Lichtraum: Roman (German Edition)
sich entfernte, verschränkte Karen die Arme und betrachtete ihn mit einer Mischung aus mütterlicher Besorgnis und milder Verachtung. »Offen gestanden, Nathan, nach der Art und Weise, wie du dort drüben einfach abgehauen bist, hatte ich schon befürchtet, du hättest etwas von diesem Nervengas eingeatmet und wärst verrückt geworden. Wen glaubtest du, gesehen zu haben?«
Nathan schüttelte den Kopf. »Ich hatte mich geirrt.«
Seufzend streckte sie die Arme aus und zog ihn näher an sich heran. »Wie wach bist du?«
»Nicht besonders.«
Bedächtig wiegte sie den Kopf. »Falsche Antwort«, meinte sie und fuhr ihm mit der Hand durch sein Haar. »Es war ein langer Tag, Nathan. Lass uns zu mir nach Hause gehen.«
Was Karen ihr »Zuhause« nannte, war ein Zimmer in einem requirierten administrativen Block auf der anderen Seite des Hauptflüchtlingscamps. Das meiste des verbliebenen Mobiliars, das nicht bereits verbrannt oder geplündert worden war, hatte sie herausgeräumt und ein Feldbett aus der Klinik aufgestellt. Im Grunde verstieß sie damit gegen die Vorschriften, aber niemand schien sich daran zu stören. Jedenfalls unternahm keiner den Versuch, die geltenden Regeln durchzusetzen. Dieses unerlaubte Arrangement verschaffte ihr und Nathan eine gewisse Privatsphäre.
In der Nähe der Bettstatt glühte ein kleines, tragbares Heizgerät und beleuchtete von hinten Karens warmen, geschmeidigen Körper. Nathan legte ihr die Hände um die Taille, dann wanderten seine Finger höher und umfassten ihre kleinen Brüste. Ihre Zunge schmeckte feucht und salzig, als sie damit über seine Lippen tastete. Er spürte, wie er steif wurde, und eine Woge jäh erwachender, drängender Lust schwappte über ihn hinweg.
Sie grinste, ließ sich gekonnt über ihn gleiten und schob sein Glied rasch in sich hinein. Sie war bereits feucht. Ihre Hände stemmte sie fest gegen seine Brust, ein beinahe schmerzhaftes Gefühl, dann fingen ihren Hüften langsam an zu kreisen.
Selbst die im Untergeschoss des Gebäudes befindlichen Generatoren, die zudem von dem winzigen Heizstrahler unterstützt wurden, vermochten die Kälte nicht gänzlich zu vertreiben, und bald fröstelte er, während seine Haut in der klammen Luft prickelte. Er dachte an die Leichen, die er im Kanal hatte treiben sehen, als die gnadenlosen Suchscheinwerfer des Rovers sich auf sie richteten, und er merkte, dass sein Verlangen nachließ.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich kann«, murmelte er, während ein Schauer der Müdigkeit ihn durchrann. Immerhin war es, wie sie selbst gesagt hatte, ein langer Tag gewesen. »Vielleicht sollten wir zuerst lieber ein bisschen schlafen.«
»Halt die Klappe«, entgegnete sie mit rauer Stimme und drückte die Hände noch härter gegen seine Brust. »Widersetz dich nicht den Befehlen eines ranghöheren Offiziers.«
Ich bin nicht in deiner beschissenen Armee, dachte er. Doch pflichtgetreu hielt er ihre drallen Schenkel fest, verdrängte die Bilder von Tod und Verfall aus seinem Kopf und konzentrierte sich stattdessen auf die strubbelige Haarmähne, die um ihre Schultern wippte, und ihre feuchten Lippen, wenn sie sich vornüberbeugte, um ihn zu küssen. Zu seiner Überraschung klappte es, und er lauschte ihrem immer heiser werdenden Atem, bis sie zum Höhepunkt kam und keuchend innehielt. Sie warf den Kopf in den Nacken, ehe sie schließlich auf seine Brust sackte.
»Oh verdammt, das hatte ich nötig«, stöhnte sie.
»Gern geschehen«, murmelte Nathan. Sein Blick huschte zum Fenster, durch das er einen mattrot glühenden Himmel sah.
Karen rutschte wieder an seine Seite und blieb dort ein Weilchen liegen, wobei ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte. Er fühlte, dass ihr noch etwas auf der Seele lag, und nach ein paar Minuten des Schweigens stützte sie sich auf einen Ellenbogen ab und starrte auf ihn hinunter.
»Also, wer war sie?«, platzte sie heraus, ihn mit ernstem, prüfenden Blick musternd.
Nathan glotzte sie verständnislos an, bis er begriff, dass sie Ilsa meinte. »Wie kommst du darauf, ich hätte nach einer Frau gesucht?«
»Intuition.« Karens Gesichtsausdruck wurde ein bisschen weicher, und sie lächelte. »Natürlich bist du mir keine Antwort schuldig. Ich bin nur neugierig.«
»Spielt es denn eine Rolle?«
»Du weißt, Nathan, man muss kein Genie sein, um zu erraten, dass du etwas verbirgst.« Sie wälzte sich auf den Rücken und seufzte. »Ich glaube, der richtige Zeitpunkt wird nie kommen, um dir das hier zu
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