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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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atmen. Lebensmittel und Wasser besaß er reichlich, und irgendwo im Kosmos hatte man höchstwahrscheinlich seinen Notruf aufgefangen. Er war schwankend, ob er das jetzt schon Glück im Unglück nennen sollte. Es war vielleicht verfrüht. Er konnte seinen Ausflug nicht mehr verheimlichen, und laut Paragraph siebenundzwanzig der Raumflugordnung, Absatz vier, war die Landung auf Planeten der D-Zonen ohne eine Sondererlaubnis nur im Notfall gestattet. Sein Notfall war die Folge, und es würde schon einigen Genies bedürfen, um das umzudrehen.
    Seufzend sah er sich um. Er mußte die Zentrale nicht verlassen, um zu wissen, daß der Transporter nie wieder fliegen würde. Sein Notfall hatte Neugier geheißen, aber wahrscheinlich würde man es vor Gericht nicht einmal so nennen. Es ist, was es ist, sagte sich Redcroft, ein grober Verstoß gegen die Dienstordnung »K«. Sie werden mir die Geschichte des Verstoßes nachweisen. Mein Recht wird liquidiert. Aber was würde das beweisen? Meine Schuld? Ich muß mich beeilen, dachte er, wenn ich herausbekomme, was es mit den DPlaneten auf sich hat, werde ich die Frage, wen Schuld trifft, beantworten können.
    Konnte ihm jemand verbieten, neugierig zu sein? War es denn seine Schuld, daß ihm die Geschichte mit den D-Planeten eines Tages fragwürdig vorgekommen war?
    Als Kommandant auf modernsten Forschungs- und Passagierkreuzern, dauerten seine Reisen oft Wochen und Monate. Er gehörte zu denen, die weiter als jemals Menschen ins All vordrangen, Hunderte, Tausende von Lichtjahren weit. Unter seinem Kommando wurden Expeditionen befördert und für Nachschub gesorgt. Er flog im Liniendienst zwischen den besiedelten Planeten. Die Geschwindigkeiten waren gewachsen und mit ihnen die Entfernungen. Die Raumschiffe waren moderner geworden, komfortabel, technisch perfekt. Während langer Flugphasen hatte ein Kommandant nicht viel zu tun. Die Gespräche erschöpfen sich. Was gab es schon für weltbewegende Probleme, über die man reden konnte, in der Hoffnung, etwas Neues, Weltbewegendes zu äußern.
    Da kamen ihm eines Tages die D-Planeten in den Sinn, aber er fand keine Gesprächspartner. Es erschien niemandem widersprüchlich, daß sie Tausende von Lichtjahren weit im All ihr Leben riskierten, während vor ihrer Haustür ein paar Planetensysteme existierten, die niemand betreten durfte, über die niemand sprach.
    Die Besatzung eines Großraumschiffes führte ein relativ selbständiges Dasein. Aber über die Notwendigkeiten kosmischer Disziplin hinaus bestimmten so unsinnige Dinge wie das Abfassen einer täglichen Erfolgsmeldung ihr Leben. Manchmal beneidete Redcroft die Leute, die mit ihnen flogen, um irgendwo unbekannte Welten zu erforschen. Die hatten einen Auftrag. Er begriff die Notwendigkeit, sich selbst einen Auftrag zu geben.
    Der Gedanke fraß sich in ihm fest. In einsamen Stunden, wenn er der immer wiederkehrenden Themen des Alltags müde war, versank er in Nachdenken, und seine Phantasie malte ihm die abenteuerlichsten Bilder aus, Vorstellungen seiner Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Vertrauen, nach Heiterkeit. Das mündete in einen vagen Plan, sich selbst Geborgenheit zu schaffen, indem er sich vertraute und im Erfolg des Abenteuers Heiterkeit empfand.
    Er kehrte auf die Erde zurück und begann Leute, die sein Vertrauen besaßen, über die D-Planeten zu befragen. Es kam nichts dabei heraus. Entweder konnten oder wollten sie ihm keine Auskunft geben. Eigentlich aber, verdächtigte er sie, schützen sie nur Desinteresse vor. Sie beleidigten ihn, indem sie seine Fragen bagatellisierten. Er überwand das Gefühl der Kränkung und fand ihr Verhalten merkwürdig. Nun waren die D-Planeten nicht mehr aus seinem Denken wegzuwischen.
    Selbst Freunde begegneten ihm seltsam beschwichtigend mit dem Satz: Es wird schon seinen Grund haben. Die Aggressiveren unter ihnen fragten: Warum sollen wir uns über etwas den Kopf zerbrechen, das wir nie erleben werden? Die gekünstelte Aggressivität wie die Lapidarität versetzten ihn in eine kaum noch bezähmbare Wut. Seine Freundin Claire sagte, irgend etwas werde es dort geben, was für Menschen schädlich sei, Giftgase, Mikroorganismen oder noch Schlimmeres.
    Unter Vorwänden verschaffte er sich Zugang zu Speichern und Archiven. Allein, er fand nur Daten, die zur Klärung keinen Schritt weiterhalfen. Es waren Angaben allgemeiner Natur, physikalische und astronomische Parameter, Abrisse über Fauna und Flora. Er konnte in den Darstellungen nichts

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