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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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… sagtest doch …«
  »Natürlich habe ich gesagt, das seien alles Märchen«, versetzte
Nelerissa. Ja, sie hatte getan, als ob sie nicht wisse, wovon er rede,
als er sie gefragt hatte, was denn an den Legenden über den waf-
fenlosen Kampf dran sei - und dann geschworen, das sei Gerede.
  Und bei seinem Schwert- und Dolchunterricht hatte sie sich so im
Zaum gehalten, um nur nichts von ihrer Fertigkeit in dieser Kunst
zu zeigen! »Ich war jung und dumm, als ich in die Stadt kam …
aber nicht so dumm, das alte Wissen meines Volkes preiszugeben
und zu verraten.«
    »Ich kann mich nicht mehr rühren«, ächzte Degen mit schwacher
und schwankender, kaum hörbarer Stimme. »Ach, Götter! Du
hast mir den Hals gebrochen.«
    »Ven, ich habe dich gewarnt, dich aufgefordert abzuhauen«, sagte
Nelerissa und wunderte sich, daß ihre Stimme so belegt war. Sie
hatte ja im voraus gewußt, daß sie ihn um der Trophäe willen wohl
töten müßte, und war darüber nicht erschrocken. Warum also die-
ser Kloß in ihrer Kehle, warum diese Tränen jetzt?
  »Töte mich«, bat Degen, der den Tod doch so gefürchtet hatte, daß
er einem Hexer für allerlei Schutzzauber sein Vermögen hingege-
ben hatte. »So kann ich nicht weiterleben.«
    Ich würde ihm eine Gnade erweisen, dachte Nelerissa, starrte aber
nur auf ihn, der da hilflos zu ihren Füßen lag. Was ihr Werk
war.
    »Töte mich endlich!«
    Nun kniete sie sich schnell neben ihn und legte ihm eine Hand auf
die Wange. »Lebe wohl!« flüsterte sie dann, lehnte ihr Gesicht an
das seine, zog mit ihrer freien Hand ihr Stilett und stieß es ihm ins
Herz.
    Er verschied mit einem Schrei. Nelerissa schloß ihm behutsam die
Augen, zog ihm das Stilett aus der Brust und wischte es an der
Innenseite ihres Umhangs ab. Dann steckte sie Stilett, Schwert
und Dolch ein und schöpfte zitternd Atem.
    Entschlossen trat sie nun zum Altar, nahm den Schädel mit einer
Hand, hob ihn empor und starrte lange in seine leeren, düsteren
Augenhöhlen.
    Was war dieser Opal wohl wert? Soviel wie der Schatz des Kaisers?
  Vielleicht. Aber war er auch einen guten Namen wert und das
Leben eines Menschen? Den Glauben eines Dorfes?
  Da flog das Türchen hinter dem Altar auf, und herein stürzte der
Dorfpriester in wallender Robe, den der wilde Kampflärm oder der
Todesschrei Degens aus dem Schlaf gerissen haben mochte. Er sah
sich sehr unruhig um, und nun gewahrte er, über den Halbmond
von brennenden Kerzen hinweg, Nelerissa mit dem Schädel in der
Hand. Er erstarrte - aber sein Blick huschte zwischen ihrer häß-
lichen Narbe und der heiligen Reliquie hin und her.
  Nelerissa streckte ihm den Opal entgegen. »Du hast ihn nicht mit
Magien bewehrt! Glaubst du, die Götter hätten ihn dir geschickt,
damit du ihn dir stehlen läßt?« Sie machte halb kehrt, zeigte mit
der freien Hand auf die Altarstufen. »Sieh selbst!«
  Der Priester kam nun eilends um den Altar. Beim Anblick des
Toten keuchte er erschrocken und sah Nelerissa fragend an.
  »Dieser Mann war gekommen«, fuhr sie fort, »diese Gabe der Göt-
ter an Grathred zu stehlen. Aber ich habe ihn aufgehalten. Die
Götter schickten mich, ihr Geschenk und euer Dorf zu beschüt-
zen. «
    Da wankte er einen Schritt vor, warf sich auf die Knie und preßte die Stirn fest auf den Boden. Er sprach ein kurzes, inbrünstiges
Gebet, richtete sich dann auf und sah die Fremde an.
Und sie wies auf den Leichnam und sprach: »Glaubst du etwa, jetzt
käme niemand mehr, diese Göttergabe zu rauben? Ich bin gekom-
men, deine Leute zu lehren, Dieben und anderem Gesindel das
Handwerk zu legen.«
    »Aber … aber wir haben …. doch keine Waffen!« stammelte der
Priester. »Nur ein paar elende Messer und Speere. Würdest du
uns lehren, mit Sicheln und Hämmern zu kämpfen?«
  »Nein, ich bringe euch die geheime Kunst des waffenlosen Kamp-
fes bei.«
    Der Priester machte erneut eine tiefe Verbeugung, ohne aber dabei
Nelerissa aus den Augen zu lassen, und sprach mit ehrfürchtiger
Miene: »Oh, Dienerin des Divinen, du kannst in Grathred bleiben,
solange die Götter es erlauben.«
    »Angenommen!« erwiderte Nelerissa und begann damit wieder
ein auf Betrug gebautes neues Leben - das aber, nach ihrer An-
sicht, wohl nützlicher und segensreicher würde als jenes, das sie in
Areherna geführt hatte.
     

     
     
     
     

MARGARET HOWES
     
    Ich schließe diese Anthologien liebend gern mit etwas Kurzem und Lustigem. Und das bekomme ich eigentlich immer von

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