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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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winzigen Gasschüben.
    Schon bald erreichten sie den ersten Antriebsdorn. Während dieses kurzen, kaum messbaren Moments, in dem ein Raumschiff den Transluminalraum passierte, fielen oftmals elektrische Systeme aus, und die molekularen Bindungen der Außenhülle
begannen sich an deren äußersten Enden aufzulösen. Niemand wusste, was mit einem Schiff passieren würde, wenn es auch nur wenige Sekunden länger im Transluminalraum bliebe, doch Ty vermutete stark, dass es dann gänzlich auseinanderfallen würde.
    Am Fuß des ersten Antriebsdorns befand sich ein Gewirr von Stromkabeln, die in das Innere der Hülle führten und letzten Endes an einer der Plasmaleitungen mündeten. Ein paar Kabel hatten sich gelockert, und dieser Schaden ließ sich leicht beheben.
    Der sich über ihnen wölbende Antriebsdorn sah an der Spitze grau und staubig aus, wie stark von Korrosion zerfressen. Ty erkannte, dass sich ungefähr in der Mitte eine Abdeckplatte gelöst und die darunterliegenden Schaltungen freigelegt hatte.
    »Ray, könnten Sie schon mal vorgehen und die anderen Dorne inspizieren?«, schlug Nancy vor. »Um diesen hier zu reparieren reichen zwei Paar Hände völlig aus, und wir kommen vielleicht schneller voran, wenn wir wissen, was uns sonst noch erwartet, okay?«
    »Äh … geht klar«, erwiderte Willis nach kurzem Zögen. »Sind Sie sicher, dass es nicht besser wäre, wenn …«
    »Ja, ich bin mir sicher«, versetzte sie eine Spur zu scharf. »Außerdem müssen Nathan und ich noch über ein paar … technische Einzelheiten sprechen.«
    Ah-ha, dachte Ty.
    »Okay«, antwortete Willis, der alles andere als erfreut klang. »Okay, wird gemacht.«
    »Danke«, erwiderte Nancy.
    »Keine Ursache. Dann mal viel Spaß, Kinder«, grummelte Willis.
    Ty sah ihm hinterher, wie er sich über die Außenhülle bewegte, gezogen von den intelligenten Tauen seines Anzugs, die in stetem Rhythmus vor- und zurückpeitschten.
    Im nächsten Moment empfing Ty eine Anfrage nach einem Eins-zu-eins-Kanal, die er mit einem mulmigen Gefühl im Bauch akzeptierte.
    »Das ist schon toll, findest du nicht auch?«, fragte Nancy. »Die Aussicht, meine ich.«
    »Ja, einfach super«, stimmte Ty zu. »Wie ist es dir so ergangen, Nancy?«
    In dem konspirativen Haus hatte eine herzliche Atmosphäre geherrscht, trotzdem hielt er es für das Beste, diese Beziehung im Keim zu ersticken. Corso hatte ihm befohlen, sich vom Rest der Crew fernzuhalten, und er konnte sich ziemlich gut vorstellen, wie der Senator reagieren würde, wenn er erfuhr, dass Ty früher mit der Sicherheitschefin der Mjollnir geschlafen hatte.
    »Nicht schlecht. Ist schon irgendwie verrückt, dass wir beide hier gelandet sind, nicht wahr?«
    »Doch, kommt mir auch so vor«, entgegnete er lahm, weil ihm auf einmal die Worte fehlten.
    Dann trat eine Stille ein, die ihm tiefer und leerer vorkam als das Vakuum rings um sie her. Er verspürte den starken Drang, etwas zu sagen. »Ich denke, wir waren beide sehr überrascht«, äußerte er und lachte ein bisschen.
    Nancy stimmte ein, auch ihr Lachen klang reichlich gekünstelt. »Ja, da hast du allerdings Recht. Die ganze Sache war eine ziemliche Überraschung.«
    »Was für eine Sache? Wovon sprichst du?« Würden sie überhaupt noch dazu kommen, die Reparaturen auszuführen?
    »Von uns. Von dem, was … auf der letzten Reise passierte.«
    »Schon gut, Nancy. Ich glaube, wir beide wollten uns nur ein bisschen …«
    »Nein, das ist es nicht. Ich meine, eigentlich sollte ich das doch sagen, oder? Keiner erwartet was vom anderen, denn weder du noch ich hatten wohl damit gerechnet, dass wir uns noch einmal wiedersehen würden.«
    »Du hast Recht. Das kam völlig unverhofft.«
    »Aber … jetzt sind wir nun mal wieder zusammen, und vielleicht kehren wir von dieser Reise nie mehr zurück. Und trotzdem glaube ich, dass keiner von uns allen bereut, sich auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben.«
    Nur dass du immer noch eine Wahl hast, hätte Ty beinahe gesagt. Jeder Schritt, den er unternommen hatte, war entweder auf eine glückliche Fügung des Schicksals zurückzuführen oder darauf, dass er sich so verzweifelt ans Leben klammerte. Für ihn hatte es nur zwei Alternativen gegeben: Er konnte entweder in Unity bleiben und Gefahr laufen, exekutiert zu werden, oder auf der Mjollnir mitfliegen und sich auf Gedeih und Verderb den Emissären ausliefern. Deshalb befand er sich jetzt an Bord der Fregatte.
    »Das denke ich auch«, pflichtete er ihr bei. »Ich

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