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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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konnte – eine Entdeckung, die alle seine vergangenen Fehler und Irrtümer wiedergutmachte.
    Ein Sessel war so platziert, dass er einen Blick durch ein Fenster gewährte. Erschöpft ließ er sich darauf fallen und starrte durch das Glas nach draußen. Ein Aufkleber warnte vor den tödlichen Konsequenzen, falls man das Fenster öffnete oder zerbrach, ohne eine Atemmaske zur Hand zu haben. Als Einheimischer
von Redstone wusste er sehr wohl, wie schnell einen die Atmosphäre dieses Planeten umbringen konnte. Sollte es zum Schlimmsten kommen, blieb ihm immer noch die Möglichkeit …
    Nein. Mit der Faust schlug er auf die Armstütze des Sessels, beugte sich nach vorn und fing an, auf einem Handknöchel zu kauen. Selbstmord kam für ihn nicht infrage. Er hatte gedacht, es sei das Ende, als die Territorien beschlossen, ihn an das Konsortium auszuliefern, und selbst dann war ihm die Flucht geglückt. Egal, wie die Dinge sich zuspitzten, es fand sich immer eine Lösung.
    Ty brütete noch eine Weile vor sich hin, dann stand er auf und ging zur Tür. Zu seiner Erleichterung war sie nicht verriegelt, aber in einem Sessel am hinteren Ende des Korridors, neben dem Aufzug, saß ein Mann, der von seiner Statur und Ausstrahlung her ganz entschieden Rufus Weil glich.
    »Sir«, sagte der Mann, während er sich erhob, »kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Ty schüttelte den Kopf und zwang sich zu lächeln. »Nein, Danke.«
    Er verdrückte sich wieder in die Suite, machte die Tür zu und lauschte dem Klicken, als das Schloss einrastete. Man hatte ihn nicht eingesperrt, und die Suite mochte noch so komfortabel sein – trotzdem war sie eindeutig auch ein Gefängnis.
    Ein zweites Mal ließ er sich in dem Sessel vor dem Fenster nieder, sah zu, wie die Sonne ihre Bahn über den Himmel zog, und dachte nur nach.
     
    Viel später wachte Ty auf und stellte fest, dass es dunkel geworden war.
    Er schüttelte den Kopf, fuhr sich müde mit den Händen durch das Haar und wankte ins Badezimmer. Als er in einen Bademantel gehüllt die Dusche verließ, zeigte sich hinter
der Fensterscheibe zögernd das erste Licht der Morgendämmerung.
    Er warf sich aufs Bett und döste bald wieder ein.
    Später am Morgen brachte derselbe Mann, dem man in der Nacht zuvor als seinen Bewacher abkommandiert hatte, ein Tablett mit einem Frühstück in die Suite. Er setzte es auf einem Tisch neben dem Sessel ab und legte noch ein in Folie gewickeltes Bündel dazu.
    »Wer sind Sie?«, erkundigte sich Ty schlaftrunken.
    »Hibbert, Mr. Driscoll.« Mit dem Kinn deutete er auf das Päckchen. »Da drin ist saubere Bekleidung zum Wechseln. Wenn die Sachen nicht passen, sagen Sie mir Bescheid.«
    »Wo ist Weil geblieben?«
    Der Freistaatler betrachtete Ty mit betont ausdrucksloser Miene. »Mr. Weil ist einer anderen Schicht zugeteilt, Mr. Driscoll. Lassen Sie sich das Frühstück gut schmecken.«
    Trotz seiner unguten Gefühle aß Ty heißhungrig, begeistert, nach der einseitigen Schiffskost endlich wieder richtiges Essen zu sich nehmen zu können. Nachdem er fertig war, stellte er sich ans Fenster und beobachtete die Passanten, die tief drunten durch die Straßen der Stadt marschierten.
    Natürlich gab es hier gewisse Ähnlichkeiten mit den Siedlungen der Uchidaner; auch in Unity verbanden unterirdische Tunnel die meisten Gebäude miteinander, und um ihre normalen Alltagsgeschäfte zu betreiben, brauchten die Bürger manchmal monatelang nicht ins Freie zu gehen. Die meisten Leute, die sich draußen aufhielten, waren Wartungsarbeiter.
    Als er sich fit genug fühlte, aktivierte er das Komm-System der Suite, nur um festzustellen, dass es lahmgelegt war; er konnte keine Mitteilung verschicken. Er versuchte, Zugriff auf die lokalen Nachrichtendienste zu erlangen, doch sie waren samt und sonders blockiert bis auf einen, der ausschließlich über den laufenden Krieg mit den Uchidanischen Territorien berichtete.
    Er zog sich an, ging abermals in den Korridor hinaus und entdeckte Hibbert, der wieder seinen Platz neben dem Aufzug eingenommen hatte.
    »Meine Komm-Einheit funktioniert nicht«, erklärte Ty. »Ich kann keine Mitteilungen verschicken. Wie zum Teufel soll ich mit jemandem Kontakt aufnehmen, solange ich hier festsitze?«
    »Es handelt sich um eine Schutzmaßnahme, Sir, und es könnte ein paar Wochen dauern, den Fall zu klären. Ich fürchte, Sie werden sich …«
    »Ein paar Wochen?«, brüllte Ty und trat dicht an den Mann heran. »Weil sprach von ein paar Tagen!«
    Hibbert

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