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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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werden. Ich hatte Sonden zum Zwecke der Aufklärung entsandt, und vielleicht sollten wir uns ansehen, was sie entdeckt haben.«
    Dakota blickte auf die Live-Video-Schaltung und erkannte zu ihrem Schreck, dass sie bereits unterwegs waren. In der Ferne
wich das offene Hangartor zurück, und die Dämpfungsfelder der Yacht milderten die Auswirkungen der Beschleunigung.
    Vor dem Händler erschien nun eine weitere Projektion in der Luft und nahm die Form eines flachen schwarzen Rechtecks an. In diesem Rechteck tauchte ein gähnender, mit Glaswänden versehener Abgrund auf, der in ein tiefes Dunkel hinabführte. Das Ganze glich Bildern, die Dakota von dem Tierra-Hort gesehen hatte. Als der Blickwinkel der Projektion sich rasend schnell nach unten in die Öffnung des Horts und in eine totale Finsternis verlagerte, überkam sie der Drang, wegsehen zu müssen.
    Eine Art Filter schaltete sich ein, so dass die Wände des Horts sichtbar wurden. Zu allen Seiten gab es ovale Öffnungen, die anfangs miteinander verschwammen, als der Blickpunkt in rasantem Tempo daran vorbeirauschte. Doch dann verlangsamte er sich plötzlich und schwenkte seitlich in einen der Durchlässe ab; in schneller Fahrt ging es weiter, einen glattwandigen Tunnel entlang, bis eine lange, schmale Kammer erreicht wurde, die vollgestopft war mit den geschwärzten Trümmern irgendwelcher Maschinen.
    Danach nahm die Projektion wieder eine schwarze Färbung an. Dakota richtete den Blick auf eine Seite und sah die Mjollnir, die mit zunehmender Geschwindigkeit in der Ferne verschwand.
    »Und so sieht es überall in dem Technologiehort aus?«, fragte Dakota.
    »Soweit es sich erkennen lässt«, antwortete der Händler. »Nach einer gewissen Tiefe brach der Kontakt mit einigen meiner Sonden ab, doch das könnte auf die manchmal ungewöhnlichen Schwerkraftverhältnisse zurückzuführen sein, die in diesen Technologiehorten vorherrschen. Die Meridianischen Abwehrsysteme befinden sich allerdings unweit des Hort-Eingangs.«
    »Trotzdem möchte ich mich bei der ersten Gelegenheit in dem Hort umsehen«, beharrte Dakota.
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Händler, und seine Greiftentakel zappelten wie hungrige Würmer.
     
    Der Gedanke, der Händler könnte sich tatsächlich als bessere Gesellschaft erweisen als ein anderes menschliches Wesen, wäre Dakota nie zuvor gekommen, und deshalb reagierte sie sehr unwirsch, als der Händler sie mit Nancy in dem eiförmigen Raum allein ließ.
    Sie konnte nichts weiter tun, als in der Schwerelosigkeit zu kauern und zu versuchen, Nancys erbitterte Blicke zu ignorieren. Aber schon bald trieb die schiere Anspannung, verstärkt durch Langeweile, sie dazu, wenigstens ein bisschen Konversation zu machen.
    Doch als sich dieser Anlauf als fruchtlos erwies, platzte ihr schließlich der Kragen.
    »Was ist eigentlich mit Ihnen los, verdammt nochmal?«, fauchte sie. »Früher besaß ich mal ein Frachtschiff, mit dem ich mich besser unterhalten konnte.«
    Nancy wich ihrem Blick aus. »Es gibt Dinge, die mich betreffen, von denen Sie nichts wissen. Dinge, die es mir erschweren, mit Ihnen zu reden.«
    »Was? Was für Dinge?«
    Nancy sah sie wieder an; ihre Schultern hoben und senkten sich, als sie tief durchatmete. »Ich habe Familienangehörige in Port Gabriel verloren.«
    Dakota spürte, wie sie rot wurde. »Es tut mir leid, ich …«
    Nancy prustete vor Lachen. »Nein, nein … ich meine, das ist doch der Quatsch, den Sie hören wollen, nicht? Ich habe niemanden verloren. Es ist nur so …« Sie zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Es ist nur so, dass ich Maschinenköpfe hasse wie die Pest. Sie und die Uchidaner, für mich seid ihr alle
gleich, wissen Sie? Selbst das Loch im Boden, das wir ansteuern, ist für euch nicht tief genug.«
    Dakota verschlug es die Sprache.
    »Sehen Sie«, fuhr Nancy fort, »wenn Commander Martinez Sie an Bord haben will, ist das seine Entscheidung und nicht meine. Aber ich muss nicht so tun, als fände ich Sie sympathisch, als würde ich Ihnen vertrauen oder als hätte ich irgendwelche Zweifel, dass Sie an Olivarris Tod schuld sind. Ist das klar?«
    »Sonnenklar«, zischte Dakota durch zusammengebissene Zähne.
     
    Danach hielt Dakota den Mund und starrte nur noch auf die Projektionen, die ringsum die Wände säumten. Nancy kauerte in einer ähnlichen Haltung wie sie, den Anzughelm griffbereit in der Nähe. Während sie sich der Welt mit dem Technologiehort näherten, genossen sie eine wahrhaft

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