Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
Vom Netzwerk:
seinen Kopf in den Sitz zurückdrückte. Die Asteroidenoberfläche verschwand aus seinem peripheren Gesichtskreis, als der Launcher von ihr davondüste.
    Dreißig Sekunden. Nancy drückte auf einen zweiten Knopf und stoppte die Zündung. Der gewaltige Druck wich von Tys Körper, und sie befanden sich wieder in Schwerelosigkeit. Er drehte sich um und sah, dass der Asteroid bereits in der Ferne zusammenschrumpfte. Vor seinen Augen gab es einen dritten Einschlag, der ihn in Stücke spaltete, als würde man mit einem Hammer auf einen Klumpen getrockneten Ton eindreschen.
    »Jesus und Buddha«, fluchte Nancy und klang, als würde sie vor Erleichterung am liebsten weinen. »Sie können uns wieder hören! Ich habe einen Kanal zur Mjollnir geöffnet, Nathan. Ich glaube, wir schaffen es!«
    »Sind sie bereit, aus dem System herauszuspringen?«
    »Das will ich doch sehr hoffen, verdammt nochmal! Sie stehen unter Beschuss, aber bis jetzt haben sie noch keinen direkten Treffer abgekriegt. Umkehrschub in zehn Sekunden, also mach dich drauf gefasst.«
    Ty umklammerte seine Armstützen, als der Launcher in einem langsamen, eleganten Bogen herumschwenkte, bis er mit der Nase in die Richtung wies, aus der sie gekommen waren. Keine direkten Treffer. Er starrte auf die sich ausdehnende Trümmerwolke, in die der Asteroid sich verwandelt hatte. Hätte ein ähnlich wirkungsvolles Geschoss die Mjollnir getroffen, wäre von ihr nichts mehr übrig geblieben.
    »Los geht’s!«, kündigte Nancy an. »Drei … zwei … eins!«
    Der Launcher war nicht auf Bequemlichkeit ausgelegt. Als die Raketen eine halbe Minute später aussetzten, wandte sich Ty um und sah, wie die schmutzig graue und schwarze Außenhülle des Sternenschiffs der Freistaatler sich rasant vor ihnen aufblähte. Er bemerkte auch einen schwachen blauen Schimmer rings um die Antriebsdorne der Fregatte. Weitere minimale Zündungen bremsten den Launcher noch stärker ab, und bald wurden sie von dem klaffenden Schlund einer im Bug gelegenen Landebucht verschluckt.
    Über ihren Köpfen glitten die Tore der Bucht zu, aus dem Deck reckten sich Greifarme hoch, koppelten sich an den Launcher an und zogen ihn hinunter in ein Hängegerüst. Ty begann seine Gurte zu lösen.
    Ein dunkles, brummendes Geräusch stammte von einem schnell in die Bucht einströmenden Luftschwall, aber Ty wartete ab, bis sein Anzug ihm das entsprechende Signal gab, ehe er den Helm abnahm, tief einatmete und den Gestank von verschweißtem Metall und menschlichen Ausdünstungen schmeckte. In diesem Augenblick wollte er nur noch aus seinem Anzug herauskommen. Als er sich von dem Launcher abstieß
und nach einem Haltegriff an der Buchtwand hangelte, blickte er zu Nancy hinüber; sie hatte ebenfalls ihren Helm abgesetzt, und ihr Gesicht war schweißüberströmt.
    »Das mit Cesar tut mir leid«, war alles, was er hervorwürgen konnte.
    Sie zuckte die Achseln und starrte in die Bucht hinein. »Ohne ihn hätten wir das Ding niemals in den Launcher gekriegt.« Dann sah sie ihm in die Augen. »Aber wenn dieser tote Alien nicht so wertvoll ist, wie du anscheinend glaubst, ist er für nichts und wieder nichts gestorben. Kannst du mit diesem Gedanken leben?«
    Er hielt ihrem Blick stand. »Was immer der Schwarm sucht, es befindet sich im Körper dieses Atn«, betonte er. »Das schwöre ich dir.«

Kapitel Elf
    Ein paar Tage nach Dakotas Begegnung mit dem Händler brachte das Schiff der Weisen, das sie wiederbelebt hatte, sie zu einer Welt, die den Menschen als Derinkuyu bekannt war, eine bedeutende Skeliten-Kolonie dreiundzwanzig Lichtjahre hinter der Konsortiumgrenze.
    Die Skeliten schlugen ganze Städte aus dem tiefen Grundgestein ihrer Welten und bauten Labyrinthe, die weit unter die Oberfläche hinabreichten. Vor dem Weggang der Shoal hatte in dem Komplex, in dem sich Dakota nun befand, eine kleine Population von ein paar Tausend Menschen sowie einige Bandati gesiedelt. Zu ihrer Überraschung sah sie sogar ein, zwei Rafter, die in ihren Druckausgleichtanks dahintrieben. Nach der Ankunft der Kernschiff-Flüchtlinge hatte sich die Bevölkerung über Nacht vervierfacht; die Neuankömmlinge machten sich breit und belegten jeden Zoll freier Fläche mit Beschlag, so dass die Gegend dem schlimmsten Alptraum eines an Klaustrophobie Leidenden glich.
    Dakota marschierte durch eine lange, dröhnende Halle, deren hohe, gewölbte Decke auf geriffelten Steinsäulen ruhte, die man ebenfalls direkt aus dem Stein geschnitten hatte.

Weitere Kostenlose Bücher