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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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D-Zone führte. Der Umweg bedeutete nicht mehr als einen Katzensprung, ganze eineinhalb Lichtmonate. Über eine Ausrede machte er sich keine Gedanken. Wahrscheinlich würde der Abstecher überhaupt unbemerkt bleiben.
    Er schlürfte an einem zweiten Becher Tee und lachte schließlich frei und ungehemmt heraus. Wie aus einer Glut in seiner Mitte stieg die Lust an seinem Lachen in ihm auf. Das Schiff, ein Millionenwert, war ein Schrotthaufen. Ein Disziplinarverfahren würde das Geringste sein. Er lächelte über den Einfall, den Kursschreiber zu manipulieren, einen magnetischen Wirbelsturm ins Logbuch zu schummeln oder was dergleichen kindische Einfälle mehr waren.
    Er untersagte sich den Schmerz und zog die schweißgetränkte, zerrissene Kleidung aus. Nackt betrachtete er sich. Über die Brust lief eine Schramme wie von einem Peitschenhieb. Mit fünfunddreißig konnte man nicht mehr von pubertärer Magerkeit sprechen. Aber er fand an sich nichts Schlaffes, nichts Verbrauchtes. Mit den Fingern trommelte er einen Takt auf die gespannten Oberarmmuskeln. Ausgelassen und vor Schmerzen ächzend schlüpfte er in einen neuen Overall. Dann nahm er eine knappe Mahlzeit zu sich.
    Noch hatte er der Umgebung keinen Blick gegönnt. Er kannte die Zügellosigkeit seiner Neugier. Er entsiegelte den Havariespeicher. Der Ky spuckte alles aus, was über diesen Planeten, dem ein Mensch den Namen Hammurapi gegeben hatte, enthalten war. Von fünfen war dies der vierte des Systems, sein Umfang wenig größer als der der Erde, Rotationsdauer siebenunddreißig Stunden, Magnetfeld und so weiter. Die Atmosphäre glich weitgehend der irdischen. Nichts Aufregendes also. Vor einem Tier mit der Bezeichnung Energosaurus wurde gewarnt. Redcroft zupfte amüsiert an den Enden seines ausgebleichten Schnurrbarts. Das Ungeheuer sah eher aus wie ein riesenhafter Maikäfer. Der Ky wies darauf hin, daß dieses Tier mit Energiewaffen nicht zu bekämpfen sei. Es vernichte Feinde aus purer Reizbarkeit mittels energetischer Entladungen, deren Natur nicht erforscht sei. Es handele sich um ein Nachtlebewesen. Der Ky gab noch den Kampfschrei des Untieres zum besten. Redcroft fröstelte. Doch alles in allem war das, was er vernommen hatte, kein Grund zur Beunruhigung. Es gab keinen Hinweis darauf, warum dieser Planet als »Dangerous« klassifiziert worden war.
    »Das kriegen wir ’raus«, murmelte er. »Verlaßt euch darauf. Eher gehe ich nicht von hier weg.«
Spielerei, meinte er Claires Stimme zu hören, und das in deinem Alter.
»Und das in meinem Alter!« schrie er. »Es ist mein Risiko. Es geht euch nichts an. Sperrt mich ein dafür, oder bringt mich in die Klapsmühle. Aber vorher werde ich herausbekommen, warum das ein D-Planet sein soll.«
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, hörte er sie sagen.
»Ich nicht«, vernahm er die eigene, feste Stimme. »Ich haue noch den Tod übers Ohr.«
Er lief durch die Gänge der vorderen Sektionen. Trümmerstücke ragten wie Äste eines abgestorbenen Waldes. Barrikaden stellten sich ihm in den Weg. Hangelnd überwand er Abgründe.
Zu seinem Erstaunen hatten die Reparaturroboter einen beachtlichen Teil der lebensnotwendigen Aggregate und Versorgungseinrichtungen bereits wieder zusammengeflickt. Der Gedanke an die nächtlichen Saurier beunruhigte ihn nun weniger.
Die Bruchstelle mittschiffs überquerte er balancierend auf einem schmalen, verdrehten Träger. Einmal fiel sein Blick in die Tiefe von Dutzenden Metern. Sonnenlicht malte freundliche Muster in das Chaos. Zitternd stieg erwärmte Luft auf. Die Stimmung verlangte nach dem müden Summen von Fliegen, nach Vogelgezwitscher in der Höhe. Er kam sich selbst unwahr vor und kniff die Augen zusammen, um den Trug abzuschütteln. Sein Lächeln kam aus einer Sehnsucht, wie sie nur an der Nahtstelle von Welten entsteht.
Bis hierher war das Niveau leicht angestiegen. Die Korridore zu den Triebwerks- und Laderäumen lagen waagerecht vor ihm. Entschlossen zerteilte er die Düsternis mit Blicken und mit seinen rudernden Armen. Der Geruch von Wärmeaustauschern und Schmiermitteln drang zu ihm. Tanks waren geborsten. Irgendwo unten entstand ein fettig glänzender Reflex.
Den Hubgleiter im Hangar fand er unversehrt vor. Doch die Luke der Ausflugöffnung widersetzte sich allen Anstrengungen. Um nicht weitere Zeit zu verlieren, zündete er die Sprengladungen. Schwer sackte die Platte nach außen weg und schlug dröhnend auf. Er verfolgte angespannt den Vorgang, und es kam ihm vor,

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