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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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stemmten und Daman mit den Augen fixierten. Die Drachenköpfe – ein Zeichen der Abstammung vom Göttervater Marduk – senkten sich in Richtung des Sators und musterten ihn aus gelben Iriden.
    „Ich fordere Durchlass“, hörte Jolina Damans Stimme, die dank seiner Verwandlung wie ein Grollen ertönte. Er hob die Hörner und trat diesen titanenhaften Geschöpfen gegenüber.
    „Er stellt keine Forderungen“, zischten die Noéri gleichzeitig, eine Stimme männlich, eine weiblich. Doch in den Gesichtern der Drachen bewegte sich nichts. Die Worte schienen von überall herzukommen. „Er darf darum bitten.“
    Der König der Satoren neigte seinen dunklen Schopf erst nach links, dann nach rechts, als würde er sich lockern. „Ich … erbitte Durchlass. Für mich und meine Gefährten.“
    Plötzlich zuckten beide Augenpaare auf Jolina und Goran. Sie schwankte vor der Wucht der Blicke zurück. Der Alimbû stieß ein herrisches Schnaufen aus. Und Daman schnipste tatsächlich mit den Fingern, holte die Aufmerksamkeit der Hüter wieder zu sich.
    „Der König hat keinen Respekt“, stellten sie einheitlich fest. „Das soll ihm eine Lehre sein. Er möge sich dem Feuer ergeben, sofern er den Mut aufbringt.“
    „Nun fangt schon an!“
    Vor seinen Füßen schoss eine hellblaue Feuersbrunst aus dem Boden und baute sich als züngelnde Flammenwand vor dem schwarzen Körper auf. Während Jolina das Herz stehenblieb, drehte sich Daman grinsend zu ihr um und zwinkerte einmal.
    Er schaute wieder geradeaus, lief direkt in die Flammen hinein und war verschwunden.
    Die Halbgöttin riss die Augen auf und ging einen unbewussten Schritt nach vorn. Aus dem Inneren des Feuers war nur ein leises Knistern zu hören. Vielleicht war es gar keine Tortur für ihn. Vielleicht stellte diese Probe für den König der Satoren keine Herausforderung dar.
    Sie vernahm ein gepresstes Stöhnen aus dem Inneren der Flammen.
    Dann ertönte der erste Schrei.
    Jolina erzitterte am ganzen Leib und fühlte, wie zwei riesige Arme sie davon abhielten, nach vorn zu laufen. Sie verkrampfte in Gorans Griff, während das Brüllen des Sators weiter anschwoll.
    Sie war nicht dazu gemacht, großes Leid zu ertragen, und schon gar nicht, dafür der Auslöser zu sein. Die Qualen, die er erlitt, konnte sie nicht einmal im Ansatz begreifen.
    Von Entsetzen geschüttelt setzte sie sich gegen die Umklammerung des Alimbû zur Wehr, trat mit den Füßen um sich und wollte einfach bloß zu Daman. Auch wenn sie nichts gegen das Feuer ausrichten konnte, war es ihr unmöglich, nur zuzusehen.
    „Daman!“, schrie sie mit gebrochener Stimme und fühlte die ersten Tränen über ihre Lider quellen. Die Schreie des Sators versetzten ihrem Herzen Schläge. „Ich muss zu ihm.“
    „Das kannst du nicht“, grunzte Goran und dachte gar nicht daran, seinen Griff zu lockern. „Dein Schutz steht über allem!“
    „Nein!“ Jolina starrte mit verschleiertem Blick auf die tanzenden Flammen und betete, dass es bald vorbei wäre, dass er es irgendwie überstehen würde. Er hatte das schon oft getan?! Himmel! Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ihn um Geleit zu bitten?!
    Sie sackte gegen die behaarten Arme des Alimbû und fühlte sich vollkommen machtlos, konnte dem Grauen nur zuhören. Doch als Goran glaubte, sie wäre zur Vernunft gekommen, und seine Muskeln etwas entspannte, katapultierte sich Jolina von ihm fort und rannte auf die Flammen zu.
    „Jolina!“ Sie hörte das Donnern der eisernen Stiefel und fühlte den riesigen Stier wie eine Welle hinter sich herjagen. Doch ihre Augen suchten nur das hellblaue Feuer ab, wollten ihn finden, wollten ihn retten. Kurz bevor sie auf die Flammen treffen konnte, erlosch die tödliche Hitze und gab den Sator wieder frei.
    Die Halbgöttin stoppte abrupt.
    Daman hatte die Arme zu den Seiten ausgestreckt und das Gesicht gen Himmel gerichtet, als würde er im Sonnenlicht baden und nicht in einer Feuersbrunst. Der schwarze Körper rauchte und erschien auf den ersten Blick unversehrt. Doch er rührte sich nicht. Jolina ging vorsichtig näher und streckte die Hand nach seinem Rücken aus. Da sackte er auf die Knie hinab und fiel vornüber, mit einer Wucht, die den Steinboden erschütterte.
    Sie eilte zu ihm und kniete sich neben seinen Kopf, während die Noéri in ihre starre Ausgangshaltung zurückkehrten.
    Der Körper des Königs besaß keine Haut mehr. Verbrannte Muskeln zuckten überall. Sein Haar war versengt, das Silber der Hörner schuppte sich.

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