Lichtraum: Roman (German Edition)
krümmten sich die Tentakel, und Dakota drängte sich der Verdacht auf, der Händler mache sich über sie lustig. ›Wussten Sie nicht, dass Olivarri verdeckt für den Nachrichtendienst des Konsortiums arbeitete?‹
Vor lauter Verblüffung machte Dakota einen Schritt rückwärts. Was? Woher wissen Sie das?
›Das darf ich Ihnen leider nicht verraten. Ich habe meine Quellen.‹
Wenn Sie mich belügen …
›Ersparen Sie mir Ihre leeren Drohungen, Dakota.‹
Der Händler setzte sich wieder in Bewegung, wobei seine Blase sich den Konturen des Bodens anpasste, als er den Hügel auf der anderen Seite hinunterschwebte. Dakota rührte sich nicht von der Stelle, starrte über die Höhenzüge und dachte nach.
Wer an Bord spielte sonst noch eine Doppelrolle?, fragte sie sich. Von den meisten Besatzungsmitgliedern wusste sie so gut wie nichts; besonders Perez, Driscoll und Nancy Schiller waren für sie unbeschriebene Blätter. Ehe sie auf die Mjollnir kam, hatte sie diese Leute gar nicht gekannt. Corso hatte jeden Einzelnen auf Herz und Nieren geprüft, doch wenn der Händler tatsächlich die Wahrheit sprach und Olivarri ein Agent gewesen war – nun, dann musste man mit allem rechnen.
Wer konnte noch jemand anders sein als die Person, für die er sich ausgab?
Endlich schloss Nancy zu ihr auf, die Spinnen im Gefolge; ihr Helmvisier hatte sich im gleißenden Licht der Sonne beinahe bis zur Undurchsichtigkeit polarisiert.
Dakota folgte dem Händler auf dessen Spur, und bald ließ sie wieder Nancy und die Spinnen hinter sich zurück. Vom Kamm des nächsten Hügels aus konnte sie eine niedrige Kuppel sehen, die sich auf die weite, flache Ebene duckte, die den mehrere Hundert Meter entfernten Eingang zum Hort umgab. Die graue Farbe der Kuppel ließ sie beinahe mit der Landschaft verschmelzen, und über die ganze Ebene verteilt fanden sich Ruinen anderer Gebäude.
Als sie den Blick in die nähere Umgebung richtete, sah sie den Händler, der vor ihr dahinpreschte, und sie trabte ins Tal hinunter, um den Alien auf halber Höhe des nächsten Hügels einzuholen.
Diese Kuppel. Wollen wir dorthin?
›Ganz gewiss.‹ Der Händler vollführte eine Wende in seiner Blase und blickte zu Nancy zurück, die sich immer noch den Abhang des hinter ihnen liegenden Hügels hinunterkämpfte. ›Anscheinend kann unsere Gefährtin nicht mit uns Schritt halten. Vielleicht sollten wir uns einen Jux machen, uns verstecken und abwarten, wie sie reagiert?‹
Dakota ging nicht auf die Bemerkung ein, während sie Nancy beobachtete, die sich mühsam zu ihnen vorarbeitete.
Sie machen das nicht richtig, teilte Dakota ihr mit. Sie müssen auf den Zehenspitzen rennen, als wollten Sie hüpfen.
›Ich komme zurecht.‹
Dann macht es Ihnen sicher nichts aus, wenn wir Sie zurücklassen.
Nancy fluchte, dann stieß sie sich mit beiden Füßen vom Boden ab. In einem flachen Bogen segelte sie hinunter und landete auf Händen und Knien. Dakota sah zu, wie sie sich hochrappelte und es von neuem versuchte. Dieses Mal sah es aus, als würde sie im Zeitlupentempo nach vorn stolpern, aber beim Heruntergleiten konnte sie sich ausbalancieren.
Ich wundere mich, dass Sie sich so schwertun. Bei den Hüllenreparaturen haben Sie sich sehr geschickt angestellt.
›Na ja, das ist auch was anderes‹, erwiderte Nancy.
Inwiefern?
›Es ist halt anders, okay? Ich bin gleich da.‹
Dakota folgte dem Händler hügelabwärts, mit langen, flachen, federnden Schritten. Trotz ihrer schlechten Stimmung und der schockierenden Enthüllung des Händlers, ganz zu schweigen von Nancys scheinbar grenzenloser Feindseligkeit, begann ein Teil von ihr tatsächlich, die Exkursion zu genießen. Sie kam rasch voran, und ein-, zweimal drehte sie sich nach Schiller um, die gewaltige Staubfahnen hinter sich herzog.
Von der nächsten Hügelkuppe aus konnte sie die Kuppel
deutlicher erkennen; vor ihr lag nur noch die Ebene, die sich bis zu der abgrundtiefen Grube erstreckte, in die der Hort eingebettet war. Jetzt bemerkte sie, dass sich zwischen den verfallenen Gebäuden etwas befand, das aussah wie die Überreste eines gigantischen Raumschiffs; es war in mehrere Teile zerborsten und halb unter dem Staub begraben.
Als Dakota zum Rand der Ebene hinunterjoggte, vergegenwärtigte sie sich, dass die Kuppel viel größer war, als es aus der Ferne den Anschein gehabt hatte. Der Durchmesser betrug mindestens hundert Meter, die Höhe lediglich zwanzig. Wahrscheinlich hatte man sie so konstruiert,
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