Lichtraum: Roman (German Edition)
Gestelle Dutzende von Med-Boxen untergebracht hatte. Noch viel mehr davon türmten sich auf riesigen Paletten, die einen großen Teil der verbleibenden freien Fläche in der Halle einnahmen.
Sie setzten ihren Weg fort und gelangten bald in den Laborkomplex, der durch ein eigenes Luftschleusensystem vom Rest des Schiffs getrennt wurde. Die Laboratorien waren in erster Linie dafür ausgerüstet, die Biosphären von Planeten zu analysieren, und Ty wunderte sich nicht, als er feststellte, dass man auch diese Räumlichkeiten seit seinem letzten Besuch überholt und nachgerüstet hatte.
»Warum all diese Vorsichtsmaßnahmen?«, fragte Leo, der ein wachsames Auge auf die Umgebung hielt. Es gab neue kryogene Einrichtungen zum Aufbewahren von biologischen Proben, sowie Inkubatoren und das Instrumentarium, mit dem man Organismen sezieren konnte. Außerdem luftdichte Isolierzellen, um lebendige Exemplare unterzubringen; eine Reihe von Monitoren, die gleich über dem Haupt-Interface in ein Schott eingelassen waren, gewährte Einblicke in das Innere dieser Zellen.
Ty setzte sich an eine Konsole und streifte sich die Handschuhe ab, um einzuloggen. »Sie dürfen nicht vergessen, dass die Mjollnir hauptsächlich als Kolonieschiff benutzt wurde«, erwiderte er ohne hochzublicken. »Diese Labors dienten dazu, fremdartige Pflanzen und Tiere zu erforschen. Dazu mussten sie streng isoliert werden, da immer das Risiko bestand, sie könnten für Menschen eine biologische Gefährdung darstellen.
« Über die Schulter deutete er mit dem Kinn auf die Hauptluftschleuse. »Man will vermeiden, dass das ganze Schiff kontaminiert wird, sollte irgendetwas Bösartiges entweichen.«
»Aber eine Menge von diesem Zeug sieht brandneu aus.«
»Wie die Sachen in den Lagerhallen, durch die wir kamen«, stimmte Ty zu. »Moment mal …«
Ein Schirm beanspruchte fast die ganze Wand direkt über der Konsole. Nun erschien darauf ein Raster aus Bildern, die alle das Innere von identischen metallgrauen Räumen zeigten. Sämtliche dieser Kammern waren leer – bis auf eine.
»Was sind das für Räume?«
»Das sind Isolationszellen zum Aufbewahren von größeren Exemplaren«, erklärte Ty. »In einer befindet sich der Körper, den ich an Bord brachte.«
Unvermittelt blickte er um sich. »Was ist das?«
»Was?«, fragte Olivarri.
»Dieses Geräusch.«
»Ich höre nichts.«
»Es klingt wie … ich weiß auch nicht. Fast wie Gesang.«
Olivarri schaute ihn nur entgeistert an. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
Gesang war im Grunde genommen nicht der passende Ausdruck. Darunter stellte man sich etwas Angenehmes vor, doch dieses Geräusch klang furchtbar rau. Es glich eher statischem Knistern, entschied er, und entzog sich beinahe der Wahrnehmung. Nach einer Weile ebbte es ab.
»Und Sie haben wirklich nichts gehört?«, vergewisserte sich Ty, nachdem das Geräusch verstummt war.
Olivarri zuckte die Achseln und schüttelte verneinend den Kopf. »Rein gar nichts. Ob mit der Komm-Leitung was nicht stimmt?«
»Kann schon sein.« Ty tippte noch einmal auf das Interface, und die leeren Kammern verschwanden – mit Ausnahme der
Zelle, welche die sterblichen Überreste des Atn enthielt, und deren Bild sich jetzt über den gesamten Schirm ausbreitete.
»Das ist es.« Er wandte sich an Olivarri. »Wegen diesem Ding sind wir hier.«
Leo gab ein ungläubiges Lachen von sich. »Sie machen sich wohl über mich lustig. Dafür haben wir gekämpft? Das sieht doch wie ein Schrotthaufen aus.«
»Der äußere Schein kann manchmal täuschen.«
Schrotthaufen war eine gute Beschreibung, gestand Ty sich ein. Doch darin fand sich vielleicht die einzige Waffe, die ein ganzes Imperium besiegen konnte.
Corso und Lamoureaux stützten den verwundeten Commander und halfen ihm den Korridor entlang. Unterwegs kamen sie an Durchgängen vorbei, die in Casinos und Freizeitbereiche führten, nun ausnahmslos leer. Große, üppige Pflanzen gediehen in Kübeln, die in Abständen von ungefähr einem Meter aufgestellt waren; gepflegt wurden sie von kleinen, zerbrechlich aussehenden Maschinen, die zwischen den Zweigen oder Ranken herumkletterten.
Sie hielten ihre Waffen schussbereit, trafen jedoch auf keinerlei Widerstand mehr. Bald standen sie vor der Tür, die direkt auf die Brücke führte und natürlich verriegelt war.
Martinez löste sich von seinen beiden Helfern, lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand und ließ sich erschöpft zu Boden gleiten.
»Lucas«,
Weitere Kostenlose Bücher