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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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mulmiges Gefühl breitmachte. Jetzt ist es passiert. Der Mann versuchte sich eindeutig zu erinnern, woher er ihn kannte.
    »Mr. … Driscoll«, brummte der Freistaatler. »Willkommen auf Redstone.«
    Ty nickte und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Bei einem plötzlichen Geräusch zuckte er zusammen, bis er merkte, dass es nur das Rattern des Trucks war, der im Rückwärtsgang eine Rampe hochfuhr, die in eine Luftschleuse von Industriegröße führte.
    »Ich bin Rufus Weil«, fuhr der Freistaatler fort. »Sie werden ein paar Tage hierbleiben.« Weil legte eine Pause ein, und wieder wanderte der Blick aus diesen blassgrauen Augen über Tys Gesicht, als überlege er, wie er ihn einordnen sollte. »Sollten Sie während Ihres Aufenthaltes etwas benötigen, geben Sie mir Bescheid.«
    »Alles klar«, erwiderte Ty und beobachtete, wie die Innentür der Luftschleuse sich hinter dem Truck schloss. »Wo genau befinde ich mich? Und wieso bin ich überhaupt hier? Auf meine Fragen wollte mir keiner antworten.«
    »Sie befinden sich in Unity, der Hauptstadt der Freistaatler-Gemeinschaft. Und man hat Sie aus Gründen der Sicherheit
hierhergebracht. Es muss geklärt werden, wer die Jurisdiktion über die Mjollnir hat, und bis zu einer verbindlichen Entscheidung sollen Sie auf Wunsch des Senats hierbleiben.«
    »Wie lange wird das dauern?« Ty war empört. »Und was ist mit dem … Fund, den ich geborgen habe?«
    »Diese Dinge unterliegen der höchsten Geheimhaltungsstufe, Mr. Driscoll, und ich darf nicht darüber reden. Ich kann lediglich dafür sorgen, dass Sie es für die Dauer Ihres Aufenthaltes möglichst bequem haben, und Ihnen versichern, wie sehr wir es bedauern, Ihnen etwaige Unannehmlichkeiten zumuten zu müssen.« Mit einem Wink deutete er auf eine Reihe von Aufzügen in der Nähe. »Hier entlang, bitte.«
    Ty rührte sich nicht vom Fleck. Es behagte ihm nicht, sich zusammen mit dem Freistaatler in einen kleinen, beengten Lift zu zwängen. Er wollte nicht länger als unbedingt nötig dem Blick aus diesen starren grauen Augen ausgesetzt sein, in denen ein stummer Vorwurf lag. »Was ist das für ein Gebäude? Bin ich ein Gefangener?«
    »Nein, Sir, Sie sind ein Gast. Hier, in dieser Residenz, werden offizielle Besucher aus anderen Siedlungen untergebracht, wenn sie im Senat vorsprechen wollen. Ihnen steht eine ganze Suite zu Ihrer persönlichen Verfügung.« Abermals zeigte Weil auf den bereitstehenden Lift. »Bitte, kommen Sie jetzt. Sie werden nur wenige Tage hier sein.«
    Ty dachte über einen Ausweg aus dieses Situation nach und gestand sich ein, dass es keinen gab. Er schluckte nervös und setzte sich auf die Reihe silbern glänzender Türen zu in Bewegung.
     
    Als der Lift sie nach oben trug, schwiegen beide. Ty spürte, wie ihm auf der Stirn der Schweiß ausbrach. Das Innere des Aufzugs war verspiegelt, so dass er keine Möglichkeit hatte, Weils beharrlichem, vorwurfsvollem Starren auszuweichen.
Und wenn Ty sich vorher noch hatte einreden können, seine Paranoia habe vielleicht die Oberhand gewonnen und er bilde sich alles nur ein, so verschwand auch noch der letzte Rest von Zweifel, als der Freistaatler fortfuhr, ihn beharrlich zu fixieren.
    Mehrere Minuten später stand Ty zu seiner großen Erleichterung allein in einer Suite von wahrhaftig luxuriösen Ausmaßen, deren Panoramafenster Ausblick auf die Stadt boten. Er lauschte Weils Schritten, die draußen im Korridor verhallten, dann lehnte er seinen Kopf gegen die Tür und schöpfte ein paarmal tief Luft, bis er spürte, dass seine Nerven sich allmählich wieder beruhigten.
    Er machte sich keine Illusionen; Weil wusste, wer er war – oder hegte zumindest einen starken Verdacht. Ty schätzte den Freistaatler auf Mitte bis Ende dreißig, gerade das richtige Alter, um an dem misslungenen, vom Konsortium unterstützten Schlag gegen die Uchidanischen Territorien vor mehr als einem Jahrzehnt teilgenommen zu haben. Obendrein schien er genau der Typ zu sein, der sich fragte, ob er Tys Gesicht nicht in irgendeiner lange zurückliegenden Nachrichtensendung gesehen hatte.
    Doch selbst die jäh aufgebrochene Angst vor Enttarnung verdrängte nicht gänzlich seine Frustration, weil man ihn daran hinderte, den Atn zu studieren, den er unter Lebensgefahr aus der verlassenen Zweigwelt herausgeholt hatte. Er war fest davon überzeugt, dass innerhalb der staubigen Hülle eine Offenbarung wartete, die den Höhepunkt seiner gesamten beruflichen Laufbahn darstellen

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