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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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der Aufzugkabine, die sonst durch den Schacht fuhr, ihren Weg. Mit einem einzigen Schuss aus seinem Impulsgewehr sprengte Martinez die Notausstiegsluke im Dach auf, und kletterte dann in die Kabine hinunter.
    Corso ließ sich auf den oberen Rand der Kabine fallen, spähte hinein und sah, wie Martinez eine Tafel neben den geschlossenen Aufzugtüren studierte. Die Tafel sah schwarz und geschmolzen aus.
    Martinez spähte zu ihm hoch und zuckte die Achseln. »Das Ding wurde kaputtgeschossen, also müssen wir uns mit Gewalt den Weg frei machen. Haben Sie den Sprengstoff dabei?«
»Können Sie die Türen nicht mit einem kräftigen Ruck aufziehen?«
    Martinez schüttelte den Kopf. »Das hier sind nicht die Standardtüren, die Sie kennen, Senator.«
    Corso nickte, fasste in die Beintasche seines Anzugs, fischte ein dünnes Rechteck aus einem kittähnlichen Material heraus und reichte es Martinez hinunter. Als Nächstes bedeutete Corso Lamoureaux, ein Stück den Schacht wieder hochzuklettern, und folgte ihm gleich danach. Eine Minute verging, dann hievte sich auch Martinez wieder aus der Kabine und drückte sich in gebückter Haltung so nahe wie möglich an die Schachtwand.
    Ein dumpfes Knirschen ertönte, und heftige, klirrende Vibrationen brachten Corsos Zähne zum Klappern.
    Aus der Kabine quoll eine dicke, ölige Rauchwolke nach oben. Martinez ließ sich abermals durch den Notausstieg fallen und stemmte seine Schulter gegen die Türen, die nun verbeult und verzogen waren. Mehrere Male warf er sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen, ehe sie sich plötzlich unter grässlichem Kreischen halb öffneten.
    Hinter dem Spalt flammte ein Lichtblitz auf, eine Funkengarbe traf Martinez’ Schulter und brannte einen dunklen Kreis in seinen Anzug.
    Corso schrie und plumpste durch das Kabinendach, als Martinez nach hinten taumelte. Sich in den engen Raum zwängend, gelang es Corso, aufs Geratewohl ein paar Schüsse durch die halbgeöffnete Tür zu feuern.
    Er hörte ein dumpfes Krachen, dann trat Stille ein.
    »Das war dumm von mir«, keuchte Martinez, der hinter ihm zusammengesackt war und eine behandschuhte Hand gegen seine Schulter presste.
    Corso roch verbranntes Fleisch und würgte die aufsteigende Galle wieder hinunter. »Scheiße, ich glaube, ich habe ihn tatsächlich erwischt«, meint er, angespannt lauschend.
    Behutsam pirschte er sich vor, drehte sich halb um, quetschte sich zwischen den beiden verformten Türen hindurch und versuchte, in dem stinkenden, fettigen Qualm etwas zu erkennen.
    Der Zentrifugenring war wesentlich besser ausgeleuchtet als der Rest des Schiffs. Corso schlich weiter, bis er beinahe über den Körper einer jungen Frau gestolpert wäre, die bäuchlings auf dem leicht gewölbten Deck lag. Eine Gesichtshälfte war schwarz verbrannt, und neben ihr lag ihre Waffe. Kopfschüsse aus einem Impulsgewehr wie seinem waren immer tödlich.
    Er richtete sich auf und wollte seinen Handschuh wieder anziehen, doch zu seiner Überraschung zitterten seine Hände so stark, dass er mehrere Anläufe brauchte. Er atmete ein paarmal tief durch und verdrängte die aufkommenden Gefühle von Bedauern und Scham, die ihn daran hindern konnten, klar zu denken. Sie mussten immer noch auf die Brücke gelangen.
    Als er hinter sich ein Stöhnen hörte, wandte er sich um und sah, wie Lamoureaux Martinez durch die Aufzugtüren half. Martinez gönnte dem toten Mädchen nur einen flüchtigen Blick, Lamoureaux hingegen starrte mit vor Entsetzen geöffnetem Mund auf die Leiche.
    »Weiter«, befahl Martinez und schleppte sich an der Toten vorbei.
    Corso legte eine Hand auf seine Brust und hielt ihn auf. »Warten Sie, Sie gehen nirgendwohin. Sie wurden gerade angeschossen …«
    Martinez erwiderte ungerührt seinen Blick. »Im Augenblick zählt nur, dass wir die Brücke entern. Sowie wir dort die Kontrolle übernommen haben, kann ich in die Krankenstation gehen. Vorher nicht.«
     
    Ohne die vollständige Besatzung wirkte die Mjollnir leer und verlassen. Wie ein Gespensterschiff, dachte Ty, als er und Olivarri sich durch hallende Korridore bewegten und Verbindungsschächte
hinunterdrifteten, denen die Stille und die Schatten eine beklemmende Atmosphäre verliehen.
    Sie kamen an Lagerhallen vorbei, die angefüllt waren mit hohen Stahlgestellen. Ganz offensichtlich hatte man diese Gerüste erst installiert, während er in der Residenz des Senats gefangen gehalten wurde. Er sah neue Computeranlagen und bemerkte, dass man in einigen der

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