Lichtraum: Roman (German Edition)
Verhandlungen zu beteiligen, aber sie war diejenige, die den Bergungstrip mit dem Händler unternehmen musste – und das hieß, dass sie ihn wieder persönlich treffen würde, ob sie wollte oder nicht.
Am Ende der Schicht ging Dakota zur Luftschleuse zurück und betrachtete prüfend die Außenhülle; sie sah die Lücken, wo Antriebsdorne
entfernt und noch nicht wieder ersetzt worden waren. Nancy hatte sich auffällig beeilt, vor ihr und Ted durch die Luftschleuse wieder an Bord zu kommen.
Was kann ich tun, damit sie mich endlich in Frieden lässt?, fragte sie Ted, als sie sich dann selbst ins Innere der Fregatte schleusen ließen.
Lamoureaux aktivierte den Öffnungsmechanismus der Luftschleuse, und ein grünes Licht blinkte auf. ›Vielleicht ist sie gar nicht so übel, wie Sie denken‹, antwortete er.
Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.
Er sah sie an, während sie drauf warteten, dass die Luke aufglitt. ›Bei den Freistaatlern führen die meisten Frauen ein ziemlich eingegrenztes Leben, Dakota. Ihre Aufgaben beschränken sich meist auf die einer Mutter, Lehrerin oder Hure. Sie muss unglaublich gekämpft haben, um auf einem Schiff wie der Mjollnir in die Position der Sicherheitschefin aufzusteigen. Und sie verlor den Job, als Martinez in Ungnade fiel. Kein Wunder, dass sie sauer ist … das wären Sie auch an ihrer Stelle, oder?‹
Dakota suchte nach einer Antwort, aber sie fand keine.
Kapitel Achtundzwanzig
Keine volle Stunde später traf Dakota gerade rechtzeitig auf der Brücke ein, um an Olivarris feierlicher Beisetzung teilzunehmen.
Die übrige Crew hatte sich bereits versammelt. Sogar Driscoll war da, der sich seit ihrem Aufbruch von Redstone im Labor verschanzt hatte. Das Überkopf-Display zeigte eine Außenansicht der Mjollnir, wie man sie durch das Objektiv einer Überwachungsdrohne sah, die der Fregatte in einer Entfernung von zwei Kilometern folgte. Wenige Meter von der Drohne entfernt und direkt im Blick ihrer Sensoren schwebte ein einzelner Spinnen-Mechaniker, der mit seinen vielen Armen vorsichtig einen Behälter festhielt.
Martinez trug Paradeuniform, desgleichen Nancy Schiller und Dan Perez. Corso hatte einen formellen Anzug an, dazu ein in verschiedenen Grautönen gemustertes Hemd. Im Gegensatz dazu fühlte Dakota sich in ihrer üblichen lässigen Kluft aus T-Shirt und Arbeitshosen hoffnungslos underdressed, aber sie war noch nie gut darin gewesen, mit offiziellen Anlässen wie diesem fertigzuwerden.
Sie sah, wie Corso auf das Podest trat und eine Hand auf die Armstütze des leeren Interface-Sessels legte, während er darauf wartete, dass sich die leise geführten Gespräche im Raum legten. Dakota versuchte, seinem kurzen Nachruf zu lauschen und danach Willis zuzuhören, der auch ein paar passende Worte sprach, doch dauernd schwappten Wellen der Müdigkeit über sie hinweg, und immer wieder erlahmte ihre Aufmerksamkeit. Wenn sie kurz die Augen schloss, sah sie nur die grauen und schwarzen Platten der gepanzerten Außenhülle der Mjollnir.
Ihre Gedanken drifteten weiter ab, und sie sann darüber nach, wie wohl die nächste Generation der von Menschen gebauten Transluminal-Schiffe aussehen mochte, vorausgesetzt natürlich, die Menschheit überlebte den Angriff der Emissäre. Sie hielt es nach wie vor für das Beste, eine Möglichkeit zu finden, das Ascension-Kernschiff wieder funktionstüchtig zu machen, oder irgendeines der anderen Kernschiffe, die in der näheren Umgebung des Langen Krieges aufgegeben worden waren …
Mit einem Ruck kehrte Dakota in die Gegenwart zurück und merkte, dass die Feier beendet war. Müde blickte sie sich um und fragte sich, ob es jemandem aufgefallen war, dass sie dem gesamten Ereignis praktisch wie eine Schlafwandlerin beigewohnt hatte.
Sie schaute wieder nach oben auf das projizierte Bild. Der Spinnen-Mech hatte nun den Behälter geöffnet und verstreute graue Asche ins Vakuum, wo sie sich langsam zu einer Wolke ausbreitete. Sie stellte sich vor, wie das, was Olivarri in seinem innersten Wesen ausgemacht hatte, sich immer weiter ausdehnte, bis es die Leere zwischen den Spiralarmen füllte.
»Dakota.« Jemand berührte ihre Schulter.
Sie drehte sich um und sah Corso.
»In nicht einmal zwölf Stunden erreichen wir unser Ziel. Ich denke, jetzt wird es langsam Zeit, dass du endlich wieder einmal schläfst.«
Dakota wurde wach, eingewickelt in ihre Hängematte, als ein Signal den nächsten Sprung ankündigte. Seit sie in ihre Kabine getaumelt
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