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Lichtschwester - 8

Lichtschwester - 8

Titel: Lichtschwester - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kräuterhändler, zählte ihm die Pennies für das von Tara gewünschte Fünffingerkraut und Aloepulver vor, steckte ihre Besorgung ein und machte sich dann auf den Weg zurück über den Marktplatz.
    »Für diese Klinge würde selbst die Rote Hand töten, und er war ja oft genug hier, um bei uns einzukaufen … Nur das Allerbeste für die Herren der Arena von Bindir!«
    Der Waffenhändler hob das Schwert ins gleißende Sonnenlicht, und da funkelte und blitzte es, daß Shanna blinzeln mußte. Aber dann sah sie, daß es nur aufpoliert war … Das Heft war neu vergoldet, aber die Schneide hatte eine Unebenheit - der Rest einer schlecht ausgewetzten Scharte, die ein Hieb auf einen Helmbusch oder einen Schildrand verursacht haben mochte. Als nun ein junger Soldat die Klinge ergriff, lächelte Shanna grimmig und wünschte ihm, daß er damit mehr Glück hätte als der frühere Besitzer.
    Da sah sie an einem Stand hinter dem Soldaten Dolche in der Sonne glitzern und ging wie gebannt darauf zu. Der Händler musterte sie abschätzig - denn was sollte sich eine Frau schon für edle Waffen interessieren?! Die meisten der kleineren Klingen waren gebraucht - Beutegut aus Schlachten in allen Teilen dieses Reichs. Da lagen lange Dirks aus dem Hohen Norden neben abscheulichen Krummdolchen aus Menibbe, robuste Seemannsmesser neben den bösartigen kleinen Stechern, die die Dorianer in ihren faltigen Gewändern verborgen tragen, und es waren sogar einige beschwerte Wurfmesser zu sehen.
    Als Shanna ihren Blick über eine Handvoll edlerer Klingen wandern ließ, die abseits davon lagen, stach ihr das weinrote Feuer eines Granats ins Auge, der am Knauf eines feinen Gürteldolchs prangte. Die Fassung aus Silberfiligran stammte aus ihrem Hause! Sie hatte als Prinzessin von Sharteyn nur jene kleinen Dolche getragen, die als damengemäß galten, aber dieser nun war ihr seltsam vertraut. Als sie ihn mit zitterndem Finger umdrehte, sah sie, daß in den Heftbuckel das königliche Wappen von Sharteyn eingraviert war.
    »He, he … was machst du denn da ?!« rief einer der Gehilfen und zog ihr das Messertablett weg.
    Shanna richtete sich kerzengerade auf. »Dieser Dolch da!« sagte sie mit rauher Stimme. »Woher habt ihr den?« »Was geht das dich an …«, versetzte der Junge und sah sie von oben herab an. »Diese Waffe ist nichts für deinesgleichen!« »Mein Herr hat eine ganz ähnliche verloren«, sagte Shanna rasch. »Laß mich sie mal halten! Laß mich sie mal ansehen!« Der Bursche zögerte, zuckte dann aber gnädig mit den Achseln, und da schloß Shanna schon ihre Hand um das gerippte Heft. Nicht ihr Herr, nein, ihr Bruder hatte einen Dolch wie diesen getragen, und er hatte ihr, aus der Nachgiebigkeit eines Bruders heraus, ab und an erlaubt, sich im Gebrauch seiner Waffe zu üben. Sie schloß die Augen und schrieb mit geschmeidigem Handgelenk die Paradefiguren in die Luft. Mit den Jahren verblaßte Erinnerungen wurden wieder frisch und klar - das neckende Lächeln ihres Bruders, sein Stolz, das todtraurige Gesicht des vergeblich auf die Heimkehr des Sohns wartenden Vaters. Dieser Dolch bestätigte, was ein geschwätziger Soldat ihr einst erzählt hatte - Janos war in Bindir gewesen …
    Als sie die Augen wieder öffnete, gewahrte sie, daß der Gehilfe sie mit sehr merkwürdigem Blick betrachtete. Ihr erster Impuls war, zu lachen, ihr zweiter jedoch … sich vorzusehen. »Wieviel?« krächzte sie und spürte sogleich, daß ihr Ton genauso unangemessen war wie ihre Klingenübung. »Er wäre glücklich über einen Ersatz dafür … Was kostet der Dolch?« »Sag deinem Herrn, er möge einen Mann danach schicken, mit einem Beutel Gold«, erwiderte der Junge mißtrauisch. »Wir legen ihn für ihn zurück«, fügte er hinzu und streckte die Hand nach dem Messer aus. Shanna suchte sich zu erinnern, was sie hinter dem Kaminsims noch an Geld gehortet hatten. Die Leute, denen Tara half, konnten ihr nur Silber- und Kupfermünzen geben, wenn überhaupt. Aber der im Sonnenlicht aufglühende Granat erinnerte sie an einen anderen roten Stein.
    »Mein Herr belohnt mich reich, wenn ich ihm diesen Dolch bringe«, keuchte sie, suchte mit der freien Hand in ihrem Gürtelbeutel und holte daraus Lady Amnisets Ring hervor. Als der Bursche den Rubin und das Gold leuchten sah, hellten sich seine Augen jäh auf. »Reicht das?«
    Und als er sich nun rasch umblickte, um sich zu vergewissern, daß niemand sie beobachte, wußte Shanna, daß sie gewonnen hatte.
    »Shanna,

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