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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Absonderliches entdecken, und das verschwiegene Verbot erschien ihm noch fragwürdiger, ja verdächtig.
    Er wandte sich um Hilfe an das Sekretariat des Stellvertreters des Generalingenieurs der Kosmosflotte. Sein Name war dort nicht unbekannt. Er bekam einen kurzfristigen Termin.
    Am Morgen des Tages war ihm klar, daß aus dem Spiel nun unwiderruflich Ernst würde. Die heutige Begegnung würde ihn an einen Scheideweg führen. Mit einemmal war er sich nicht sicher, ob er den Ernst wirklich wollte. Eine wahnsinnsstille Heiterkeit bedrängte ihn, die Kraftprobe zu Ende zu führen. Da waren die Jahre, die in treuer Pflichterfüllung vergangen waren, da war ein ironischer Fatalismus, sich selbst zu beweisen. War er nicht ein mündiger Mensch, der sich Rechte erworben hatte, das Recht, Aufschluß zu erhalten über seine Welt, über D-Planeten, und selbst zu entscheiden, wo ihn eine Gefahr bedrohte? Er rasierte sich und stutzte ein wenig den Schnurrbart.
    Die Sekretärin empfing ihn mit attraktiver Freundlichkeit. Ihr Augenaufschlag begleitete ihn durchs Zimmer. Die Tür schnitt den Duft ihres Parfüms und ihre Blicke hinter ihm ab.
    Der Generalmajoringenieur stemmte sich hinter dem Schreibtisch hoch. Die Klimaanlage kühlte den Raum, aber sein massiges Gesicht war feucht von Schweiß. Als ahne er, daß er die Fragen seines Besuchers nicht würde beantworten können, fiel sein Entgegenkommen schwermütig aus und seine Gesten plump.
    Anstelle einer Begrüßung äußerte er: »Ich empfange Sie nur wegen Ihrer prononcierten Stellung in der Flotte. Verstehen Sie, verehrter Kapitän, es ist unüblich, den Grund seines Besuchs nicht anzugeben. Sie müssen doch ein Mensch sein, der Disziplin über alles schätzt.« Er bot ihm einen Platz an. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht«, erwiderte Redcroft, das Schema eines Gesprächs zwischen Vorgesetztem und Untergebenem durchbrechend. »In der Regel befanden sich die Leute, die ich vor der Zeit über meine Absicht informierte, auf einer Dienstreise zum Alpha-Centauri, oder sie weilten justament zur Kur in den Schwefelbädern der Venus.«
    Der Atem des Generalmajors ging heiser. Aber er lächelte. Die Augen in dem nicht vor Freundlichkeit glänzenden Gesicht blickten klein und kühl. »Bitte, sprechen Sie sich aus.«
»Ich habe nur eine Frage: Was hat es mit den D-Planeten auf sich?«
    Der Mann ihm gegenüber stieß die Luft hervor, was wie ach, ach klang. Jedoch, er lachte, und die Zähne hinter seinen Lippen blitzten schmal hervor. »Es ist verboten, auf ihnen zu landen. Was weiter? Deshalb haben Sie sich herbemüht?«
    »Ich möchte wissen, warum es verboten ist. Es handelt sich durchweg um unbewohnte Sauerstoffplaneten.«
»Ach.« Jetzt klang ein harter, klingender Ton in dem Luftstoß mit. »Darf ich zurückfragen, weshalb Sie glauben, dieses Wissen könnte Sie in irgendeiner Hinsicht bereichern?«
»Ich habe einfach ein Recht darauf«, sagte Redcroft.
»Ein Recht?« Der General verzog angewidert das Gesicht. »Sie sind ein erwachsener Mensch, und ich will mir die Mühe machen, mit Ihnen nicht wie mit einem Untergebenen zu reden. Es gibt Tatsachen, wüßten die Menschen um sie, würden sie beunruhigt sein.«
Redcroft nickte zustimmend. »Ich denke, ich werde die Tatsachen ertragen.«
»Sind Sie zufrieden mit Ihrem Beruf?« fragte der Stellvertreter des Generalingenieurs.
Was soll das? fragte sich Redcroft. Er bejahte.
»Wir schätzen Ihre Arbeit sehr. Branstner geht in Pension. Es ist eine Frage der Zeit, daß Sie die Omega-Flottille übernehmen.«
Redcroft unterdrückte einen Ausruf der Überraschung. Um nicht etwas Unüberlegtes zu äußern, schwieg er einen Moment. Dann sagte er: »Sind Sie der Meinung, daß mir meine Arbeit zuviel Zeit zum Nachdenken läßt?«
Scheinbar angestrengt, hob der Generalmajor die Schultern. »Es ist schade, daß Sie das so auffassen.«
»Ich bin wegen der D-Planeten zu Ihnen gekommen.«
Der andere sah ihn kühl und ratlos an. »Ein Flottillenchef muß eiserner Disziplin fähig sein, auch im Denken. Gerade da. Um ehrlich zu sein, ich kann Ihre Frage nicht beantworten. Ich weiß die Antwort nicht. Ich habe mich nie um diese Frage gekümmert. Es ist keine Frage für mich. Verstehen Sie, ich habe Wichtigeres zu tun.«
Redcroft sah ihm ins Gesicht und sagte: »Ich glaube Ihnen nicht.«
Die Züge des Vorgesetzten wirkten eigenartig porös. Das Leben war aus ihnen herausgeschwemmt, und zurückgeblieben war eine krustige

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