Lichtraum: Roman (German Edition)
spitzgekriegt haben, wer wir sind?«
Perez’ Antwort war kurz und bündig. »In diesem Fall, Senator, wären wir bereits tot.«
Corso nickte und wandte sich wieder den Monitoren zu, während er sich bemühte, seine wachsende innere Anspannung zu ignorieren.
Die letzten Zweifel, die Corso bezüglich der Absichten des Senats gehegt haben mochte, waren ein paar Nächte zuvor verflogen, als Marcus Kenley in einem gestohlenen Taxi bei ihm auftauchte; das elektronische Gehirn des Vehikels hatte er manipuliert, damit es weder seinen Passagier noch dessen Verbleib
verraten konnte. Kenley überbrachte die Neuigkeiten, dass mehrere Personen, die Corso im Senat unterstützten, während der letzten Stunde verhaftet worden waren.
Corso zog sich eilig an, und dann bemerkte er, dass Kenley ebenfalls den Geschwindigkeitsbegrenzer des Taxis manipuliert hatte, denn das kleine Gefährt beschleunigte mit einem erschreckenden Tempo und wäre in einer scharfen Kurve beinahe umgekippt.
Nachdem Jarret den Zweikampf verloren hatte, hatte Kenley sich eifrig bemüht, in der Umgebung von Unity konspirative Häuser einzurichten, und bald erreichten sie am Stadtrand ein Gebäude im Kolonialstil. Es handelte sich um eine Zusammenballung von altmodischen Druckausgleichskuppeln wie aus einem historischen Film.
Griffith und Velardo befanden sich bereits dort und organisierten mit Hilfe sicherer Daten-Netz-Verbindungen weitere Rettungsaktionen. Olivarri und Willis trafen frühmorgens ein, zusammen mit ein paar Nachzüglern, die ebenfalls Geschichten erzählen konnten, wie sie nur mit knapper Not der Senatspolizei entwischt waren.
Zuerst berichteten die öffentlichen Nachrichtensender von Chaos in den Straßen rund um den Senat, doch als die Sender dann offline gingen, wusste Corso, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt hatten und ein Gegencoup im Gange war. In den kommenden Nächten hielt er sich mit einer Mischung aus Kaffee und Amphetaminen wach und stürzte sich darauf, die letzten Einzelheiten eines Plans auszutüfteln, wie sie die Kontrolle über die Mjollnir erlangen konnten, ehe man sie aus dem Orbitalraum um Redstone entfernte.
Kenley verschwand und kehrte ein paar Stunden später mit Dan Perez im Schlepptau zurück; beide Männer machten sich wieder auf den Weg, dieses Mal begleitet von Ray Willis, um den Kommandanten der Mjollnir zu befreien. Stunden vergingen,
bis sie endlich Martinez in den Unterschlupf brachten. Die Männer sahen verdreckt und erschöpft aus, und Willis’ Gesicht war mit Blut verschmiert, das offensichtlich nicht von ihm stammte.
Unterdessen hatte man Whitecloud in einem gesicherten Regierungsgebäude aufgespürt, doch ehe jemand dort eintreffen und ihn herausholen konnte, war in dieser Residenz eine Bombe explodiert, und Whitecloud war verschwunden.
Sein späteres Wiederauftauchen in einer Polizeistation der Stadt, Kilometer von der Residenz entfernt, warf Fragen auf, mit denen Corso sich aus Zeitmangel nicht beschäftigen konnte. Sympathisanten innerhalb des senatseigenen Sicherheitsdienstes deichselten es, dass man Whitecloud in eine weniger streng bewachte Einrichtung überführte. Dann genügten gefälschte Papiere, um ihn dort herauszuholen und zu den anderen in das Versteck zu bringen.
Weit mehr Kopfzerbrechen bereitete Corso der Umstand, dass Dakota sich nicht blickenließ; sie tauchte nicht einmal auf, als der Aufbruch zur Mjollnir näher rückte. Ihre Abwesenheit quälte ihn wie ein schmerzhaftes Magengeschwür, denn ohne sie wäre alles, was er so akribisch geplant hatte, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Seine Stimmung schwankte zwischen Wut und tiefer Niedergeschlagenheit, aber es war ihm nicht möglich, sie zu kontaktieren, nicht einmal durch Lamoureaux, nachdem dieser in dem konspirativen Haus eingetrudelt war.
Es kam der Punkt, an dem Corso aus schierer Übermüdung vor einem Bildschirm einschlief; als er aufwachte, rechnete er nach, dass zweiundsiebzig Stunden vergangen waren, seit er sich nur um Haaresbreite einer Verhaftung hatte entziehen können. Er blickte auf die Leute, die entweder vor Monitoren saßen, sich leise über abhörsichere Leitungen unterhielten oder auf Matten auf dem Fußboden schliefen.
Im Verlauf der nächsten vierundzwanzig Stunden würden die meisten von ihnen sich durch Kenleys Untergrund-Netzwerk in alle Richtungen zerstreuen und sich auf andere Verstecke verteilen. Einige wenige jedoch, ihn selbst eingeschlossen, würden anstelle des
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