Lichtspruch nach Tau
Pflanze zu einem Hauptbestandteil des Lebens auf dem ganzen Planeten und im Rest des Universums zu machen. Es bedurfte nur elf Senatssitzungen, bis das Programm von allen Sektionen akzeptiert, vom Rektor befürwortet, vom Maxisterium genehmigt und feierlich als Profillinie für die nächsten fünfzig Jahre verabschiedet werden konnte.
Nach achtundvierzig der ersten fünfzig Orchideenjahre fragte ein ziemlich junger Assistent der mathematischen Sektion, eben erst an die Pixer Uni gekommen und kaum in die Anfangsgründe der Theorie niederer Parasiten in höheren Topologien n-dimensionaler Raumverschlingungen eingedrungen, warum eigentlich die ganze Universität sich mit Orchideen beschäftigte. Diese Frage kam ihm in den Sinn, als er in der Frühstückspause gemütlich sein mit Orchideenbutter bestrichenes Orchideenbrötchen kaute. Die anderen hörten ihn kaum, da er mehr laut gedacht als gesprochen hatte und gar keine Antwort erwartete, denn die Frage, das stand für ihn Sekunden später schon fest, war wissenschaftlich irrelevant. Einer, der ihn verstanden hatte, meinte, diese Frage sei durchaus eines Pausengesprächs wert, mehr aber auch nicht. Nach und nach schalteten seine Kollegen sich ein, diskutierten für und gegen einen Wechsel der Forschungsthematik, nannten auch neue Aufgaben, aber keiner dachte im Ernst daran, den geliebten Orchideen Lebewohl zu sagen. Am Ende der Pause herrschte die Meinung vor, daß diese Frage einen interessanten Disput im kleinen Kreis verspreche. Damit ging man auseinander.
Durch einen Zufall erfuhr vierzehn Tage später der Forschungsgruppenleiter davon, setzte die Frage als Punkt fünf auf die Tagesordnung, schlug selbst Neuerungen vor und notierte sich einiges aus der munter fließenden Diskussion. Aber auch auf dieser Sitzung wurde das Problem rein hypothetisch erörtert, ohne jede praktische Konsequenz.
In der turnusmäßigen Dienstbesprechung der Sektionsleitung, eine Woche später, sagte der Direktor unter Punkt Verschiedenes, daß es in der Gruppe Raumverschlingungen einen Querkopf gebe, der unbequeme Fragen stelle. Aber dem einmal aufgeworfenen Problem dürfe man nicht ausweichen, sondern müsse den Abteilungsleiter bei der Argumentation unterstützen. Also ordnete er an, daß der Stellvertreter für Forschung sich gelegentlich in diese Gruppe zu begeben und eine Aussprache herbeizuführen habe, deren Ziel sein müsse, der Abteilung die Größe des bestätigten Forschungsplanes farbig zu schildern und den Querkopf wieder in das Kollektiv einzugliedern.
Die Forschungsgruppe, zuerst ärgerlich wegen der Störung, amüsierte sich bald über das ängstliche Gebaren des Stellvertreters und heizte aus Spaß die Stimmung ein bißchen an. Die Folge davon war, daß der Stellvertreter zu seinem Direktor flüchtete und atemlos berichtete, die Abteilung erstrebe mehr Entscheidungsfreiheit und sehe sich schon nach anderen Aufgaben um.
Am nächsten Tage bereits setzte der Rektor seinen Prorektor für Prognose in Marsch. Diesen Titel führte der Mann nicht etwa, um wissenschaftliche Voraussagen zu machen – nichts lag ihm ferner als das –, dieser Titel verpflichtet ihn nur, Optimismus zu verbreiten. Dazu war er bestens geeignet, sozusagen ein Naturtalent, denn sein wohlgenährter, aber äußerst beweglicher Körper, seine helle, durchdringende Stimme und sein zuversichtliches Lächeln ließen in der Tat jeden Mißmut ersterben. Er konnte stundenlang ohne Manuskript sprechen, und nur wenige wußten, daß er sich kaum vorbereitete. Ganz anders als der erste Prorektor, der Wort für Wort ablas und nach spätestens einer halben Stunde keinen Zweifel mehr darüber ließ, daß er nicht nur nicht reden, sondern auch nicht schreiben konnte.
Dieser unerreichte Prognostiker veranlaßte eine Sektionsvollversammlung, stürmte mit drei hochdotierten Leuten kurz vor der Mittagspause in den Hörsaal und lockte eines nach dem anderen der nun schon ziemlich handfesten Argumente aus der Versammlung heraus. Das dauerte keine halbe Stunde. Dann ergriff er das Wort und ließ es erst nach vier Stunden wieder los, worauf auch die hitzigsten Revoluzzer vor Hunger kein Wort mehr herausbrachten. Seinem Rektor empfahl er, die Sektion konsequent zur Disziplin anzuhalten, da sie drohe, ihn, den Rektor, nicht wiederzuwählen, falls er nicht eine Überprüfung der Profillinie veranlasse. Außerdem sei dringend anzuraten, den Sektionsdirektor zur Verantwortung zu ziehen.
Eine Stunde später war das Maxisterium für
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