnenklar.
    Hab’ stundenlang mit den Brüdern gequatscht, ’n bißchen Dope geraucht, und wollte dann hübsch angetörnt zurück in meinen Bunker, nochmal die Prospekte durchwühlen, aber das konnte ich mir natürlich von der Backe putzen, als ich dem Anderen über den Weg lief. Meiner war ’n Winzexemplar, nur ’n halben Meter größer als ich, blaugepunktet, wie alle von seiner Sorte, und mit ’nem Gesicht von der Art, die man manchmal sieht, wenn man zuviel am schrecklichen Elesde knabbert. Ich kam gerade vom Flughafen-Topf, als ich über seinen Hängeschwanz stolperte und fast das Gebiß verlor. Der Andere wühlte in dem Abfalleimer neben der Tür und wackelte zufrieden mit der Birne.
    »Hamse sich wehgetan?« fragte der Müllfreak und klopfte mir den Staub von der Jacke.
    »Nee, ich geh’ immer so.«
    Der Andere fischte eine bräunliche Bananenschale aus dem Abfalleimer und kaute schmatzend darauf rum, rülpste dann. »Paradiesisch«, brummte er. »Ich hab ’ne Lizenz für den Flughafen. Spottbillig. Hat mich nich mehr als drei Raumschiffe und ’ne Kiste Ramsch gekostet.«
    »Fast geschenkt«, meinte ich anerkennend. »Ihr Burschen spart glatt die Müllabfuhr.«Der Dope klingelte mir in den Ohren, und ich hatte Mühe, den Anderen von der blaugestrichenen Wand zu unterscheiden.
    »Sie sind helle. Sie wissen, was läuft, wie?«
    »Man läuft so mit, wissen Sie.« Es roch durchdringend nach Pfefferminz.
    Der Andere kratzte sich die Rüsselnase. »Kommse doch einfach mal nach Centauri. Mein Bruder hat ’n Bierhaus aufgemacht. Wennse mal da sind, heben wir einen zusammen.« Er zerknüllte eine leere Coladose und schob sie sich in den Mund. »Wirklich köstlich. Ihr wißt überhaupt nicht, wie froh wir sind, euch gefunden zu haben. So viel Müll und Schrott … Das findet man sonst nirgendwo.«
    »Wir sind eben ein gastfreundliches Völkchen, ha, ha.« Ich fing an, mich ebenfalls zu kratzen. Ein paar Plastikmacker und ihre leichigen Klunten glotzten uns an.
    Der Andere bückte sich und beäugte interessiert eine angebrochene Pappschachtel mit aufgeweichten Keksen. »In zwei Wochen bin ich auch da. Fragense nach Lugurgels Bierpinte. Die kennt jedes Aas.«
    »Mach’ ich. Mach’ ich glatt.« Ich hustete. Das Pfefferminzaroma brannte mir in der Nase. »Wir sehen uns.«
    Ich stiefelte davon und landete wieder in meiner Bude. Öffnete ’ne Flasche Jack Daniels und dachte, ’s könnt dir nicht schaden, mal ’n Abstecher in den Kosmos zu machen, auf ’nem richtig piekfeinen Spaceship, mit Stewards in weißen Jacketts und so. Schließlich waren die Anderen ja ’96 nicht umsonst gelandet und hatten massenweise ihre gebrauchten Raumschiffe verramscht. Ich hatte die leichtverdienten zehn Prozent, also vermachte ich meinen Krempel ’nem arbeitslosen Soulbrother, der ihn an ’nen Lumpensammler vertickte, und kaufte ’ne Passage nach Centauri Vier.
    Als ich die Gangway rauf stiefelt, haben mich ’n paar von denen in den Glitzerklamotten ’n bißchen scheel angegafft, einer kam sogar an und meinte, ich hätt’ mich wohl in der Tür geirrt, die U-Bahn wär hundert Meter weiter, aber als ich ihm mein Ticket unter die verdammte Nase hielt, wurde der Typ gleich blaß, röchelte, quellte mit den Augen und machte ’n Diener. Der Pott war auch stinkvornehm, genau wie die Leute, die da rumlatschten. Die Typen hatten alle aufgetakelte Fetzen an, und ihre Klunten waren mit Klunkern und Geschmeide behängt wie Zirkusgäule und rümpften die gepuderten Nasen, als ich mit meiner ungekämmten Matte vorbeiwetzte, um mir ’n paar Kippen zu kaufen. Fuck it, hat mir mächtig Laune gemacht, mich neben sie zu pflanzen, wenn’s in der Kantine an’s Abendessenspachteln ging. Das hättest du sehen sollen, Mann! Wie die auseinanderspritzten, wenn ich abends auf ’nen halben Liter an die Bar stiefelte und die Typen alle in ihren pißfeinen Klamotten rumstanden und die Glubscher rotieren ließen, während ihre juwelenbehängten Tanten gackerten, wohl, damit ihre Macker merkten, daß sie noch nicht den Löffel abgegeben hatten.
    Zum Kotzen, diese blutarme Bande der Lords & Ladys Sowieso: Bleich und debil dackelten sie durch die Gegend und schnallten nicht mal, daß sie schon tot waren. Tranken Tea und plauderten über Renditeobjekte, Abschreibungen und Poloturniere. Hach, Ädword, haben wir dieses entzückende Fräulein in dem entzückenden Kleid nicht schon auf der entzückenden Party bei den entzückenden Delacortes gesehen?

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