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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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der Unterseite des Shuttles verband. Sie verbrachten die Zeit damit, ihre Helme überzustülpen und an den Anzügen zu befestigen.
    Corso befürchtete, Simenon könnte sich dazu entschließen, die innere Atmosphäre der Bucht entweichen zu lassen und sie alle ins Weltall hinauszuschleudern. Trotz dieser Gefahr klappten sie die Visiere noch nicht herunter. Das erleichterte die Kommunikation, und außerdem waren die Helme so konstruiert, dass sie sich im Fall eines Druckverlusts von selbst abdichteten.
    Corso trat als Letzter durch die Luftschleuse. In der Schwerelosigkeit fiel er nur langsam nach unten und landete schließlich in einer Ausstiegs-Lounge gleich neben den Buchten. Hinter ihm rasselten und bebten die Schotts, als das zweite Shuttle andockte.
    Martinez und die anderen waren schon dabei, gegenseitig die Dichtungen ihrer Anzüge zu kontrollieren. Corso checkte Perez’ Anzug und umgekehrt. In der Nähe erklangen klirrende Geräusche, als nacheinander die vier Passagiere des zweiten Shuttles durch eine separate Luftschleuse in die Lounge fielen.
    Währenddessen deponierte Olivarri einen länglichen Kasten auf das Sims, das sich an der Wand entlangzog. Als er ihn öffnete, sah man, dass er mehrere leichte Impuls-Gewehre enthielt. Er verteilte die Waffen an alle außer an Lamoureaux und Whitecloud.
    Das Gewehr in der Hand, trat Martinez auf Corso zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Sie haben gute Arbeit geleistet, dass Sie uns so weit brachten, Senator. Aber ich denke, ab hier übernehme ich das Kommando.«
    Dann drehte er sich um und bat um allgemeine Aufmerksamkeit.
    »Als Erstes möchte ich Sie noch einmal daran erinnern, was wir erwarten können. Zurzeit werden an der Mjollnir abschließende Checks durchgeführt, bevor sie, von jetzt an gerechnet in einem Tag, mit einer vollzähligen Besatzung zum Sol-System aufbricht. In spätestens drei Stunden soll die komplette Crew hier eintreffen. Bis dahin befindet sich lediglich eine minimale Mannschaft an Bord – ich schätze, eine Rumpfbesatzung von nicht mehr als einem Dutzend Leute.«
    »Warum so wenige?«, erkundigte sich Lamoureaux.
    »Weil das Hauptsicherheitskontingent, das mit der Bewachung der Fregatte betraut war, vor knapp einer Stunde zur Oberfläche zurückflog. Uns bleibt also ein ziemlich schmales
Zeitfenster, um die Kontrolle zu übernehmen und den Orbit zu verlassen. Mr. Driscoll«, wandte er sich an Whitecloud, »Sie begeben sich schnurstracks zu den Labors. Leo, Sie begleiten ihn und halten die Augen offen. Sollten Sie unterwegs jemandem begegnen, beginnen Sie nach Möglichkeit keinen Kampf. Keine Gewaltanwendung, sofern es sich irgendwie vermeiden lässt. Zuallererst überzeugen Sie sich davon, dass das Artefakt dort ist, wo es sein sollte, und erstatten Sie Bericht, falls Probleme oder Verzögerungen auftreten.«
    Corso sah den beiden Männern hinterher und presste missbilligend die Lippen zusammen. Es gefiel ihm nicht, dass er die Täuschung bezüglich Whitecloud aufrechterhalten musste, er hatte nicht einmal Lust, höflich zu ihm zu sein; doch nachdem er sich gründlich mit dessen beruflicher Karriere befasst hatte, kam er nicht umhin zuzugeben, dass dieser Mann ein Genie war. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass ein so brillanter Geist seinen Verstand dazu benutzt hatte, um derart unmenschliche Verbrechen zu begehen, aber in der Geschichte wimmelte es von solchen Menschen.
    Danach verließen auch die andere die Lounge und schwebten paarweise einen langen Schacht hinunter. Dan Perez und Nancy Schiller vorneweg, während Ray Willis als Letzter für Rückendeckung sorgte. Das Schiff lief nur mit minimaler Energie, deshalb herrschte ein eigentümliches Dämmerlicht, in dem ihre Schatten vor ihnen herhuschten wie schwarze Gespenster, wann immer sie einen matt schimmernden Leuchtkörper passierten.
    Corso schluckte und versuchte die Anfälle von Benommenheit zu ignorieren, die manchmal seinen Blick verschwimmen ließen. Er hielt sich immer noch mit Medikamenten wach, und die letzte Gelegenheit, bei der er richtig geschlafen hatte, kam ihm vor wie ein Ereignis aus einem anderen Leben.
    Viele Details ihres Planes hingen von Vermutungen ab, vor allen Dingen, dass die Override-Befehle für die Sicherheitsstandards
der Fregatte nach Martinez’ Verhaftung nicht geändert worden waren. Hatte man neue Kommandos gewählt, mussten sie mehrere Eingänge entweder aufschweißen oder sprengen; dann bekamen auch die Sicherheitsdienste mehr Zeit, eine

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