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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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mit einem ehemaligen Luftwaffenpiloten verheiratet, der heute Computerspiele entwirft, und hat eine ganze Menagerie in ihrem Haus: einen Labradorhund, einen Walisischen Corgi und eine (wohl siebzig Kilo schwere) Kreuzung aus Deutscher Dogge und Irischem Wolfshund sowie zwei Katzen, »die mit diesen insgesamt gut drei Zentnern an Hundevieh recht gut umzuspringen verstehen«. - MZB
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    JENNIFER ROBERSON
     
     
    Fairer Tausch
     
    Halb Kind, halb Frau war sie … er schätzte sie auf zwölf Jahre, höchstens. Aber halb verhungert und mit einer Verzweiflung in den Augen, die einer Sterbenden angemessener gewesen wäre. Zögernd, wie entmutigt, stand sie auf der Schwelle, unfähig, den Vorhang aus grobem Sackleinen loszulassen, der den Straßenstaub draußen halten sollte aus dieser Kneipe, wo man sich eine Holztür ja nicht leisten konnte. So stand sie da, ihre Hände in das Tuch gekrampft, bis ein Mann hinter ihr auftauchte, sie verfluchte, da sie ihm im Weg war, und den Vorhang beiseite riß. Der Mann wollte ein Bier, und zwar sofort. Und eine Hure, und zwar plötzlich.
    Noch ein Blick, ein kurzer Seitenblick, und er schob sich an ihr vorbei, wobei er etwas von kleinen Mädchen murmelte, die gestern noch an der Brust gehangen hätten und sich heute schon ungefragt in Männer-angelegenheiten einmischten. Das Mädchen biß sich auf die Lippe und starrte mit tränenblinden Augen stumm hinter ihm her. Aber dann versiegten ihre Zähren, ihr kleines Kinn reckte sich … und in ihren schwarzen Augen loderte Entschlossenheit auf. Sie trat steif vom Eingang weg und musterte all die Männer im Raum, und es waren viele: zehn, zwölf oder sogar zwanzig. Sie sah sich jeden einzelnen genau an, wog und maß sie nacheinander, bis ihr Blick endlich auf ihn fiel und sie sah, daß auch er sie anstarrte. Daß auch er sie taxierte. Sie erbleichte, aber dann kam wieder rosiger Hauch in ihr braunes Gesicht. Er erwiderte ihren Blick kühl und gelassen und musterte sie von Kopf bis Fuß: verfilztes schwarzes Haar, das über schmale Schultern fiel, sanft geschwungene Braue, runde Wangen, zu jung noch für jede Derbheit, und ein kleines Grübchen im Kinn. Bei all ihrem Schmutz, ihrer wirren Mähne und ihren entstellenden blauen Flecken war doch zu ahnen, daß sie einmal schön werden könnte … Wenn sie noch lange genug lebte. Ob sie lange genug leben würde, hätte niemand jetzt sagen können; es wäre jedenfalls ihre einzige Hoffnung.
    Aber in ihr war alle Hoffnung erloschen. Denn sie kannte die Welt schon zu gut.
    Sie kam zu ihm, wie er es erwartet hatte. Schritt quer durch den Raum, von der Tür bis in seine Ecke, und stellte sich an seinen Tisch. 
    Sie zitterte am ganzen Leib und schalt sich stumm dafür. Schon war der Schankkellner zur Stelle, um die lästige Kleine zu verscheuchen.
    »Nein, laß«, sagte er jedoch leise und schickte den Kellner zum Teufel.
    Das Mädchen starrte ihn an - verzweifelt bemüht, ihr Zittern zu unterdrücken. Ihr zerfetztes knielanges Hemdkleid hatte die Farbe des Türvorhangs. Und die Flecken auf ihrem Kleidchen hatten die Farben der Flecken auf seinem Tisch: das Rot trocknenden Blutes und das Rot verschütteten Weins. »Nun?« fragte er ruhig.
    Sie löste den dicken Knoten im schmutzigen Saum ihres Kleidchens. Zwischen ihren Fingern blitzte etwas auf. Sie legte es so vor ihn auf den Tisch, daß er die Prägung sehen konnte, und zog ihre Hand dann schnell zurück. »Ein Dreipennystück«, sagte er.
    Sie biß sich auf die Unterlippe, fuhr sich mit der Zunge darüber.
    »Ist das genug für einen Auftrag?« fragte sie hastig.
    »Genug für manchen Auftrag. Was verlangst du dafür?«
    Ihre Augen glänzten tränenfeucht und funkelten dann spöttisch und verächtlich auf. »Den Tod eines Mannes«, zischte sie und spuckte auf den Fußboden.
    »Oh!« Er legte seine kundigen Fingerspitzen auf die blutbefleckte Münze. Metall leitet nicht so gut wie Stoff oder Fleisch; aber er war auch kein Anfänger mehr. Er las in der Münze und las in dem Mädchen, wie in einem offenen Buch. »Oh«, murmelte er von neuem.
    Aber sie war verdammt hartnäckig. »Ist es denn genug?«
    Da drehte er die Münze bedächtig um. Auf der Rückseite: die drei Kreuzschattierungen … und vorn: das Siegel des Großkönigs, ein Falke, der einen Hasen schlägt.
    »Solche Königspfennige«, meinte er, »kommen einem nicht alle Tage unter.«
    »Ich bin keine Diebin«, knurrte sie. »Und bin auch keine Hure … aber

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