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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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sich dabei gemächlich drehte.
    »Er darf sich nicht zu stark drehen!«, schrie Nancy. »Wenn er sich in den Kabeln verheddert, zieht er die Spinnen zu sich heran.«
    Der Atn krachte gegen die Decke und verlor ein bisschen von seinem Schwung. Wenigstens, dachte Ty, hatten sie ihn in die korrekte Richtung gelenkt. Im Aufwärtstrudeln kratzte das Ding Staub und Steinsplitter von einer Wand.
    »Okay«, keuchte Ty. »Jetzt die zweite Zündung.«
    Er tippte auf die Kontrolltafel an seinem Ärmel und löste den zweiten Energiestoß aus. Die Spinnen schossen vorwärts zur Schachtmündung; die Kabel strafften sich abermals und zogen den leblosen Atn hinter sich her.
    Die zweite Zündung schien eine Ewigkeit lang zu dauern.
    Schließlich ging den Spinnen der Treibstoff aus und die Trosse hingen schlaff durch, während der Atn nach vorn rauschte,
mit den drei Spinnen kollidierte und eine von ihnen zermalmte. Zerschmetterte Komponenten und zierliche Roboterarme flogen in alle Richtungen, doch der Atn schrappte weiter in die richtige Richtung. Nach ein paar Sekunden segelte der Alien schließlich in den Hauptschacht hinein, langsam kreiselnd und einen Hagel aus frischem Gesteinsschutt und Maschinenteilen hinter sich herziehend.
    In der Nähe hatten sich einige Spinnen aufgehalten, und ihr einprogrammierter Selbsterhaltungsimpuls ließ sie flüchten wie Fische, die von einem Hai attackiert werden, als der Atn in die dem Schachteingang gegenüberliegende Wand donnerte. Mit einem Bruchteil seines ursprünglichen Tempos prallte er zurück, eingewickelt in Kabel, an denen die Spinnen noch befestigt waren.
    Ty spähte den Schacht hinauf zum Ausgang und sah einen Kranz aus Sternen, der die klotzige Silhouette des schnellen Launchers einrahmte. Von dem Schiff hing eine Trosse herunter, deren Ende nur wenige Meter über ihren Köpfen baumelte.
    Er grinste; Cesar hatte sich wirklich schwer ins Zeug gelegt. Ty stieß sich vom Boden ab, schwebte zu der Trosse hoch und packte sie.
    Der Atn rotierte immer noch langsam, ungefähr in der Mitte des Schachts schwebend. Ty gelang es, sich lange genug an eines seiner Beine zu klammern, um das Kabel daran zu verankern. Er schwang sich auf den Atn hinauf, dann öffnete er eine Verbindung zu Cesar.
    »Nathan«, kam die Antwort. »Wie läuft es da unten? Sind wir bereit zum Abflug?«
    »Ja«, antwortete Ty. »Zieh das Ding hoch – jetzt!«
    »Wird gemacht.« Die Trosse spannte sich, wodurch der Atn ein bisschen schneller zu kreisen begann und hin und her schaukelte wie ein riesiges, klotziges Pendel. Ty stieß sich mit
den Füßen von dem Panzer des Aliens ab und landete gleich darauf an der Schachtwand.
    Sowie seine behandschuhten Fingerspitzen mit der Wand in Berührung kamen, fühlte er, wie ein starkes Beben seinen Körper durchlief. Noch mehr Staub wälzte sich langsam aus dem Tunneleingang und auch aus den anderen Korridoren über und unter ihnen. Im nächsten Moment erlosch Cesars Icon. Er versuchte ihn zu rufen, erhielt jedoch keine Antwort.
    »Irgendwas Großes muss den Asteroiden getroffen haben«, bemerkte Nancy mit einem Anflug von Panik in der Stimme. »Rauf auf die Oberfläche, Nathan, sofort!«
    Ty verzichtete auf eine Entgegnung. Er rief eine Spinne zu sich und klammerte sich an die Haltegriffe, dann trug ihn die Maschine nach oben.
    In die Höhe spähend fiel ihm auf, dass die Systeme des Launchers offenbar Mühe hatten, das Schiff über der Schachtöffnung zu halten. Was immer auf den Asteroiden geprallt war, die Wucht des Einschlags hatte genügt, um seine normalerweise kaum wahrnehmbare Rotation zu erhöhen, und der tote Atn, der im Schacht hin und her schwang, machte alles nur noch schlimmer. Plötzlich merkte er, dass eine der Treibstoffdüsen des Launchers nur noch sporadisch zündete.
    »Cesar? Cesar, kannst du mich hören?«, brüllte Ty in sein Mikro, doch das Lebenserhaltungs-Icon des anderen Mannes blieb dunkel. Als Nächstes versuchte er, ein Ping an die Mjollnir zu schicken, und als keine Reaktion erfolgte, spürte er, wie ihm zwischen den Schulterblättern der kalte Schweiß ausbrach. Er stellte sich die bange Frage, was sie auf der Oberfläche des Asteroiden wohl erwarten würde.
    Natürlich bestand die Möglichkeit, dass die Crew der Fregatte angegriffen wurde und viel zu beschäftigt war, um zu antworten. Genauso gut war es möglich, dass sie schon aus dem System herausgesprungen und ihr Außenteam zurückgelassen
hatten. Das Allerschlimmste wäre jedoch, wenn das,

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