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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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unverletzt. Er lächelte noch immer und war noch immer so nackt wie ein Neugeborenes. Aber das berührte Sharik nicht mehr. Er war für sie nur noch ein Gegner - ein Ziel für ihren Dolch. »Bring ihn her, Ressa!« rief er ihr zu.
    Sharik schüttelte nur den Kopf, um sich nicht durch ihre Stimme zu verraten, und zeigte auf Trin. Achselzuckend und lächelnd tat Haldan ihr den Gefallen. Er gab Trin einen Schubs. Sie stolperte und wäre fast in den Schnee gestürzt, fing sich dann aber wieder und taumelte, steif vor Kälte, voran. Da ging Sharik langsam auf ihn zu.
    Durch ein Auge, dachte sie dabei. Oder ein Ohr. Ins Herz ist zu schwierig … zu viele Rippen. Ich muß nahe ran, ganz nah. Wenn wir doch Pfeil und Bogen hätten. Hilf mir, Herrin, so habe ich mir meinen ersten Kampf nicht vorgestellt!
    Nun war Sharik auf gleicher Höhe mit Trin. Sie sah ihre Augen in jähem Erkennen aufleuchten. Mit einem leichten Kopfnicken schritt sie weiter und hoffte, daß Trin das einzig Vernünftige tun würde: weiterzugehen. Trin konnte ihr so, mit gefesselten Händen, nicht helfen - und sie ihr durchzuschneiden, hatte sie keine Zeit. Die Wirtin fluchte halblaut; aber schon hörte Sharik sie hinter sich durch den Schnee fortstapfen.
    Als Sharik noch gut drei Schritt von Haldan entfernt war, schwand sein Lächeln. Er starrte sie durchdringend an, ließ seine Laterne fallen, sank dann auf alle viere und begann, sich blitzschnell zu verwandeln.
    Damit hatte Sharik nicht gerechnet, denn über die Verwandlungen ihres Mannes hatte Ressa nichts aus eigener Anschauung erzählen können. Sie hatte gehofft, dies sei ein langwieriger Prozeß, der ihr Zeit gäbe, den Dolch zu gebrauchen. Aber nun sah sie im Licht der umgefallenen Laterne, daß Haldan binnen eines Herzschlags wie Quecksilber zu neuer Gestalt wogte. Das ging so schnell, daß sie vor Schreck erstarrte. Schon blickte er als Tier zu ihr auf - die Augen rotglühend und das strohfarbene Fell wütend gesträubt … Er riß sein dampfendes Wolfsmaul auf, heulte drohend und sprang mit einem gewaltigen Satz auf sie los. Jenes Heulen riß Sharik aus ihrer Starre. 
    Sie schleuderte ihm das Holzscheit mit aller Kraft entgegen. Aber er duckte sich darunter weg und rammte sie mit solcher Wucht, daß sie der Länge lang auf den Rücken fiel. Sie fühlte die Todeskälte des Schnees durch ihr dünnes Gewand, und ihre linke Seite war ein einziger Schmerz. Er war in Sekundenschnelle auf ihr, umklammerte ihr mit harter Pfote die Kehle, schlitzte ihr mit scharfer Klaue die Haut der Kinnlade auf und schnappte mit weit aufgerissenem Maul, aus dem Zähne wie Messer ragten, nach ihrem Hals.
    Da stieß Sharik ihm den Dolch tief in den Bauch. Haldan grunzte bloß bei diesem Hieb - heulte aber gräßlich auf, als sie ihm mit einem Ruck den Leib aufschnitt, daß ihr sein Blut über Arme und Brust spritzte. Er wälzte sich von ihr und taumelte beiseite. Sie versuchte gleich aufzustehen, um ihm nachzusetzen, aber der tiefe Schnee und die Schmerzen in ihrer Brust bremsten sie. Als Sharik endlich hochkam, hatte Haldan sich schon wieder erholt. Er sprang sie an und verbiß sich so in ihr Bein, daß sie laut aufschreiend in die Knie brach, preßte ihr dann mit den Vorderläufen die Arme an die Seiten und warf sie zu Boden. Sharik spürte seinen heißen, stinkenden Atem im Gesicht. Sie wand sich verzweifelt zur Seite. Seine Zähne gingen ins Leere und schlugen knapp neben ihrem Ohr aufeinander. Er warf den Kopf zurück … und schon wieder näherte sich, wie in einem Alptraum, das schreckliche Gebiß ihrer bloßen Kehle.
    Aber jetzt traf ihn ein Schlag in den Rücken, ein Schlag so hart, daß Sharik ihn durch ihn hindurch spürte. Er sprang knurrend auf, drehte sich wie rasend um … Als Sharik sich mühsam in die Hocke aufgerichtet hatte, da sah sie vor sich Ressa stehen. Sie war in irgendein geborgtes Hemdkleid gewandet und hielt ein Schwert so ungeschickt hoch, als ob sie Holz hacken wollte. Haldan gab ein Keuchen von sich, das ebensogut ein Lachen gewesen sein mochte, streckte seine Frau mit einem einzigen Schlag in den Schnee und stürzte sich wieder auf Sharik, um ihr den Garaus zu machen. Aber Sharik sprang mit einem Kriegsschrei auf die Beine und stieß ihm den Dolch durch die Kinnlade und tief ins Hinterhaupt. Haldan röchelte, die Klinge im Schlund, überschlug sich und fiel auf den Rücken. Sharik landete auf ihm und legte dann ihr ganzes Gewicht auf ihren Dolch, um ihn noch tiefer hineinzutreiben. Und

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