Lichtspruch nach Tau
der Senat höchstens einen Bericht liefern mit der einzigen, aber genial verpackten Aussage, daß es für die paar Millionen nicht zu machen sei.
Es war kein Problem für mich, den Automaten zu veranlassen, wie das Spieglein, Spieglein an der Wand jedesmal zu antworten, daß die allerschönsten Orchideen immer und ewig aus Pix kommen würden. Ich stellte mir meinen Maxister vor, wie er mit unendlichem Bedauern um die Mundwinkel dem Rektor zu verstehen gab, daß die unbestechlichen Elektronengehirne der traditionsreichen Universität leider nichts anderes zu bieten hätten. Und gegen diesen Sachzwang sei selbst ein Maxister machtlos.
Als ich ihm mein Ergebnis vorlegte, sagte er: »Sie haben ganze Arbeit geleistet, wirklich, aber sachliche Argumente hin und her, über kurz oder lang werden die Pixer doch wieder anfangen zu meckern. Die Karre ist verfahren, wenn der Forschungsrat nicht die Mittel bewilligt. Wieviel brauchen wir eigentlich?«
Meine Antwort, daß der Rechner erst bei zweihundert Millionen erste Varianten ausspucke, ließ ihn zusammensacken.
Aber er fing sich schnell wieder und sagte entschlossen: »Jetzt gehe ich erst mal in Urlaub. Vielleicht fällt mir dann ein, wie ich das Geld lockermache.«
Wenig später schickte er mir die Fotokopie einer prachtvollen Urkunde, auf der im schönsten Timessatz stand:
Der Nordgalaktische Rat verleiht den
Jubiläumspreis
für 50 Jahre profilgerechte Forschung der Universität Pix
in Anerkennung höchster Verdienste um die Familie Orchidaceae ein Jahr vorfristig.
Die Universität Pix ist berechtigt, ihr Forschungsprofil der nächsten 50 Jahre selbst zu wählen.
An den Rand hatte er schwungvoll geschrieben: Orchideen gewählt, 200 Mio gespart, schönes Wetter hier, Gruß K.
Kirill Bulytschow
Der Dialog über Atlantis
Platon schickte sich an zu arbeiten. Zu diesem Zwecke tat er, was andere Schriftsteller und Gelehrte vor ihm und nach ihm in solchen Fällen taten: Er sagte dem Sklaven, unter gar keinen Umständen solle ihn jemand in den Areopag rufen, mochten selbst die Perser einfallen; in die Redaktion schickte er einen Jungen mit dem Versprechen, das Manuskript im November abzuliefern; er schaute zum Himmel, zählte die Möwen und verglich in Gedanken ihr Geschrei mit dem der Kritiker. Dann nahm er vom heißgeliebten, staubbedeckten Papyrus die schwere Muschel und tauchte die Pelikanfeder in das Tintenfaß mit der Aufschrift: »Von Freunden und Mitarbeitern zum dreißigsten Jahrestag der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Tätigkeit«.
In dem Moment kam die Schwiegertochter herein und sagte: »Platon, ich bin bei der Kosmetikerin. Die Frau von Aristoteles hat es arrangiert.«
»Geh«, sagte unfreundlich der große Gelehrte, der mit Aristoteles eine alte Rechnung zu begleichen hatte.
»Ich weiß nicht, bei wem ich Kritias lassen soll«, sagte die Schwiegertochter.
»Wozu sind denn die Sklavinnen da?«
»Die haben frei«, erwiderte die Schwiegertochter. »Du weißt doch, wie gutmütig ich bin.«
»Dann verschieb deinen Besuch bei der Kosmetikerin«, sagte Platon, liebevoll den Papyrus glättend.
»Unmöglich«, seufzte die Schwiegertochter. »Sie kennt das Geheimnis der ewigen Jugend. Sie wird schon nach Rom abgeworben.«
»In dieses unbedeutende Nest?«
»Aber eine Prophetin hat gesagt, daß Rom Zentrum eines bedeutenden Imperiums sein wird.«
»Was für ein Blödsinn!« empörte sich Platon. »Deine Prophetin hat keine Ahnung von Ökonomie. Rom liegt abseits der Handelswege.«
»Also behältst du Kritias eine Weile? Ich bleibe nicht lange.«
»Und wer macht die Arbeit?« begehrte Platon in ohnmächtigem Zorn auf.
Die Schwiegertochter ging.
Auf der Terrasse erschien der Schlingel Kritias. Platon entsann sich selten seiner Existenz und machte sich nur zuweilen Sorgen, daß der Junge von den Felsen stürzen könnte. Dann zerrte er Kritias vom Geländer fort und erzählte ihm das Märchen vom Knaben Ikarus, der nicht auf seinen Vater Dädalus gehört hatte und abgestürzt war.
Der Schlingel ging zum Großvater, tippte mit dem Finger an die Muschel und sagte: »Gib her. Ich mache ein Boot daraus. Damit fahr’ ich nach Iberien.«
»Die Muschel würde sinken«, sagte Platon. »Jeder Körper verliert soviel von seinem Gewicht, wie die von ihm verdrängte Flüssigkeit wiegt. Wasser wiegt weniger als die Muschel.«
»Du weißt eine Menge«, sagte Kritias verächtlich. »Aber zu den Soldaten nehmen sie dich nicht.«
»Das ist eine Verleumdung!« antwortete Platon.
Weitere Kostenlose Bücher