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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Flucht bereithalten. Aber bedeutete das, dass er hier einfach abwarten sollte, oder musste er auf eigene Faust versuchen, aus dem beschädigten Gebäude herauszukommen?
    Ihm fiel Weils Drohung wieder ein, und er beschloss, nicht zu warten.
    Er öffnete leise die Tür und riskierte einen Blick nach draußen, in Richtung der Aufzüge. Weil saß nicht mehr auf seinem Posten. Sehnsüchtig schielte er zu den Lifts, fand jedoch, es sei viel zu gefährlich, einen zu benutzen.
    Also trat er auf den Korridor hinaus und schlug eilig den entgegengesetzten Weg ein, eine Tür ansteuernd, die in einen Treppenschacht führte. Aus tiefer liegenden Etagen quoll Rauch nach oben.
    Er sauste hinunter, mit jedem Schritt drei bis vier Stufen auf einmal nehmend, und je tiefer er kam, umso mehr Qualm verpestete
die Luft. Es stank eindeutig nach brennendem Kunststoff, doch er nahm noch einen anderen Geruch wahr, den er nicht so recht identifizieren konnte.
    Nach einer Weile erkannte er, dass es sich um den unverwechselbaren Gestank von Redstones Luft war, was bedeutete, dass die atmosphärische Abdichtung des Gebäudes ein oder vermutlich sogar mehrere Lecks bekommen hatte.
    Er flitzte noch ein paar Stockwerke weiter hinab, bis er zu einem Kasten mit Glasscheibe gelangte, der an der Wand hing und billige Not-Atemmasken enthielt. Ty schlug die Scheibe ein und streifte sich hastig eine Maske über.
    Von oben näherten sich schwere Schritte.
    Ty beugte sich über das Geländer, spähte hinauf und entdeckte Weil, der sich mehrere Etagen über ihm befand und mit hasserfüllten Blicken auf ihn hinunterstarrte.
    Ty nahm die letzten Stufen in Angriff und rannte durch eine Tür, die in ein ebenerdiges Foyer im Atriumstil führte; an einem Ende der Halle befand sich die Rezeption. In die gegenüberliegende Wand waren Aufzüge eingebaut, und die Tür eines Lifts stand halb offen, vermutlich war sie blockiert. Aus der Kabine wälzten sich dichte, schwarze Rauchschwaden und krochen nach oben zur Decke.
    Verzweifelt nach rechts und links blickend lief er in die Mitte der Halle, doch außer ihm schien sich niemand im Foyer aufzuhalten.
    Irgendwo in seiner Nähe erklangen Stimmen, just als seine Atemmaske Pieptöne von sich gab, um ihn zu warnen, dass der Qualm die Filter verstopfte. Quer durch das Foyer rannte er zu einer Stelle, an der mehrere wandhohe Fenster zertrümmert waren; unter seinen Stiefeln knirschte das Glas. Als er durch ein zersplittertes Fenster nach draußen schlüpfte, hörte er in der Ferne das Jaulen von Sirenen.
    Unschlüssig blieb er stehen, während der bitterkalte Wind
wie ein Messer in seine Haut schnitt. Wohin sollte er sich wenden?
    Unversehens hielt vor ihm ein kleines, unbemanntes Taxi. Ty starrte das Vehikel skeptisch an, dann kletterte er hinein.
    Das Taxi vollführte eine Wende um hundertachtzig Grad und brauste den Weg zurück, den es gekommen war. Als Ty durch die Heckscheibe schaute, sah er, wie Weil auf die Straße trat. Rasch zog er den Kopf ein und betete, der Kerl möge ihn nicht entdeckt haben.
    Der Wagen flitzte in Richtung Stadtzentrum, wo die Bauwerke höher waren und denselben klotzigen, strengen Stil aufwiesen, den man in jeder Freistaatler-Siedlung antraf. Ungefähr zehn Minuten nachdem das Taxi ihn vor der Residenz aufgenommen hatte, schoss das Gefährt die Rampe einer Tiefgarage hinunter, die zu einem der einheitlichen Hochhäuser gehörte, die sich wie eine Kette aus gigantischen Kästen aneinanderreihten.
    Eilig stieg er aus und zog die behelfsmäßige Atemmaske von seinem Gesicht; im selben Moment gab ein Aufzug einen leisen Klingelton von sich. Er fasste das als Aufforderung auf, die Kabine zu betreten.
    Eine Minute später landete Ty ein paar Stockwerke höher in einer anscheinend leeren Etage. Die Wände bestanden aus kahlem Zement, und dort, wo noch elektrische Leitungen und Kommunikationssysteme installiert werden mussten, klafften Löcher. Er wanderte einen langen Flur entlang und spähte durch jede Tür, bis er schließlich einen Büroraum fand, der ein paar Einrichtungsgegenstände aufwies: einen wuchtigen Ledersessel und eine teuer aussehende Kombination aus Imager und Tach-Net-Anlage. Überall lag noch haufenweise Verpackungsmaterial herum.
    Der Imager aktivierte sich, als Ty zum Sessel ging. Das Gerät zeigte kurz das Hersteller-Logo in irisierendem 3D-Format, ehe
der Kopf und die Schultern eines offensichtlich computergenerierten Avatars erschienen.
    »Mr. Whitecloud«, begann der Avatar.

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